Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
dem Training. Nur das Hausaufgabenheft lugte nicht mehr hervor!
Oh Gott! Finn durchzuckte ein furchtbarer Verdacht. Hatte Luca ihn etwa auf die Probe gestellt und das Heft extra ein Stück hervorschauen lassen? Hatte er tatsächlichirgendwo im Zimmer eine Kamera versteckt, die ihn überführen sollte? Hatte Luca bereits gesehen, dass Finn beinahe das Heft genommen und die Hausaufgaben abgeschrieben hätte? War er deswegen so enttäuscht?
«He, Luca, das war nur so ein Impuls», begann Finn zu erklären. «Ich würde es aber niemals wirklich tun!»
«Wie? – Was?» Diesmal war es Luca, der leicht verwirrt wirkte. «Aber … du hast es doch getan!»
«Nein, das hat nur so ausgesehen.»
«Willst du mich verarschen?» Luca schien ernsthaft böse zu werden. «Bist du heute nach der ersten Halbzeit nun einfach abgehauen oder nicht?!»
«Ja, aber doch nicht, um …» Finn stockte. «Moment mal – du bist enttäuscht, nur weil ich mir die zweite Halbzeit nicht mehr angesehen habe?»
«Ja, klar. Was dachtest du denn?»
«Warum hätte ich mir den Horrorkick denn noch länger antun sollen?», fragte Finn. «Das Spiel war unterirdisch, es sah alles nach einer Niederlage für euch aus.»
«Für
uns
», korrigierte Luca ihn. «Es sah nach einer Niederlage für
uns
aus. Du gehörst zur Mannschaft dazu, oder etwa nicht?»
Finn schüttelte den Kopf.
«Heute nicht», sagte er. «Der Trainer hat mich rausgeworfen, schon vergessen?»
«Herr Fischer hatte doch gar keine andere Wahl», sagte Luca.
«Ach so», sagte Finn und starrte Luca böse an. «Auf welcher Seite stehst du eigentlich?»
«Darum geht es doch gar nicht», sagte Luca. «Es geht darum, dass du einfach abgehauen bist!»
«Was hätte ich denn sonst tun sollen?», fragte Finn zurück. Er verstand überhaupt nicht, worüber Luca und die anderen sich so sehr aufregten. «Herr Fischer hat ja wohl deutlich genug gesagt, dass ich nicht mitspielen darf.»
«Aber du solltest dich trotzdem dafür interessieren, wie deine Mannschaft spielt!», sagte Luca. «Außerdem musste Herr Fischer Dennis vom Platz nehmen, nachdem er zwei Mädchen gefoult hatte und kurz vor der Roten Karte stand. Der Trainer wollte dich einwechseln, aber du warst nicht da. Also hat Julia in der zweiten Halbzeit auf deinem rechten Verteidigerposten gespielt, ich bin ins Mittelfeld gegangen und Dani in den Sturm.»
«Ich hätte mitspielen sollen?» Finn presste die Lippen ganz fest zusammen, damit er nicht laut zu schreien begann.
«Ja, aber niemand hat gewusst, wo du steckst», sagte Luca. «Herr Fischer hat getobt, weil du dich noch nicht einmal bei ihm abgemeldet hast.»
Finn zuckte mit den Schultern.
«Ich wollte meine Hausaufgaben machen», erklärte er.
«Ach ja?» Luca schaute ihn von oben bis unten an, und erst jetzt wurde Finn wieder bewusst, dass er außer einer nassen Badehose, Badelatschen und dem Handtuch um seine Hüften nichts anhatte. «Und? Bist du fertig geworden?»
Finn antwortete nicht.
«Hast du überhaupt angefangen?», fragte Luca.
Finn zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf.
«Ich wollte erst noch ein bisschen trainieren», sagte er leise. «Gegen die Bremer will ich schließlich fit sein!»
«Sag mal, hast du das immer noch nicht begriffen?», fragte Luca fassungslos. «Wenn du morgen in der Schule wieder keine Hausaufgaben vorweisen kannst, dann kannst du das Spiel gegen die Bremer vergessen!»
«Ja, kann sein», gab Finn zu. «Aber wenn ich gegen Bremen spielen darf, und ich habe dann weder Kraft noch Kondition, dann macht das doch auch keinen Sinn!»
«Wieso denn nicht?», fragte Luca. «Es ist doch nur ein Freundschaftsspiel.»
«Das glaubst aber auch nur du», sagte Finn. «Zu so einem Spiel kommen jede Menge Talentspäher. Die Bremer sowieso, allein schon wegen ihrer eigenen Spieler. Aber vielleicht kommen auch noch welche vom niedersächsischen Fußballverband oder sogar vom DFB! Vielleicht auch aus Hannover, oder aus Hamburg oder …»
«Talentspäher, ja klar!», unterbrach ihn Luca und tippte sich an die Stirn. «Ich glaube, bei dir hakt’s! He, wir sind erst 12, wir spielen in der D-Jugend !»
«Na und?», sagte Finn. «In Brasilien suchen die Scouts schon im Kindergarten nach neuen Talenten!»
«Wir sind aber nicht in Brasilien!»
«Ja, leider», sagte Finn. «Wenn ich ein Brasilianer wäre, müsste ich mich nicht mit irgendwelchen Hausaufgaben herumquälen, sondern könnte mich voll und ganz auf den Fußball
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