Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fricke
Vom Netzwerk:
zuckte kurz zusammen, als ich in meinem Innern eine Stimme hörte, die nicht mir gehörte. Achso… hauchte die Stimme in einem tiefen friedvollen Ton. Die Stimme zitterte ein wenig und klang unbeeindruckt.  
    Ich hatte ja ganz vergessen, dass es den Gestaltwandlern möglich war, mit den Tieren in ihrer Umgebung zu kommunizieren! Zwar waren nicht alle Tiere mit einer annähernd oder auch nur entfernt menschenähnlichen Intelligenz beschenkt, aber helfen konnten sie einem doch oft. Vor allem wenn man sich in ihrem Lebensraum befand. Das könnte sich als praktisch erweisen…
     
    Die Tür zum Flur war zum Glück nur angelehnt und die Haustür ließ sich durch einen Klickmechanismus von Innen nach Außen öffnen, ohne dass man die Klinke betätigen musste. Ich stieß also die Tür auf und sog tief den Duft der Nacht in mich hinein.
    Da waren tausende und abertausende von Gerüchen. Die meisten kannte ich nicht und konnte sie nicht zuordnen. Ich versuchte sie auszublenden. Zwar hatte ich als Kind gelernt die verschiedensten Gerüche des Waldes und des Dorfs zu unterscheiden, aber das war mittlerweile fast zehn Jahre her. Die Erinnerungen an die Gerüchte drängten sich zwar augenblicklich in meinen Kopf, aber ich konnte nicht sagen, ob es sich dabei um einen Hirsch oder einen Hasen handelte.
    Auch die Pflanzenwelt blieb mir ein Rätsel. Jede Blume, jedes Blatt duftete anders, süßlich oder sauer, auch saftig konnten sie riechen. Und nahe dem Dorf roch es auch immer nach Gestein, Sand und vor allem Staub und Holz. Das kitzelte in der Nase.
    Der Wind griff mir in das Fell und wühlte es auf. Ein wunderbares Gefühl.
    Ich stand immer noch im Hausflur, vor der Schwelle in die Nacht. Harry hatte mir eingebläut, niemals heimlich meine Gabe zu benutzen und schon gar nicht ohne Aufsicht hinaus zu gehen. Was wenn mich jemand sah?
    In meinem Innern sträubte sich alles gegen diesen scheinbar kleinen Schritt. Ich tat selten etwas verbotenes, und das hier war nicht nur unerwünscht oder einfach eine Regel, die man dehnen und ausweiten konnte. Es war das oberste Gesetz!
    Entschlossen nahm ich allen Mut zusammen und bezwang mein hämmerndes Herz und das schlechte Gewissen. Ich setzte eine Pfote über die Schwelle, dann die zweite.
    Freiheit.
    Nichts passierte, also zog ich die anderen beiden Pfoten auch noch nach. Für einen Moment erwartete ich, dass eine Alarmanlage losschrillte und mich verriet, aber die Nacht blieb still.
    Sofort als ich das Haus und alle Befürchtungen hinter mir gelassen hatte, nahm ich mitten auf der Straße ein blaues Flimmern wahr. Ich trat näher heran, um es genauer zu betrachten, doch dann formte sich das Flimmern zu einer Art Leitung aus blauem Licht.  
    Etwas in meinem Innern sagte mir, dass ich ihm folgen sollte. Ich blickte die Straße hinauf. Nach etwa hundert Metern machte sie einen Knick um einen Ausläufer unseres Waldes. Das blaue Licht folgte der Straße. Es schwebte wenige Zentimeter über dem Asphalt und schien im Dunkel der Nacht zu verblassen.  
    Ich beschloss dem Licht zu folgen. Etwas in mir sagte mir, dass dies der richtige Weg sei auf meiner Reise. Es führte mich ein Stück über die Straße, dann bog es bei unseren Nachbarn auf eine ehemalige Kuhweide ab.  
    Ungeduld packte mich und Neugierde, wie ich sie nur als Kind vor dem Weihnachtsfest kannte. Ich erhöhte mein Lauftempo. Es war anfangs gar nicht so einfach die vielen Beine im Rennen zu kontrollieren, aber je länger ich in der Gestalt war, desto einfacher fielen mir diese Dinge.
    Ich musste einen Fluss überqueren, er roch nass und erfrischend und Fischig, obwohl ich dort noch nie einen Fisch gesehen hatte, und unter einem Stacheldrahtzaun her kriechen.  
    Ich begann mich wohlzufühlen in diesem tierischen Körper. Mit jedem Schritt schien ich mehr wie ein Wolf zu werden, jedoch ohne dabei das zu verlieren, was mich als Mensch auszeichnete.
    Ich spürte sogar die Instinkte in mir aufkochen, als ein Kaninchen direkt vor mir aus dem Gebüsch sprang und im Kornfeld verschwand. Unglaublich! Wieso nahm ich diese Gestalt nicht öfter an? Es war sehr faszinierend die so vertraute Umgebung meiner Kindheit mit diesen fremden Augen zu betrachten und vor allem mit dieser Nase zu riechen! 
    Dann lief ich zwischen zwei Feldern einen Weg entlang, der mich in das nächste Dorf führte.
    Die jungen Kornpflanzen sendeten einen brennenden Geruch aus, der mir die Tränen in die Augen trieb. Der Geruch des Dorfes kam immer näher. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher