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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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gepflegt. War früher mal Krankenschwester, Ciarisse. Sagt, wenn sie sich zur Wand drehen, heißt das, es ist bald vorbei.«
    Chevette möchte so gern etwas sagen, aber es will nicht heraus.
    »Ich mag deine Frisur, Mädchen.« Fontaine sieht sie an. »Ist nicht mehr so wild.«
    »Verändert sich alles«, sagt Fontaine. Er meint die Brücke und das Leben darauf. Er hat ihr erzählt, dass immer mehr solcher Läden aufgemacht werden, die meisten davon mit Geld von außerhalb, und dass die Besitzer Leute anstellen, die dort wohnen, damit das Besitzrecht gewahrt bleibt. »Dieser Lucky Dragon«, sagt er, die Hände um einen weißen Porzellanbecher mit seinem bitteren, schlammigen Kaffee gelegt, »der ist hier, weil jemand drauf gekommen ist, dass man damit Geld machen kann. Touristen, die sich da für ihren Ausflug auf die Brücke eindecken. Das hätt’s früher nicht gegeben.«
    »Was meinst du, woran es liegt, dass sich alles verändert?«
    »Es verändert sich eben«, sagt er. »Alles hat seine Zeit, dann verändert es sich.«
    »Skinner«, sagt sie, »der hat sein ganzes Leben hier verbracht, oder? Ich meine, als hier noch alles so war wie früher. Er war die ganze Zeit hier. Schon, als sie’s gebaut haben.«
    »Nicht sein ganzes Leben. Nur das Ende. Die Jacke, die du an-hast, die hat er in England gekauft, als er noch jünger war. Er hat dort gelebt und ist da Motorrad gefahren. Hat er mir mal erzählt.
    Ist mit den Dingern nach Schottland gedüst, überall ist er damit gewesen. Echt alte Geräte.«
    »Er hat mir mal ein bisschen was davon erzählt«, sagt sie.
    »Dann ist er hierher gekommen, und es hat das Erdbeben gegeben, Little Big One. Hat die Brücke kaputt gemacht. Kurz darauf war er hier draußen.«
    209
    »Warte mal«, sagt er, »ich zeig dir was.« Er macht eine Vitrine auf. Holt ein feststehendes Messer mit Scheide heraus, grünliche Griffschalen mit abstrakten Kupfereinlagen. Zieht es aus dem gewachsten braunen Sattlerleder. Klinge aus Damaststahl, mit dunklen Mustern.
    Das Messer aus Chevettes Erinnerung, dessen Griff mit ge-schliffenen Platinensegmenten in Phenolharz überzogen ist.
    »Ich hab gesehen, wie das entstanden ist«, sagt sie und beugt sich vor.
    »Ist aus einer Motorradkette geschmiedet. Von einer Vincent >Black Lightning<, Baujahr 1952. Hat er in England gefahren. War damals schon gute vierzig Jahre alt. Er hat gesagt, es gab keinen andern Hobel, der ihr gleichkäme. Die Kette hat er behalten, bis er diesen Schmied gefunden hat.« Er gibt ihr das Messer. Zwölf Zentimeter Klinge, zwölf Zentimeter Griff. »Ich möchte, dass du’s behältst.«
    Chevette fährt mit dem Finger über die flache Seite der Klinge, das Krokodilmuster aus hellem und dunklem Stahl, das beim Aushämmern der Kettenglieder entstanden ist. »Ich hab schon an dieses Messer gedacht, Fontaine. Heute. Wie wir zu dem Schmied in die Werkstatt gegangen sind. Der hat Koks in ‘ner alten Kaffee-kanne verbrannt.«
    »Ja. Hab ich auch gesehen.« Er gibt ihr die Scheide.
    »Aber du musst das verkaufen.« Sie will ihm beides zurückgeben.
    »Das war nicht zu verkaufen«, sagt er. »Ich hab’s für dich aufbewahrt.«
    Fontaine hat einen seltsamen Jungen im Hinterzimmer. Einen dicken kleinen Latino mit kurz geschnittenen Haaren. Er hockt die ganze Zeit im Schneidersitz da, einen alten Datenhelm auf dem Kopf, der aussieht wie von einer Müllhalde für militärische Robotertechnik, und ein abgenutztes altes Notebook auf dem Schoß. Er klickt sich von einem Screen zum nächsten, unaufhörlich, immer im gleichen Tempo.
    210
    »Wer ist das?« fragt sie, als sie hinten sind. Fontaine setzt gerade eine frische Kanne seines schrecklichen Kaffees auf. Sie denkt, dass der Junge sie hören kann.
    »Ich weiß nicht.« Fontaine dreht sich um und sieht den Jungen mit dem Datenhelm an. »Er war heute Morgen draußen und hat mir ans Fenster geatmet.«
    Chevette sieht Fontaine verständnislos an.
    »Er mag Armbanduhren«, sagt Fontaine und zündet den Butan-gasring mit einem Gasanzünder an, der wie eine Spielzeugpistole aussieht. »Hab ihm heute Vormittag gezeigt, wie man welche findet. Seitdem hat er kaum was anderes getan.« Fontaine geht zu dem sitzenden Jungen und schaut auf ihn hinab.
    »Ich weiß nicht, wie weit er Englisch versteht«, sagt Fontaine.
    »Vielleicht versteht er’s auch, aber es kommt irgendwie komisch an.«
    »Spanisch vielleicht?«
    »Ich hatte den dicken Carlos hier«, sagt Fontaine. »Hat auch nicht viel

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