Fußballschule am Meer Bd. 1 - Fiese Fouls
sagte er nichts. Auch nicht, als er erfuhr, dass der Flieger nach Italien bereits frühmorgens startete, viel früher, als sein Zug abfuhr. Finn schwieg und dachte nur daran, dass alles viel schlimmer hätte kommen können. Sein Vater hätten ihm das Fußball-Sommercamp ja auch verbieten können! Immerhin hatte seine Mutter ihn nicht vergessen. Sie half ihm beim Kofferpacken und bestellte ein Taxi, das ihn am Morgen zum Bahnhof bringen sollte. Als sie ihm das Geld fürdas Taxi in die Hand drückte und ihm «Viel Spaß, mein Großer» wünschte, hatte sie sogar ein paar Abschiedstränen in den Augen. In dem Moment hätte Finn sie gern in den Arm genommen, aber er konnte nicht.
«Ist besser so», sagte er zu Brits Mutter.
«Na ja, es geht mich ja auch nichts an», sagte sie. «Wenn du willst, kannst du gern mit uns fahren. Wir haben zwar Fahrkarten für die 1. Klasse, aber das sollte kein Problem sein. Die Differenz zu deiner Karte übernehme ich.»
«Nein danke, wirklich nicht», sagte Finn.
«Das würde ich mir überlegen», meinte Brit und deutete den Bahnsteig entlang, der inzwischen fast schwarz vor Menschen war. «In der 1. Klasse ist es bestimmt leer.»
Finn versuchte sich vorzustellen, wie er zweieinhalb Stunden lang mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken und der Sporttasche über der Schulter in einem völlig überfüllten Wagen stehen musste. Seine Platzreservierung galt ja nur für den IC, den er verpasst hatte.
«Also gut, dann …», willigte er ein. «Vielen Dank.»
«Nichts zu danken», sagte die Mutter und schickte Brit los, um für die Fahrt noch ein paar Getränke und belegte Brötchen zu besorgen.
Das Mädchen war kaum wieder da, als auch schon der Regionalexpress aus Hannover einfuhr. Die Leuteströmten in die Wagen, nur in der 1. Klasse war tatsächlich noch jede Menge Platz.
«Das ist übrigens ein cooles T-Shirt », meinte Brit, als sie und Finn sich am Fenster gegenübersaßen.
«Findest du?» Finn strich stolz über sein «Wenn-das-ein-Tor-war-bin-ich-ein-Mädchen»-Shirt.
«Das würde ich auch glatt anziehen», sagte Brit und lachte.
«Mal sehen, vielleicht leihe ich es dir ja mal», sagte Finn und biss zufrieden in sein Salamibrötchen.
Die weitere Reise verlief völlig problemlos. Der Zug kam pünktlich in Norden an, und auf dem Bahnsteig wartete bereits Herr Brenneisen. Er war Mitte zwanzig, groß, dürr und trug schulterlanges, glattes, blondes Haar.
«Manfred Brenneisen», stellte er sich vor. «Ich bin im Fußball-Camp der Hausmeister, Fahrer, Gärtner, Hilfskoch, Masseur – kurz: das Mädchen für alles. Und für euch einfach nur der Manni. Okay?»
Die Neuankömmlinge nickten. Außer Finn, Brit undJosh waren noch drei weitere Fußballcamp-Gäste mit dem Zug angereist. Filip, ein kleiner, drahtiger Typ, der nicht eine Sekunde lang still stehen konnte, ein Junge namens Dennis, den Finn vom ersten Augenblick an unsympathisch fand, ohne dass er einen Grund dafür hätte nennen können, sowie ein hübsches, dunkelhaariges Mädchen in einem Bayern-München- T-Shirt .
«Du bist Daniela?», fragte Manni und hakte ihren Namen auf einer Liste ab.
«Dani genügt», betonte das Mädchen.
«Mit Sahne?», fragte Dennis, und Finn ahnte, dass Dani diesen Spruch mindestens ebenso oft gehört hatte wie er den «Finn-Dingi». Trotzdem lachte sie mit.
«Mit dem T-Shirt könnte es hier in Norddeutschland ziemlich gefährlich für dich werden», meinte Manni.
Für einen Moment dachte Finn, dass er gemeint war. Doch dann sah er, wie Dani ein zuckersüßes Lächeln auf ihr Gesicht zauberte.
«Glaubst du wirklich, dass mir jemand etwas tun könnte?», fragte sie sanft und klimperte Manni mit ihren langen dunklen Wimpern an. Im Grunde hauchte sie die Worte nur.
Die Jungs einschließlich Brit stöhnten auf. Nur Manni winkte ab.
«Nicht schlecht, die Nummer», meinte er cool. «Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein echter Werder-Fan davon wirklich beeindrucken lässt.»
«Schade», sagte Dani – und gab nach. «Das T-Shirt ist nach der langen Fahrt sowieso ziemlich durchgeschwitzt. Ich denke nicht, dass ich es morgen noch einmal anziehen werde.»
«Sehr vernünftig», sagte Manni. Dann klatschte er aufmunternd in die Hände. «So, Leute, genug gequatscht. Wir müssen los, im Camp warten sie schon auf uns. – Wollen Sie noch mitkommen? Ich kann Sie nachher aber nicht wieder zum Bahnhof bringen, Sie müssten also mit dem Bus zurückfahren oder sich ein Taxi
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