Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
vielleicht. Denk an Fynia.“
„Ist sie in Gefahr?“, fragte er plötzlich alarmiert.
„Ich weiß es nicht. Aber Fynia ist wirklich aufgebracht. Wegen dir, wegen mir und wegen dieser ganzen Visionssache…“ Ich erklärte ihm, was Fynia mir erzählt hatte, alles was ich über diesen Allan wusste.
„Das… das wusste ich, aber mit mir hat sie nie so darüber gesprochen… Und diese Sache mit den Schafen…“ Er sah mich verstört an.
„Komm jetzt, Fynia kann dir alles genauer erklären, wenn wir mit diesem Allan fertig sind. Sie sollte nicht ganz alleine dastehen, findest du nicht?“ Etwas in mir drängte mich förmlich zu ihr hin. Als wäre sie ein Magnet.
Jasper führte mich einen Weg entlang zu einer Straße, die in ein winziges Dorf führte. Direkt am Anfang der Straße war eine Hofeinfahrt umsäumt von einer Hecke. Ich wusste nicht wieso wir schlichen, aber wir schienen im Stillen einvernehmen zu sein, dass wir, was immer uns dort auch erwartete, lieber den Überraschungseffekt auf unserer Seite haben wollten.
Wir hielten uns hinter der Hecke versteckt, was eigentlich völlig unnötig war. Sowohl Allan, ein großer Bursche mit kupfernem Haar und wirklich blasser Haut, die im ersten Blitzlicht zu leuchten schien, als auch Fynia, in ihrer Wolfsgestalt, waren zu sehr auf ihre unmittelbare Umgebung fixiert, um uns bemerken zu können.
Es stand nicht gut um den Wolf. Jasper und ich beobachteten, wie Allan etwas vom Boden aufhob und laut lachte.
„Es ist vorbei Fynia, wenn der nächste Blitz kommt, bist du fort, für immer!“
Jasper neben mir versteifte sich deutlich. Ich fühlte mich unendlich hilflos. Das Gerät in Allans Hand schien irgendeine wichtige Rolle zu spielen. Ich wollte ihn nicht überraschen und eine voreilige Reaktion hervorrufen. Meine Beine wollten mir zurzeit eh nicht gehorchen.
„Wir müssen etwas tun…“, flüsterte Jasper neben mir.
„Was?“, fragte ich leise zurück, doch er zucke nur mit den Schultern.
Meine Gedanken rasten, probierten viele Szenarien aus in einigen gewannen wir und in anderen passierten unaussprechliche Dinge mit Fynia.
Ich zögerte.
Fynia zögerte nicht. Sie schien sich, von was auch immer zu erholen. Sie rappelte sich langsam wieder auf alle Viere hoch und starrte Allan aus wütenden Augen an. Ein lautes Knurren ging von ihr aus und plötzlich sprintete sie los. Sie wirkte unbeholfen und wackelig auf den Beinen, doch sie war immer noch schnell.
Allan schreckte zusammen. Jedoch schien er eine Waffe zu haben, denn in letzter Sekunde streckte er eine Hand nach vorne. Zwar wurde er aufgrund des Schwungs, den Fynia drauf hatte, umgeworfen und unter dem Körper des Wolfes begraben, aber Fynia rührte sich nicht mehr.
Ich wollte schreien, rufen und zu Fynia laufen, aber mein Körper war wie erstarrt. Jasper schien es ähnlich zu gehen. Er schwebte in einem Zustand in dem er den Schock noch nicht ganz verarbeitet hatte, die Wut sich aber langsam ihren Weg bahnte. Wenn er explodierte, dann würde etwas Gewaltiges passieren. Denn sein Antrieb war kein geringerer als aufrichtige Liebe und Angst um seine Fynia. Ich kam nicht umhin ihn dafür zu bewundern.
Allan hatte sich unter Fynia hervor gekämpft. Sie rührte sich immer noch nicht, ich sah nicht mal, ob sie noch atmete. Allan stieß sie mit dem Fuß an. Keine Reaktion.
Er lachte.
Dann packte er sie bei den Vorderbeinen und schleifte sie durch den ziemlich matschigen Boden hin zu einem alten Mast. Wahrscheinlich Fynias Sendemast.
Ich sah zu Jasper. Das war unser Augenblick. Auch er sah zu mir. So verschieden wie wir auch waren, unser gemeinsames Ziel verband uns auf eine Art, die wohl niemand verstehen konnte.
„Ich nehme Fynia und du haust diesen Scheißer aus den Puschen, okay?“ Jaspers Stimme war rau. Ich nickte bestätigend.
Doch in den Moment, da wir loslaufen wollten, begann sich neben uns etwas zu bewegen. Wir hatten gar nicht mitbekommen, wie sich um uns Schafe versammelt hatten. Erst eines, dann zwei und dann immer mehr Schafe traten aus der Dunkelheit hinter uns und als ich genauer hinsah, entdeckte ich auch vereinzelt Exemplare an allen Seiten des Hofes. Ein Schauer lief über meinen Rücken. Musste ich Angst haben?
Ein schwacher Singsang erhob sich. Zuerst konnten nur Jasper und ich ihn hören.
„Fynia… Fynia… Fynia… Wolfspfote… Fynia…“
Der Gesang schien von den Schafen auszugehen und schwoll mit jedem neuen Schaf, das ich erblickte weiter an.
Jasper sah genau
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