Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
gegriffen und dann war ich auch schon wieder auf dem Weg zum Bus.
Wir wohnten etwas außerhalb, ich musste erst Mal mit dem Bus in die nächste Stadt fahren und von dort den Nahverkehr zum Bahnhof benutzen. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit ja bekanntlich an alles.
Außerdem liebte ich das Land. Klar Städte hatten so ihren Reiz, für ca. zwei Stunden, aber danach war ich lieber auf dem ruhigen Land mit seinen Wiesen und Feldern. Heimatgefühle halt.
"Hübsch."
"Ja, finde ich auch. Mein Bruder hat mir auch etwas geholfen.", antwortete Issi, wir standen vor dem kunterbunten Demoplakat. Es war ein typisches Issi-Plakat. Runde Buchstaben und bunte Farben und eine Sonne, Wasser und Wiesen waren darauf zu sehen.
"Dann lass uns mal loslegen."
Ich ging vor. Issi hatte das Plakat hinter dem Haus ihrer Eltern gemalt, die einen kleinen Bauerhof hatten. Hier fand man fast alle Tiere, unter anderem Issis Pferd plus ein oder zwei Pflegepferde, je nachdem. Im Moment waren es sogar drei Pflegepferde.
Wir zogen uns noch schnell in der Scheune, die fast direkt an das Haus angrenzte, um und schlenderten dann über den halb gepflasterten und halb geteerten Hof zum Kuhstall. Dort hingen das Zaumzeug und die Sättel. Wir schnappten uns jeder ein Halfter und stapften dann durch die warme Sonne einen kleinen Hügel hinauf zur Pferdewiese.
Ich ließ meinen Blick über das schöne Land wandern. Eine Gänsefamilie watschelte uns hinterher, drehte aber ab, als sie merkten, dass wir zu den großen Pferden wollten, während die zwei Bordercollies nicht müde wurden, immer wieder von den Zaunpfählen zu uns und wieder zurückzurennen.
"Die sind doch bekloppt. Wie wollen die denn gleich noch mit uns mithalten, wenn sie sich jetzt schon auspowern?", fragte ich grinsend, als der Rüde wieder bei uns angekommen war und hechelnd zu uns aufblickte. Er wartete nur darauf, dass Issi ihn lobte.
"Ach die haben eine Menge Energie.", meinte Issi nur und schnappte sich einen Stock vom Boden. Dann schmiss sie ihn so weit wie sie konnte in den angrenzenden Wald. Barlo rannte wie von der Tarantel gestochen los. Ich dachte schon, er würde den Stock noch im Flug fangen.
"Was ist mit Lola?" das war die Hündin, sie hatte sich gemütlich an einen Pfosten gelehnt.
"Sie ist tragend.", lächelte Issi voller Freude.
"Wie toll! Du musst mich anrufen, wenn die Welpen kommen!", rief ich.
"Ja, wenn ich dann überhaupt selber da bin. Ich habe in der Zeit Prüfungen.", meinte sie traurig.
In diesem Moment bogen wir um eine Baumkette, die naturbelassen in die Koppel hineinragte. Dahinter befanden sich die verschiedenen Koppeln und noch weiter dahinter die Felder.
Als ich meinen Blick über die Wiesen schweifen ließ, traf es mich plötzlich wie ein Schlag. Natürlich! Issis Familie hatte Schafe! Es war zwar nur eine klitzekleine Herde, bestehend aus drei Mutterschafen mit ihren Lämmchen, aber hey! Es waren Schafe!
Ich war kurz stehen geblieben und ärgerte mich über meine Dummheit. Gleichzeitig freute ich mich aber auch darüber, dass Issi genau passend angerufen hatte. Vor noch zwei Tagen hätte ich kein gesteigertes Interesse an den Tieren gehabt und in zwei Tagen wäre es vielleicht schon zu spät gewesen, man weiß ja nie. Erstaunlich, aber wie sagt man so schön? Zufälle gibt es nicht!
"Ist irgendwas?", fragte Issi, als ich stehen blieb und die Schafe anstarrte, als hätte ich noch nie eines gesehen.
"Nee, ich hatte nur voll vergessen, dass ihr Schafe habt.", sagte ich wahrheitsgemäß und riss meinen Blick von den wolligen Tieren.
"Hehe, du bist witzig."
Issi ging nun vor und schaltete den Strom ab, dann öffnete sie das Tor weit und ließ es einfach offen. Die Schafe waren viel zu beschäftigt mit essen und Lämmchen erziehen, als dass sie flüchten würden. Das meinte zumindest Issi, als ich sie danach fragte.
Ich kam mir irgendwie komisch dabei vor, durch die kleine Herde zu gehen, mit dem Wissen, dass ich sie verstehen konnte, wenn sie mit mir sprechen wollten.
"Sag mal, gibt es so etwas wie ein Leitschaf?", fragte ich in Gedanken versunken.
"Ja, Tippsi ist hier wohl die Anführerin, sie bekommt auch immer zuerst Futter und so."
"Welches ist Tippsi?"
"Hier, die mit dem rotbraunen Fleck am Ohr."
Issi ging auf Tippsi zu und streichelte sie. Das Schaf schien das zu mögen, vor allem, als Issi ihre Finger richtig tief in die Wolle ihrer Brust grub.
"So, dann versuch mal Burlington einzufangen." Issi grinste, denn das
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