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Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko

Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko

Titel: Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schubert
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geworden wäre.
    Bei der Überfahrt hatte ihm die frische Luft gutgetan, und die brauchte er jetzt auch. Als Finn auf dem Weg zum Ausgang an der Anmeldung vorbeikam, überlegte er kurz, ob er sich nach der alten Frau Möller erkundigen sollte. Doch als er stehen blieb, begann sich alles wieder zu drehen, und deshalb beeilte er sich lieber, das Krankenhausgebäude zu verlassen.
    Die frische abendliche Nordseeluft tat ihm tatsächlich gut. Er atmete ein paarmal tief durch und fühlte sich sofort besser. Nicht nur im Magen. Auch in seinem Kopf war alles wieder klar. Plötzlich wusste er, wie er sich in Zukunft Luca gegenüber verhalten würde – nämlich ganz genau so wie bisher auch. Luca war sein bester Freund, Mitbewohner und Bruder und sollte es bleiben!
    Sehr zufrieden ging Finn zurück ins Wartezimmer. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf kam auch Lucawieder. Er saß in einem Rollstuhl, der von einer Krankenschwester in den Warteraum geschoben wurde.
    Finn bekam einen Schreck.
    «Keine Sorge», sagte die Krankenschwester. «Der Rollstuhl ist hier Vorschrift. Deinem Freund geht es gut, seine Schulter ist nur leicht geprellt.»
    «Gut», sagte Finn erleichtert und zückte sein Handy, um Manni anzurufen.
    «Handys sind im Krankenhaus verboten», sagte die Schwester.
    «Okay.» Finn steckte das Handy wieder weg. «Wo kann ich dann telefonieren? Ich muss jemanden anrufen, der uns abholt und nach Hause bringt.»
    «Ist schon erledigt», sagte die Krankenschwester, wünschte Luca gute Besserung und ging davon.
    «Danke», sagte Luca leise. Er saß in seinem Rollstuhl in der Nähe der Tür und schien nicht zu wissen, wo er hinschauen sollte. Sein Blick wanderte vom Fußboden zu seinen Händen, hinüber zum Tisch mit den Zeitschriften, weiter zur Plastikpalme in der hintersten Ecke des Raumes und wieder zurück zu seinen Füßen. Aber er schaute nicht ein einziges Mal geradeaus, zu den Stühlen vor der Fensterfront, wo Finn saß.
    Dem war das erneute Schweigen zwischen ihnen extrem unangenehm, und er überlegte krampfhaft, was er sagen könnte, um es nicht zu lang werden zu lassen. Leider fiel ihm kein passender Fußballerspruch ein, mit dem er Luca zum Lachen hätte bringen können. Außer vielleicht «Man darf den Sand nicht in den Kopf stecken», einen der vielenKlassiker von Lothar Matthäus. Aber zum einen fand Luca diese Sprüche nicht so lustig wie Brit, und zum anderen konnte Finn nicht abschätzen, ob seinem Mitbewohner überhaupt zum Lachen zumute war! Also verzichtete er am Ende auf alle Experimente und stellte die Frage, die am naheliegendsten war.
    «Hast du noch Schmerzen?»
    Luca reagierte nicht sofort.
    «Ich habe eine Spritze bekommen», erzählte er dann seinen Füßen. Plötzlich blickte er aber doch auf. «Hat die Schwester recht?»
    Finn hatte keine Ahnung, was Luca meinte, und genau so guckte er auch.
    «Sie hat mich deinen Freund genannt», sagte Luca zögerlich und fügte fast schon ängstlich die für ihn wohl alles entscheidende Frage hinzu: «Bin ich das noch?»
    Finn brauchte nicht einmal eine Nanosekunde Bedenkzeit. «Ja», sagte er. «Mein bester Freund, Mitbewohner und Bruder!»
    Luca atmete auf. Er sagte nichts, jubelte nicht und sprang auch nicht auf, um Finn begeistert in den Arm zu nehmen. Aber die Anspannung löste sich, und Luca schien sehr erleichtert zu sein.
    «Was du früher getan hast, ist mir egal», behauptete Finn. Es war eine glatte Lüge. Finn war bei dem Gedanken, mit einem echten ehemaligen Gang-Mitglied zusammenzuwohnen, ebenso erschrocken wie fasziniert, und er platzte fast vor Neugier. Aber Luca hatte beschlossen, neu anzufangen, die Fußballschule am Meer bot ihm die Möglichkeitdafür, und Finn wollte seinem Mitbewohner ganz bestimmt nicht im Weg stehen. Im Gegenteil. Er wollte Luca helfen, ihn unterstützen und keine Fragen mehr stellen, die ihn an frühere Zeiten erinnerten. Und wer weiß, vielleicht erzählte Luca eines Tages ja von sich aus, was er alles zusammen mit diesem Marcel und den anderen vier Jungs in Hamburg angestellt hatte. Oder Finns Interesse daran ließ nach   …
    «Gehen wir nach vorne?», fragte er. «Manni ist bestimmt gleich da.»

    Luca stellte seine Füße auf die dafür vorgesehenen Stützen.
    «Ich bin bereit, James», sagte er dann mit einer Stimme, die wohl vornehm klingen sollte. «Fahren Sie mich zum Ausgang. Aber bitte nicht so lahm wie die Krankenschwester.»
    «Sehr wohl, Mylord», antwortete Finn ebenso versnobt – und legte

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