FutureMatic
ist – und ich sage nicht, dass es eins ist –, dann ist es mein Problem. Und es ist kein Problem, sondern eine Gelegenheit. Es ist eine Chance. Meine Chance.«
»Tessa, du wirst mich nie und nimmer dazu bringen, in deinem Film mitzuspielen. Niemals. Kapiert?«
»>Spielen< sollst du auch gar nicht, Chevette. Du brauchst nur du selbst zu sein. Und dazu gehört, dass du raus findest, wer du eigentlich bist. Ich werde einen Film darüber machen, wie du raus findest, wer du eigentlich bist.«
»Aber sonst geht’s dir gut«, sagte Chevette, stand auf und stieß gegen den Kameraträger, der während ihrer Unterhaltung auf Kopfhöhe herabgesunken sein musste. »Hör auf damit!« Sie schlug nach Gottes kleinem Spielzeug.
Die anderen vier Gäste im Dirty Is God sahen sie bloß an.
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SUBROUTINEN
aney kommt allmählich der Verdacht, dass es sich bei diesem L Loch im Kern seines Wesens, dieser grundlegenden Abwesenheit nicht so sehr um eine Abwesenheit im Ich als vielmehr um eine des Ichs handelt.
Irgendetwas ist mit ihm passiert, seit er in die Pappkartonstadt gekommen ist. Ihm dämmert langsam, dass er zuvor auf irgendeine unvorstellbare Weise buchstäblich kein Ich gehabt hat.
Aber was, fragt er sich, ist da vorher gewesen?
Subroutinen: wenig anpassungsfähige Überlebensmuster, die verzweifelt zusammenwirkten, um annähernd so etwas wie Laney zu erschaffen, ohne dass es ihnen jemals vollständig gelungen wäre. Und das erkennt er erst jetzt, obwohl ihm irgendwie schon immer deutlich bewusst gewesen ist, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
Irgendetwas sagt ihm das. Offenbar etwas im Kern und in der Totalität von DatAmerica. Wie ist das möglich?
Doch jetzt liegt er in Schlafsäcken aufgestützt im Dunkeln, als wäre er im Mittelpunkt der Erde, und hinter den Pappwänden sind von Keramikfliesen ummantelte Betonwände, dahinter liegt der Sockel dieses Landes, Japan, und die Vibration der Züge ist eine Erinnerung an tektonische Kräfte, an die Verschiebung von Platten mit kontinentalen Ausmaßen.
Irgendwo in Laneys Innerem verschiebt sich auch etwas. Da ist Bewegung und das Potenzial für noch größere Bewegung, und er fragt sich, warum er keine Angst mehr hat.
Und all das ist irgendwie ein Geschenk der Krankheit. Nicht 93
des Hustens oder des Fiebers, sondern dessen, was ihm das Wohl-befinden und die innere Ruhe geraubt hat – seiner Ansicht nach das Resultat des 5-SB, das er vor so langer Zeit im Waisenhaus von Gainesville eingenommen hat.
Wir waren allesamt Freiwillige, denkt er, als er die Hände um den Datenhelm klammert, der subjektiven Kamera über den Rand eines Datenkliffs folgt und sich die Steilwand dieser Kode-Mesa hinabstürzt, eine Wand, die aus fraktal differenzierten Informa-tionsfeldern besteht, in denen sich, wie er mittlerweile vermutet, eine ihm unbegreifliche Macht oder Intelligenz verbirgt.
Etwas, was Substantiv und Verb zugleich ist.
Wohingegen der angesichts des Informationsdrucks mit weit aufgerissenen Augen in die Tiefe stürzende Laney weiß, dass er selbst nur adjektivisch ist: Ein laneyfarbener, verschwommener Fleck, der ohne Kontext nichts bedeutet. Ein mikroskopisch kleines Rädchen in einem verhängnisvollen Plan. Aber an einer zentralen Stelle, das spürt er.
Am kritischen Punkt.
Und deshalb ist an Schlafen nicht mehr zu denken.
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ZODIAC
ie bringen den nackten Silencio, der Schwarze mit dem S langen Gesicht und der fette Weiße mit dem roten Bart, in einen Raum mit feuchten Holzwänden. Lassen ihn allein. Heißer Regen fällt aus Löchern in den schwarzen Plastikrohren über ihm.
Wird stärker, sticht.
Sie haben ihm Kleider und Schuhe abgenommen und in einen Plastikbeutel gesteckt, und jetzt kommt der Fette zurück und gibt ihm Seife. Seife kennt er. Er erinnert sich an den warmen Regen, der aus einem Rohr in los projectos gefallen ist, aber der hier ist besser, und er ist allein in dem hohen, holzverkleideten Raum.
Silencio, satt und zufrieden, seift sich mehrmals ein, weil sie es so wollen. Reibt sich die Seife ins Haar.
Er schließt die Augen, weil die Seife brennt, und sieht die unter grünlichem, willkürlich abgewetztem Glas aufgereihten Uhren, wie Fische aus einer wärmeren Jahreszeit, hart gefroren im Eis eines Sees. Helle Glanzlichter auf Stahl und Gold.
Ein unbekanntes, unverstandenes System hat von ihm Besitz ergriffen: die vielfältige Realität dieser machtvollen Objekte, ihre unendliche Vielgestaltigkeit, ihre individuellen
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