Fyrgar - Volk Des Feuers
und poliert, neue Aufstellungen vorgenommen. Die Flammenritter sorgten mit ihrem Feuer dafür, dass die Schmiede Tag und Nacht arbeiten konnten. Zuran behielt den Überblick und erstattete dem Oberbefehlshaber regelmäßig Bericht.
Die Tage vergingen schnell in reger Betriebsamkeit; das alles half Aldavinur dabei, sich abzulenken, denn er konnte kaum mehr den Tag erwarten, da Nefreta endlich eintreffen würde. Er vermisste sie so sehr, dass ihm durch die Anspannung sogar die Muskeln schmerzten.
Sie waren bereits dabei, gegen das Felsenschloss zu ziehen, als eine Staubwolke aus südlicher Richtung die Ankunft von Nefretas Heer samt Reiterei ankündigte. Der Jubel war groß, und die Begrüßung dauerte lange, als sie zusammentrafen.
Doch auf Aldavinur wartete eine bittere Enttäuschung.
»Wo ist Nefreta?«, fragte er.
»Sie wurde aufgehalten«, antwortete Wyndrit.
»Aufgehalten? Was soll das heißen?«
»Sie bat uns, dir Grüße auszurichten, und du mögest dich ein wenig gedulden, da sie noch etwas sehr Wichtiges zu tun habe. Eine unaufschiebbare Angelegenheit.«
»Was sollte das für eine Angelegenheit sein, die wichtiger ist als unser Kampf?«
»Es betrifft unseren Kampf, aber sie hat mir nicht mehr dazu gesagt.«
Aldavinurs Miene verfinsterte sich, und er konnte sich nur mit Mühe bezähmen.
Wyndrit vollzog eine beschwichtigende Geste. »Vergiss nicht, Nefreta war zuvor schon die Wächterin Luvgars. Möglicherweise wollte sie noch an der Grenze zu Hasad nach dem Rechten sehen, dich aber nicht beunruhigen.«
»Aber das Gegenteil ist der Fall!«, rief er. »Wohin ist sie geritten?«
»Sie hat es uns nicht gesagt, um zu verhindern, dass du ihr folgst. Sie rät dir dringend, Barastie anzugreifen. Sie wird auf direktem Wege dorthin reiten und im rechten Moment eintreffen.«
Aldavinur schüttelte beunruhigt den Kopf. »Das ist ...«
»Sie wird kommen«, unterbrach Andun. »Nefreta hat noch nie ihr Wort gebrochen. Sie wird kommen!«
Daran musste Aldavinur glauben.
Am Abend unternahm Aldavinur einen Spaziergang, um nachzudenken. Andun mochte zuversichtlich geklungen haben, doch Aldavinur war es nicht. Gondwin war ein nicht zu unterschätzender Gegner. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht. Was verbarg Nefreta? Was war mit ihr geschehen? Der Fyrgar konnte nicht begreifen, weshalb sie nicht mit den anderen gekommen war, ihnen nicht einmal einen Brief an ihn zur Erklärung mitgegeben hatte. Auch seine eigenen Briefe hatte sie nie beantwortet. Es war, als wäre die Verbindung zu ihr vollständig abgerissen.
Aldavinur wanderte auf eine nahe gelegene Felsengruppe zu und stieg hinauf. Von dort aus konnte er sich den heimatlichen Bergen ein wenig näher fühlen. Auf dem höchsten Felsplateau verweilte er und schaute über das nächtliche Land. Soweit das Auge reichte, erstreckte sich das Lager der Verteidiger Luvgars, sichtbar durch viele kleine, weit verstreute Feuerpunkte. Er konnte die Last des Netzes, die darüberlag, körperlich spüren. Je näher er der Festung kam, desto erdrückender wurde es. Hier gab es nichts mehr, das frei war, alles wurde eingestäubt mit Finsternis und bedeckt mit schweren Wolken, die nicht aus Dunst gewoben schienen, sondern aus Spinnfäden. Wer mochte der Schattenweber sein? Was hatte er vor? Aldavinur glaubte nicht, dass es diesem nur um die Eroberung Luvgars ging. Eher hatte er den Eindruck, als sollte das ganze Land benutzt werden, um ein riesiges Heer aufzubauen, als Stützpunkt für die weiteren Schritte. Es war erst der Anfang.
Ein Schatten verdeckte kurz den Himmel, und Aldavinur hörte das sanfte Rauschen vom Wind getragener Federn. Er regte sich nicht, als Gondwin bei der Landung so nahe zu ihm trat, dass er seinen Atem spüren konnte.
»Wen liebst du mehr?«, fragte der Halbkrahim leise. »Sie oder die Berge?«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Diese Frau. Nefreta. Du bist ihr verfallen, nicht wahr? Sie ist verführerisch und besitzt gewaltige Kräfte. Also sag es mir, hast du eine Entscheidung getroffen, für sie oder für das Land?«
»Diese Frage stellt sich mir nicht«, erwiderte er, ohne den Kopf zu drehen.
»Sie wird nicht mehr kommen, Aldavinur. Ich habe sie ausgeschaltet. Du bist allein.«
»Das ist dein Ziel?«
»Ich werde dir alles nehmen, bis nur noch eines bleibt. Das habe ich dir einst geschworen.«
Gondwin legte stets so viel Aufrichtigkeit in seine Stimme, dass seine Lügen darunter verborgen blieben. Niemand konnte Nefreta
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