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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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schlafen«, sagt Chevette, rollt sich herum und zieht sich den Schlafsack über den Kopf.
    Rydell liegt da und sieht zu, wie der Ballon an der Leine tanzt, bis er schließlich zurückgezogen wird.
    Er setzt sich auf und reibt sich das Gesicht. Rollt sich aus dem Schlafsack und steht steif auf, ein nackter Mann mit einem gro-
    ßen Verband aus silbernem Klebeband auf den Rippen, der sich fragt, auf wie vielen Fernsehschirmen er in diesem Moment erscheint. Er humpelt zur Luke hinüber und klettert in die Dunkelheit hinab, wo er sich an einer Wand erleichtert.
    »Rydell?«
    Rydell zuckt zusammen und macht sich den Knöchel nass.
    Es ist Creedmore. Er sitzt mit angezogenen Knien auf dem Boden, den Kopf mit den feucht glänzenden Haaren zwischen den Händen. »Rydell«, sagt Creedmore, »hast du was zu trinken?«
    »Was machst du denn hier oben, Buell?«
    »Bin in das Treibhausding da unten rein. Dachte, da gab’s vielleicht Wasser. Dann dachte ich, mein Arsch würde wie ‘n ver-353
    dammter Wels kochen, deshalb bin ich hier rauf geklettert. Arschgeigen.«
    »Wer?«
    »Ich bin im Arsch«, sagt Creedmore und ignoriert die Frage.
    »Randy hat meinen Vertrag gelöst, und die gottverdammte Brücke ist abgebrannt. Tolles Debüt, was? Lieber Himmel.«
    »Du könntest vielleicht ‘nen Song drüber schreiben.«
    Creedmore blickt völlig verzweifelt zu ihm auf. Er schluckt. Als er spricht, ist seine Stimme gänzlich akzentfrei: »Kommst du wirklich aus Tennessee?«
    »Klar«, sagt Rydell.
    »Teufel noch mal, ich wünschte, ich auch«, sagt Creedmore matt, aber laut im Hohlraum dieser leeren Holzleiste. Sonnenlicht fällt durch das quadratische Loch über ihnen herein und be-scheint einen Abschnitt aus Kantholz, das mit der Schmalseite nach oben verlegt ist, damit es einen festen Fußboden bildet.
    »Wo kommst du denn her, Buell?«, fragt Rydell.
    »Himmelarsch«, sagt Creedmore, und der Akzent kehrt zurück, »aus New Jersey.«
    Und dann fängt er an zu weinen.
    Rydell klettert wieder nach oben, bleibt auf der Leiter stehen, so dass nur sein Kopf draußen ist, und schaut nach San Francisco hinüber. Wovon Laney da auch immer geredet haben mag, diese Sache mit dem Weltuntergang und dass sich alles verändern würde, es sieht so aus, als wäre es nicht passiert.
    Rydell schaut zum schwarzen Hügel des Schlafsacks hinüber und sieht in ihm das, was er am meisten begehrt, wofür er liebevoll sorgen will, und der Wind dreht, fängt sich in seinen Haaren, und als er ganz hinaufsteigt, zurück in den Sonnenschein, hört er Creedmore in dem Raum unter sich noch immer schluchzen.
    354

70
    HÖFLICHKEITSBESUCH
    m Taxi zum Transamerica Building schließt er die Augen und Isi eht die Armbanduhr vor sich, die er dem Jungen gegeben hat, auf der die Zeit nur in eine Richtung über ein schwarzes Zifferblatt wandert. Seine innere Zeit ist jetzt führungslos geworden, hat sich dank der Rekonstruktion von Lises Gesicht durch eine Fremde aus der Verankerung gelöst. Die Zeiger der Uhr zeichnen einen Radiumkreis, lauter Augenblicke nacheinander. Er spürt eine Spirale entfesselter Möglichkeiten in diesem Morgen, wenn auch nicht für sich.
    Die Brücke, die jetzt vielleicht ein für alle Mal hinter ihm liegt, ist ein Weg, der zu einem Ziel geworden ist: Salzluft, irgendwo beschafftes Neon, die dahingleitenden Schreie von Möwen. Er hat dort einen flüchtigen Blick auf die Randzonen eines Lebens erhascht, das ihm irgendwie uralt und ewig erscheint. Offensicht-liche Unordnung, die auf eine tiefere, undenkbare Weise struktu-riert ist.
    Vielleicht hat er sich zu lange im Dunstkreis derjenigen bewegt, zu lange auf der Gehaltsliste derjenigen gestanden, die in der größeren Welt das Kommando führen. Derjenigen, deren Mühlen zunehmend feiner mahlen, hin zu einem unvorstellbaren Omega-Punkt reiner Information, einem permanent kurz bevorstehenden Wunder. Das nun niemals eintreten wird, wie er irgendwie spürt, oder zumindest nicht so, wie es sich all die Auftraggeber in seinem langen Berufsleben vorgestellt haben.
    Im Atrium gibt er als Zweck seines Erscheinens »Höflichkeits-besuch« an. Er wird entwaffnet, durchsucht, in Handschellen ge-355
    legt und auf Harwoods Anordnung hin von seinen sieben Hä-
    schern in einen Fahrstuhl geführt.
    Und als dessen Türen sich schließen, ist er dankbar dafür, dass sie aufgeregt und unerfahren sind und ihm die Hände vor dem Bauch statt hinter dem Rücken gefesselt haben.
    Wenn der Expresslift auf Harwoods

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