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Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fricke
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musste nicht nach oben Blicken um das festzustellen, denn die Luft bekam einen schweren, süßlichen Duft.
    Wieder schnellte mein Blick zu dem weißen Etwas. Ich wagte mich weiter vor, der Geruch kam mir nun wage bekannt vor.
    Ich hörte das schnaufen und stöhnen und sah, wie es nach wenigen Schritten mit einem seltsam sanften aber lauten Rumpeln vornüberfiel. Es rappelte sich mit Mühe wieder hoch. Sofort drang der süße, warme Duft von frischem Blut in meine Nase und ich musste meine Instinkte zügeln.
    Ich konnte überdeutlich das Schaben und Kratzen der Hufe auf dem gepflasterten Hof hören. Bedrohlich wirkte es gewiss nicht, also entschloss ich näher zu kommen. Als ich nahe genug war, um das Wesen erkennen zu können, wusste ich auch, woher ich den Geruch kannte.
    Eine Freundin aus der Schule hatte einen Bauernhof und unter anderem unterhielt sie dort eine kleine Herde Schafe. Aber dieses Schaf sah gar nicht gut aus. Seine Vorderbeine wirkten irgendwie zerfressen und seine schöne Wolle musste vor Kurzem geschoren worden sein.
    An einigen Stellen konnte ich halb verheilte Verletzungen von der Schärmaschine erkennen.
    Ich wagte mich noch ein Stück näher. Es war ein grausames Schauspiel, wie sich dieses eigentlich wundervolle Tier so abmühte… in welchem Zustand es war… und plötzlich wurde mir etwas mit einer solchen Wucht und Sicherheit klar, dass es mich schockiert zusammenzucken und erstarren ließ.
    "Du bist gekommen, um zu sterben!", flüsterte ich vorsichtig nach den Gedanken des Tieres tastend und mit einer gewissen Ehrfurcht. Meine Stimme musste unweigerlich zittern. Zwar kommunizierten wir telepathisch miteinander, Stimmungen, Metrik, Töne, Harmonien und Disharmonien wurden jedoch alle mit übertragen. Ich hatte Angst vor der Antwort, obwohl ich sie schon wusste.
    "In der… Tat…", keuchte das Schaf und rappelte sich wieder auf die Beine. Seine Gedanken kamen nur abgehackt bei mir an, was teils am Zustand des Schafs lag und teils an der Entfernung zwischen uns.
    Es schien sich überhaupt nicht zu wundern, dass ein Wolf mit ihm sprach. Oder gar Angst vor mir zu haben. Im Gegenteil, es wirkte nun, da der erste Schock meinerseits überstanden war, eher geschäftig und bemüht.
    "Ich helfe dir, musst du zum Sendemast? Zu dem blauen Licht?", fragte ich, während ich zu ihr lief und meinen Kopf und meine rechte Schulter unter das linke Vorderbein des Schafes schob.
    Wie selbstverständlich ließ sich das Schaf von mir helfen. Meine Berührungsängste und den langsam in mir aufsteigenden Ekel ignorierte ich. Das Schaf roch widerlich nach Tod.
    "Wenn es gewittert… wenn es blitzt…", stammelte das Schaf, es klang, als sei es verwirrt. Es war erschöpft, als hätte es eine lange Reise hinter sich. 
    "Schon okay." Plötzlich wurde mir wieder bewusst, dass ich ja ein Wolf war, "sag mal, warum hast du keine Angst vor mir?" Die Frage kam so unvorbereitet aus mir heraus, dabei fand ich sie der Situation gar nicht angemessen.
    "Du bist ein… eine Kurenai in einem… Kostüm. Kein… Tier würde solche… Fragen stellen.", antwortete das Schaf mit Mühe. Ich spürte die Schwierigkeiten, die es hatte die Verbindung zu mir aufrecht zu erhalten. Ich könnte ihr die Mühen abnehmen, jedoch brauchte ich dafür meine ganze Konzentration und die benötigte ich gerade für etwas anderes.
    Wir hatten den halben Weg zum Sendemast geschafft, als plötzlich Autoscheinwerfer die Auffahrt für einige Augenblicke in ihr grelles, weißes Licht tauchten. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte ich mich, wieso ich das Herannahen des Autos nicht schon viel früher bemerkt hatte. 
    "Nein! Die Menschen!", rief das Schaf panisch, seine Gedanken klangen überdimensional laut in meinem Kopf. Es spannte die alten Muskeln an und versuchte davon zu rennen. Aber es fiel hin, sobald es sich von mir gelöst hatte.
    "Was ist so schlimm an diesen Menschen?", fragte ich und half dem Schaf erneut auf die Beine.
    "Sie hassen… hassen Schafe. Hassen uns… Mögen uns nicht… sind ihnen unheimlich…" Es klang angsterfüllt und schien zeitweise die Verbindung zu mir zu verlieren. 
    "Okay, schon gut, hab verstanden.", murmelte ich, aber das Schaf sprach immer weiter, von Panik getrieben.
    "Jagen uns fort… können nicht sterben… müssen warten… und warten… und leiden… bis sie weg sind…"
    "Ich helfe dir…", flüsterte ich, als ich zwei Autotüren und Menschenstimmen hörte, die zugegebenermaßen richtig seltsam in meinen

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