Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
seine Trauer drückte er immer mit Wut und Zorn aus.
"Ich muss das für mich machen. Wenn das alles vorbei ist, ist alles wieder normal. Wenn du mich das aber nicht machen lässt, werde ich nie Ruhe finden." Ich versuchte meine Stimme wieder ruhiger klingen zu lassen, was gar nicht so einfach war. Immer musste ich wegen seiner ewigen Eifersucht zurückstecken.
"Und wenn du dich doch für ihn entscheidest? Vielleicht findest du ihn dann ja doch ganz toll!"
Mittlerweile war er dazu übergegangen wie ein wildes Tier auf und ab zu laufen und mit seinen Armen in der Luft herumzufuchteln wie ein Italiener.
"Dann ist es halt so. Wenn wir doch nicht füreinander bestimmt sind, dann würde es auch nichts daran ändern, dass ich Allan ignorieren würde. Dann würde es auf einem anderen Weg passieren!"
Ich wollte das gar nicht sagen, es war mir einfach so rausgerutscht.
"Ach, weißt du was… wenn du das so siehst, dann mach halt, was du willst! Verletz mich halt!"
Jasper drehte sich einfach um und stapfte durch den Wald den Weg zurück zu unserem Haus, den wir hergekommen waren.
Er benahm sich wie ein Kind… Oder wie ein verletztes Tier, das seine einzig verbliebene Waffe zückte, um sich zu verteidigen. Dass er mich damit nur noch weiter von sich wegtrieb, anstatt zu sich hin, ging wohl einfach nicht in seinen Dickschädel rein.
Klar, mein Verhalten war auch nicht vom Feinsten, aber was sollte ich denn tun? Entweder ewiges Leiden für mich, oder Zweifel für Jasper, die zu einem vorzeitigen Ende unserer Beziehung führen würden. Die eine Möglichkeit schlimmer als die andere. Egal was ich tat, ich würde leiden. Und egal was ich tat, Jasper würde auch leiden.
"Du begreifst einfach nicht, dass das nichts mit uns zu tun hat, oder?", rief ich ihm hinterher. So ein Mist!
Ich schoss wütend einen Stock mit dem Fuß in das nahegelegene Feld. Tränen vernebelten meine Sicht. Erst als ich sie weggeblinzelt hatte, konnte ich wieder klar sehen. Und was ich erblickte, ließ meine Wut schwinden.
Meine beiden Hunde standen direkt vor mir und sahen zu mir auf. Sie blickten mich so mitfühlend an, dass ich mich nicht gewundert hätte, wenn sie auch angefangen hätten zu sprechen. Ich beugte mich zu ihnen herunter und streichelte sie.
"Ja ihr seid feine, kleine Wesen. Ihr vertraut mir doch, oder?"
Der Rüde begann wie auf Kommando mit dem Schwanz zu wedeln und für eine Sekunde dachte ich wirklich, dass er mich verstanden hatte.
Ich nahm den kürzeren Weg direkt durch die Felder und die verlassene Kuhwiese zurück zum Haus. In Wolfsgestalt war ich ohnehin schneller.
Mir fiel auf, dass ich das blaue Licht wieder sehen konnte, als ich mich verwandelt hatte. Jedoch kam es dieses Mal aus einer anderen Richtung, führte aber weiterhin zu dem Sendemast. Interessant, aber gerade eher unerheblich für mich, ich hatte andere Sorgen.
Kapitel 7
Gewissensbisse
Frühjahr 2012
Am nächsten Morgen war die Stimmung immer noch gereizt. Jasper duschte mindestens eine Stunde lang, was für ihn unnormal war. Ich saß solange am Frühstückstisch und quälte mir ein belegtes Brötchen rein.
Warum konnte er das nur nicht verstehen? Ich versuchte doch auch immer, ihn zu verstehen. Vielleicht war das so ein Männerding… Gefühle… das war eh so ein Thema für ihn. Bloß nichts an sich ran lassen…
Aber naja, ich war ja auch so, da sollte ich ihm besser keine Vorwürfe machen. Aber immerhin ging es um meine… um unsere Kultur! Wieso konnte er sich nicht wenigstens ein bisschen dafür öffnen?
Vielleicht sollte ich ihm einfach alles erzählen, dann würde er es vielleicht verstehen. Ihm zeigen, wie ich mich verwandelte und mit ihm zu Zweiundsiebzig gehen. Aber andererseits… Er gehörte nicht mehr dazu. Er darf es nicht wissen. Das war eine Regel, die uns schon von Kindheit an sehr genau eingetrichtert wurde. Sie war DIE Regel schlechthin. Wir bleiben mit unseren Traditionen unter uns, das geht keinem etwas an!
Wie meine Mutter immer sagte: Hast du die Regeln erst einmal gebrochen, ist es bis zum zweiten Mal nicht weit. Sie würde wohl auch damit recht haben, so wie immer… Wie fast immer!
Dieses Ekelpaket von einem Allan würde sicher nicht mein Zukünftiger sein! Obwohl er ja jetzt schon mein Leben zu bestimmen schien… Ach Jasper, wieso musst du nur so ein doofer Oberwissenschaftsheino sein?
Ich hörte, wie das Wasser im Bad abgestellt wurde. Er war wohl fertig mit duschen. Ich machte keinen Laut
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