Fußballschule am Meer Bd. 1 - Fiese Fouls
Vorderseite hatte sich jeder seinen eigenen Lieblingsspruch ausgesucht. Manche passten sogar. Josh, der Schweiger, hatte einen Spruch von Hermann Gerlandausgewählt: «Hätte, wenn und aber – alles nur dummes Gelaber!», und auf dem T-Shirt von Dani, der Törjägerin, stand: «Man muss versuchen, den Gegner durch permanentes Toreschießen zu zermürben!» Das hatte Dietmar Demuth als Trainer des FC St. Pauli gesagt, als die Mannschaft in zwei Spielen elf Tore geschossen hatte.
Filip hatte sich für einen Spruch von Mario Basler entschieden: «Lauf mal, du bewegst dich ja wie ich!», Brits T-Shirt zierte ein Satz von Fabian Ernst: «Wir können auch noch schlechter!», und Finn hatte sich einen der besten Lothar-Matthäus-Sprüche ausgesucht: «Gewollt hab ich schon gemocht, aber gedurft ham sie mich nicht gelassen.»
Die T-Shirts kamen so gut an, dass die anderen Ferienfußballer ihre Betreuer bedrängten, mit ihnen ebenfalls welche herzustellen. So kam es, dass eine Woche später, bei der großen Schnitzeljagd, jedes Team sein eigenes T-Shirt trug. Allerdings waren die «Pappnasen» die Einzigen mit Fußballersprüchen, denn Finn hatte sich weder durch Worte noch durch Geld und schon gar nicht durch die Androhung von Prügeln überzeugen lassen und die Adresse seiner Lieblings-Homepage geheim gehalten.
Die Schnitzeljagd wurde am Dienstag in der zweiten Woche gleich nach der Mittagspause gestartet. Sechzehn Teams nahmen teil, vier Gruppen à vier Zelte. Die Startreihenfolge wurde ausgelost, und Dani als Mannschaftskapitänder «Pappnasen» zog die 16. Damit starteten sie als Letzte, über eine Stunde nach dem ersten Team.
Die fünf gingen an den Strand und packten die Tasche aus, die Manfred als Spielleiter ihnen mitgegeben hatte. Dani nahm den Zettel, auf dem der gesamte Inhalt aufgelistet war.
«Ich lese vor, und ihr kontrolliert. Alles klar?»
«Fang an», sagte Finn.
«Ein Schreibblock?»
«Ist da.»
Dani machte einen Haken auf der Liste.
«Zwei Schreiber?» – «Okay.» – «Eine kleine Schaufel?» – «Hier.» – «Ein Würfel? – Brennglas? – Fünf große Plastiktüten? – Ein Handy für den Notfall? – Ein Taschenmesser, scharf!? – Kompass?» – «Ja.»
«Dann ist alles da», stellte Dani fest.
«Außer dem Zettel mit unseren Aufgaben», sagte Filip.
«Den kriegen wir doch erst beim Start», sagte Brit. «Außerdem kannst du dir die Aufgaben auch so schon vorstellen. Wir müssen etwas aufschreiben, wahrscheinlich ein Gedicht oder ein Kochrezept. Dann müssen wir etwas ausgraben und mitnehmen.»
«Nicht nur ‹etwas›», meinte Finn. «Mann, die geben uns fünf große Tüten mit. Wofür wohl!»
«Vielleicht sollen wir heimlich den Bauschutt entsorgen!», sagte Filip und lachte.
«Ach was.» Brit winkte ab. «Wahrscheinlich brauchen wir nur eine Tüte, und die anderen sind als Ersatz gedacht.»
«Und wofür ist das Handy gedacht?», wunderte sich Finn.
«Damit wir Hilfe rufen können, wenn was passiert, oder sie uns wiederfinden, wenn wir uns verlaufen haben», vermutete Dani.
«Ich möchte echt mal wissen, wie viele Kinder früher wohl einfach so verschwunden sind, als es noch keine Handys gab», sagte Josh.
«Keines natürlich», sagte seine Schwester. «Aber es gibt nun mal Handys, und ich fühle mich sicherer, wenn wir eines dabeihaben. Stell dir mal vor, was unsere Eltern sagen würden, wenn einem von uns etwas passiert!»
«Mein Vater würde sagen: ‹Ach, stimmt, einen großen Sohn hatte ich ja auch noch!›» Finn schüttelte sich. Er wollte nicht an zu Hause und schon gar nicht an die bevorstehende Heimreise denken. Das hatte ihm schon das Training am Morgen versaut!
Die anderen schwiegen betroffen.
«So schlimm?», fragte Brit leise.
Finn drehte sich weg, denn er wollte seine feucht schimmernden Augen nicht zeigen. Nach den Anfangsschwierigkeiten war es ihm eine Woche lang im Fußballferien-Camp richtig gut gegangen. Er hatte jede Menge Spaß gehabt und dabei nicht ein einziges Malan zu Hause gedacht. Doch je näher der Abschied von Norderdünersiel kam, desto unruhiger wurde er. Beim Vormittagstraining waren ihm prompt zwei Anfängerfehler unterlaufen, genau wie zu Beginn der Fußballferien. Und plötzlich war auch die Angst wiedergekommen, dass er doch noch scheitern könnte und nicht im Fußballinternat aufgenommen würde!
«Ich schätze, die Schnitzeljagd wird abgebrochen», sagte Filip plötzlich und zeigte Richtung Westen. «Da braut sich ein
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