Fußballschule am Meer Bd. 1 - Fiese Fouls
wären froh, wenn du mehr für die Schule tun würdest.»
«Hahaha», machte Finn. «Ich dachte, eine Strafe soll immer etwas mit dem zu tun haben, was man angestellt hat. Beim Fußball hab ich aber gar nichts angestellt.»
«Erstens», sagte sein Vater und drückte Finn den Tellermit dem Abendbrot in die Hand, «ist das pädagogischer Blödsinn, den ich nicht mitmache. Eine Strafe muss wehtun!»
«Aha», machte Finn. «Und zweitens?»
«Zweitens» – der Vater reichte ihm auch noch ein Glas Milch – «gibt es durchaus einen Zusammenhang zwischen deinen schulischen Leistungen und deiner Fußballverrücktheit, wie deine albernen T-Shirts offensichtlich und zweifelsfrei beweisen. ‹Den mach ich rein in ihm sein Tor!› – was soll das denn für ein Deutsch sein?!»
«Ach, Papa», seufzte Finn, und für einen winzigen Augenblick tat der Vater ihm tatsächlich etwas mehr leid als er sich selbst.
«Lass ihm doch das T-Shirt », mischte die Mutter sich ein. «Wenn es ihm Spaß macht, damit herumzulaufen.»
«Wenn es ihm Spaß macht – wenn ich das schon höre!», regte der Vater sich auf. «Wenn ich in meinem Leben immer nur gemacht hätte, was mir Spaß macht …!»
Finn verschwand aus der Küche. Ich hau ab, dachte er auf dem Weg zu seinem Zimmer. Eines Tages verschwinde ich von hier. Ihr werdet es erleben!
Er knallte den Abendbrotteller auf seinen Schreibtisch und stellte die Milch so heftig ab, dass sie überschwappte und sein Matheheft vollkleckerte. Die Schrift verwischte, und alles, was er am Nachmittaggeschrieben hatte, war von einer Sekunde auf die andere unleserlich geworden.
«Na super», fluchte Finn leise vor sich hin. «Das gibt den nächsten Ärger!»
Er trocknete das Heft, so gut es ging, nahm eine Scheibe Brot vom Teller und biss hinein. Halb trotzig, halb traurig. Warum ging immer alles schief? Und warum passierte so etwas eigentlich nur ihm?
Seit Wochen dachte Finn über diese Fragen nach, doch auch an diesem Abend fand er keine Antworten.Also schlug Finn schließlich die Zeitung auf und überflog die Überschriften, ohne dass auch nur eine ihn reizte, den dazugehörigen Artikel komplett zu lesen. Politik, Nachrichten aus aller Welt, Nachrichten aus der Heimat, Wirtschaft, Allgemeines, Kultur, Sport … – Finn blätterte sich lustlos durch die Zeitung, bis er plötzlich eine kurze Nachricht entdeckte.
Fußballstars von morgen gesucht!
Norderdünersiel – An der ostfriesischen Nordseeküste eröffnet im September ein neues Fußballinternat. In den Sommerferien finden dort drei jeweils zweiwöchige Fußballfreizeiten statt, bei denen sich die Profis von morgen um eine Aufnahme im Internat bewerben können. Gesucht werden Mädchen und Jungen aus ganz Deutschland zwischen 10 und 16 Jahren. Weitere Infos und Anmeldungen unter www. …
Finn las die Zeilen ein zweites und ein drittes Mal. Er wischte sich über die Augen, schüttelte sich wie ein Hund nach einem Bad im See und kniff sich schließlich sogar selbst! Doch der Artikel blieb, wo er war, und sein Inhalt verhieß stets dasselbe.
Ein zaghaftes Lächeln legte sich auf Finns Gesicht, als er seinen Computer startete …
Der Zug hatte Verspätung. Finn starrte alle paar Sekunden abwechselnd auf seine Uhr und aus dem Fenster. Doch von Bremen war weit und breit nichts zu sehen. Von Minute zu Minute wurde er nervöser, weil die Zeit, um von diesem Zug in den anderen umzusteigen, der ihn an die Nordsee bringen sollte, immer knapper wurde.
In den Lautsprechern knackte es.
«Sehr geehrte Fahrgäste», meldete sich die Stimme des Zugführers, «in wenigen Minuten erreichen wir Bremen Hauptbahnhof. Unser Zug hat zurzeit leider eine Verspätung von zwölf Minuten. Daher kann der Intercity 2132 nach Norddeich-Mole über Delmenhorst, Oldenburg, Bad Zwischenahn, Leer, Emden und Norden, Abfahrt 11 : 55 Uhr, leider nicht warten …»
Ein enttäuschtes Raunen ging durch den Wagen. Offenbar wollten alle Fahrgäste an die Nordsee reisen.
«Die nächste Möglichkeit zur Weiterfahrt nach Norddeich-Mole besteht um 12 : 54 Uhr mit einem Regionalexpress auf Gleis 3 …»
Aus der Enttäuschung wurde Verzweiflung und Wut, und aus dem Raunen Gejammer, höhnischesGelächter und unverhohlene Drohungen. Zumindest waren das die Reaktionen der meisten Fahrgäste. Finn hingegen hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Draußen tauchten endlich die ersten Häuser von Bremen auf. Wenn der andere Zug auch ein paar
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