Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
gedrängt stehenden «Pappnasen» am Boden liegen.
«Was ist hier passiert?», fragte er in einem sehr ernsten Ton, den die Fußballschüler sonst gar nicht von ihm kannten. Trotzdem erntete er nur Schweigen.
«Ich will wissen, was hier passiert ist», wiederholte er, etwas schärfer als eben.
Dani war die Erste, die den Mund aufmachte.
«Er erfährt es doch sowieso», meinte sie und klang dabei ziemlich gleichgültig. «Luca ist …»
«Ich bin hingefallen», unterbrach Luca sie und versuchte, sie mit Blicken zu töten. Oder zumindest ins Komazu versetzen. Doch beides misslang. Wenigstens konzentrierte sich Manni nun auf ihn.
«Und warum stehst du nicht wieder auf?», fragte er.
«Meine Schulter tut weh.»
Sofort kniete Manni sich neben ihm auf die Straße und tastete vorsichtig die Schulter ab. Luca verzog zwei-, dreimal das Gesicht.
«Das muss von einem Arzt untersucht werden», sagte Manni. «Und zwar sofort!»
«So weit waren wir auch schon», sagte Filip. «Ich wollte gerade Geld für ein Taxi zum Krankenhaus sammeln.»
«Taxi?», fragte Manni. «Wieso holt ihr keine Hilfe im Internat?»
«Luca war dagegen», sagte Dani. Es schien ihr wirklich egal zu sein, dass sie Gefahr lief, die anderen zu verärgern.
«Okay», sagte Manni. «Und warum ruft ihr keinen Krankenwagen?»
«Ich wollte nicht, dass jemand von dem … dem Unfall erfährt», sagte Luca.
«Von dem Unfall? So, so, verstehe», sagte Manni nachdenklich. Dann schüttelte er den Kopf. «Nein, Quatsch, ich verstehe überhaupt nichts! Warum wolltest du das geheim halten? Was denkst du, was die im Krankenhaus mit dir machen, wenn du deinen Namen nicht nennst? Umsonst untersuchen und behandeln?»
Luca und die anderen «Pappnasen» schwiegen betroffen. Darüber hatte keiner von ihnen nachgedacht.
«Und jetzt?», fragte Luca schließlich.
«Jetzt hole ich den V W-Bus und bringe dich nach Norden ins Krankenhaus», sagte Manni.
«Du verrätst mich nicht?», fragte Luca überrascht.
«Wenn ihr nichts erzählt – von mir erfährt niemand etwas», versprach Manni.
«Darf ich mitfahren?», fragte Finn.
«Ich auch?», schloss Julia sich an.
«Dann will ich auch mitkommen», sagte Brit.
«Leute, ihr macht mich wahnsinnig», stöhnte Manni.
«Es sollte höchstens einer von euch mit ins Krankenhaus fahren», sagte Josh. «Es fällt bestimmt auf, wenn gleich vier von uns nicht da sind.»
Wie immer hatte er recht, aber Luca hatte nun die Qual der Wahl. Er wollte keinen vor den Kopf stoßen, weder Finn noch Julia. Brit kam für ihn als Begleitung nicht in Frage. Sie hatte sich sowieso nur gemeldet, um bei Finn zu sein.
Julia nahm ihm die Entscheidung ab.
«Nimm Finn mit», sagte sie. «Wenn jemand merkt, dass wir beide nicht da sind, können wir uns in den nächsten Tagen nur doofe Sprüche anhören.»
«Richtig», sagte Luca und sah genauso erleichtert aus, wie er sich anhörte.
«Gut, das wäre also geklärt», sagte Manni. «Dann gehe ich jetzt den Wagen holen, und ihr anderen kommt mit zur Fußballschule. Bestimmt werdet ihr schon längst vermisst.»
«Mich vermisst hier niemand», sagte Dani leise und marschierte als Erste los.
«Was war das denn für ’n Spruch?», sagte Brit und beeilte sich, ihre Mitbewohnerin einzuholen.
Die übrigen acht «Pappnasen» folgten den beiden, zusammen mit Manni Brenneisen. Finn wartete, bis keiner von ihnen mehr zu sehen war, bevor er seinen Mund öffnete. Doch Luca kam ihm zuvor.
«Frag nicht, bitte», sagte er und sah seinen Mitbewohner eindringlich an. «Ich erzähle dir alles, versprochen. Aber nicht jetzt, okay?»
Finn schwieg. Er sagte kein Wort, während sie auf Manni warteten, blieb während der Fahrt zum Krankenhaus in Norden stumm und auch auf dem Weg vom Parkplatz zum Eingang.
«Habt ihr Streit?», fragte Manni.
Luca ahnte, worauf er hinauswollte.
«Finn hat mit meinem Sturz nichts zu tun», sagte er.
«Wer dann?», fragte Manni sofort. Aber ihm war wohl klar, dass er weder von Luca noch von Finn eine Antwort erhalten würde. Er hakte jedenfalls nicht weiter nach, während er die beiden zur Notfallambulanz begleitete, wo er die Formalitäten erledigte und sich dann verabschiedete, weil er dringend etwas essen musste.
«Ich fahre zum Imbiss am Bahnhof», sagte er. «Soll ich euch etwas mitbringen? Ihr müsst doch schon umkommen vor Hunger!»
Die beiden Kicker schüttelten stumm den Kopf.
«Wie ihr wollt», meinte Manni. «Ihr habt meine Handynummer. Ruft mich an, wenn ihr hier
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