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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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schien das Wasser meinen Durst eher zu schüren als zu stillen. In diesem Moment war ich sicher, bald zu sterben. Ich fühlte bereits, wie die Ohnmacht mit kalten Fingern nach mir griff. Der Gedanke an die Bewusstlosigkeit war seltsam tröstend. Doch die Erlösung wollte sich nicht einstellen, selbst als ich gedanklich darum bettelte. Ich fragte mich, bis zu welchem Punkt sich Leid steigern konnte, ehe der Körper sich endlich dazu durchrang, den Kampf aufzugeben. Es schockierte mich, wie hartnäckig er dagegenhielt. Einmal dachte ich sogar ernsthaft über Methoden nach, mein Elend zu verkürzen, indem ich mir den Kopf an der Wand einschlug, aber ich befürchtete, bereits zu geschwächt zu sein, um mich dadurch zu töten. Das Risiko, die Schmerzen zu verschlimmern, anstatt sie mir zu nehmen, war zu groß.
    Meine Gedanken schweiften ab. Ich fiel in ein Stadium zwischen Wachen und Träumen, ein äußerst angenehmer Zustand. Meine Schmerzen ließen nach. Ich sah Vaters Gesicht vor mir. Er lächelte breit über das ganze Gesicht, eine Mimik, die man bei ihm nur äußerst selten sah. Er sagte mir, ich hätte durch meinen besonnenen Einsatz den König vor dem Tod gerettet, man würde mir eine Ehrenmedaille verleihen. Im nächsten Moment riss das Traumbild ab, und mein Blick glitt über eine jubelnde Menschenmenge. Das warme Gefühl von Stolz und Glück durchflutete mich. Dann huschten meine Gedanken zu einer Szene, in der ich auf einem Stuhl saß, zwei Alven standen mir gegenüber, ein Mann und eine Frau. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, sie waren nur zwei undeutliche kreisrunde Flächen. Die Frau beugte sich zu mir hinab und strich mir über die Schulter. Leise, aber deutlich, vernahm ich die Worte: »Wir sind stolz auf dich, mein Sohn.« Meine leiblichen Eltern. Obwohl ich träumte, beschleunigte sich mein Herzschlag. Ich hatte sie nie kennengelernt, auch hatte ich nie einen Gedanken an sie verschwendet. Weshalb galt einer meiner letzten Gedanken ausgerechnet ihnen? Die Liga war mein Zuhause, dort lebte ich, seit man mich auf der Türschwelle des Perlenturms gefunden hatte, damals, vor fast zwanzig Jahren.
    Ich war innerlich so aufgewühlt, dass mein Körper sich abermals ins Leben zurückkämpfte und meine Schmerzen wiederkehrten. Oder war es das Geräusch der knarrenden Tür, das mich geweckt hatte? Ich öffnete die Augen einen Spaltbreit. Tageslicht fiel durch das kleine Fenster in meine Zelle. Wie lange hatte ich geschlafen?
    Die Tür öffnete sich langsam, zu langsam für jemanden, der nichts zu verbergen hatte. Kurz darauf sah ich in das kleine Gesicht einer rotwangigen Frau. Die Verwunderung darüber ließ das Leben vollends in meine Glieder zurückkehren, binnen eines Lidschlags war ich vollkommen wach. Kurzzeitig ärgerte ich mich, dass sie mich beim Sterben gestört hatte.
    Sie betrat die Zelle und lehnte die Tür hinter sich an. In ihrer Hand hielt sie eine Glasflasche, in der klare Flüssigkeit schwappte. Die junge Dame, die ich auf wenig älter als mich schätzte, beugte sich zu mir herab, öffnete den Verschluss der Flasche und hielt sie mir an den Mund. Ohne ein Wort zu sprechen, flößte sie mir kühles, wohlschmeckendes Wasser ein. Ich schaffte es kaum, zu schlucken, und so landete ein Teil davon im Ausschnitt meiner ehemals weißen Uniform, die ich noch immer trug. Ich fühlte mich mit jedem Schluck besser. Vielleicht war ich dem Tod noch nicht nahe genug gewesen, um zu sterben.
    Die junge Frau zog ein Taschentuch aus der Fronttasche ihrer weißen Schürze, die sie über einem einfachen roten Kleid trug. Sie träufelte etwas von dem Wasser darauf und machte sich daran, mir über die Stirn zu wischen. Wenig später hatte sich das hübsche weiße Taschentuch rötlich verfärbt.
    »Du riechst nicht gerade angenehm«, sagte sie und rümpfte die Nase. Ihre Stimme war kindlich. Ich startete den kläglichen Versuch, mich zu räuspern, doch das Sprechen wollte mir nicht gelingen.
    Die Dame musterte mich. »Für ein Spitzohr sind deine Haare ein wenig dunkel, oder? Ich habe noch nie einen schwarzhaarigen Alven gesehen.« Sie zuckte die Achseln. Nach einer Pause fragte sie: »Kannst du aufstehen?«
    Ich starrte sie mit geweiteten Augen an und hoffte, sie würde dies als Nein interpretieren, stattdessen zerrte sie an meinem gesunden Arm und versuchte ernsthaft, mich auf die Beine zu stellen. Ich stöhnte und stieß eine Reihe unartikulierter Laute aus, aber sie ließ sich

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