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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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aufhalten, sie war die größte Kämpferin des Reiches. Besser als Aldavinur selbst, weil sie viel mehr Erfahrung besaß und weitaus mehr Geschick entwickelt hatte.
    Gondwin konnte von ihrer wahren Beziehung nichts wissen, doch er hatte ein feines Gespür, und er kannte Aldavinur sehr gut. Er wollte den Fyrgar erschüttern, verunsichern, aus dem Gleichgewicht bringen und Zweifel wecken.
    Und das gelang ihm ausgezeichnet.
    »Rede keinen Unsinn«, versetzte Aldavinur beherrscht und sah Gondwin streng an. Er durfte sich nicht anmerken lassen, dass Gondwins Worte ihn getroffen hatten. »Was ich besitze, kannst du mir nicht nehmen.«
    »Und was sollte das sein?«
    »Alles.«
    Wut funkelte in Gondwins blau leuchtenden Augen auf, und seine Flügel spreizten sich. »Immer noch dieselbe Überheblichkeit«, zischte er. »Soll ich dich auf meinen Schwingen mitnehmen und dir die Welt zeigen?«
    »Was willst du, Gondwin?« Aldavinur wandte sich ab.
    »Dir sagen, dass dein Kampf verloren und jetzt die letzte Gelegenheit gekommen ist, Frieden zu schließen. Ich wollte dir die Demütigung vor den anderen ersparen, deshalb habe ich diesen Moment abgewartet.«
    »Oder wolltest du deine Verführung fortsetzen?«
    Gondwin zögerte. »Wäre ... das denn möglich?«
    Aldavinur stieß einen trockenen Laut aus und verzichtete auf eine Antwort. Er regte sich nicht, als er Gondwins unmittelbare Nähe spürte, das Rascheln von Flügeln, die ihn flüchtig berührten.
    »Ich bin auch deinetwegen hier«, sagte Gondwin leise. »Erkennst du nicht, wie ähnlich wir uns sind? Mensch-und-doch-nicht-Mensch, so hast du mich einst genannt. Und das trifft nunmehr auch auf dich zu.«
    »Lass dir etwas anderes einfallen«, schmetterte Aldavinur ihn kalt ab. »Weder Lügen noch Verlockung fruchten. Wie wäre es, wenn du versuchst, mir Angst einzujagen?«
    »Hast du denn keine?«
    »Nein. Ich habe vor nichts Angst.« Nur um Nefreta. Aber sie konnte selbst auf sich achtgeben. Er sollte seine Sinne ausschließlich auf den Kampf richten und sich nicht von einem Mann beeindrucken lassen, der nur der Diener des wahren Feindes war.
    Vielleicht konnte er ihn damit packen.
    »Aber ich kann mir vorstellen, dass du Angst hast«, fuhr er fort. »Wie viel Zeit hat dir dein Herr gegeben, um mich zu bekehren? Hast du dich deswegen hierhergewagt, obwohl du davon ausgehen musstest, dass ich dich töte?«
    »Du lenkst ab. Warum glaubst du mir nicht einfach?«
    Da musste Aldavinur lachen. »Du sprichst von Liebe und verstehst darunter kaltblütigen Mord. Ich bin nur froh, dass meine Lehrmeisterin das nicht mehr erleben muss. Sie wäre leichte Beute für dich gewesen, denn sie hätte sich selbst aufgegeben, um die anderen zu schützen. Aber das hätte den Untergang erst recht besiegelt. Das war eine der ersten Lektionen, die ich während meines Weges nach unten lernte, und die leider der Lehre meiner Meisterin widerspricht.«
    »Die da wäre?«
    »Ich habe nicht das Recht, einem anderen das Leben zu nehmen; ich habe es ihm schließlich auch nicht gegeben.«
    »Das hat deine Lehrmeisterin dich gelehrt?«
    »Oh ja.«
    »Welch erleuchtete Weisheit. Und warum hast du sie dann nicht angenommen, oh großer Lehrmeister der Fyrgar?«
    »Nicht alle Lehren können gleichermaßen Anwendung finden, Gondwin. Meine Lehrmeisterin war ein sanftes Geschöpf, das sich nur von Pflanzen ernährte und selbst dabei noch das Gefühl hatte, Leben zu nehmen. Sie hatte es daher nicht leicht mit mir. Denn ich bin Beutejäger von Geburt an.« Aldavinurs Augen glühten durch die Dunkelheit, als er lautlos in drohender Haltung auf den Geflügelten zuging. »Und du vergisst, dass dies meine Schandgestalt ist. Ich bin kein Lehrmeister der Fyrgar mehr, und ich folge auch nicht länger den Lehren meines Volkes. Ich habe mich von allem losgesagt, denn es geht für mich nur darum, Efrynn zu finden und zurückzubringen und dich zur Rechenschaft zu ziehen. Ich werde nicht zulassen, dass die Finsternis ihr Netz ausweitet. Sag das deinem Herrn!«
    »Und was ist mit Beserdem?«, fragte Gondwin.
    »Oh, richtig, ich vergaß.« Aldavinur trat an den Rand des Felsens, griff in seine Haare, löste die beiden Federn und ließ sie mit dem Wind davontreiben, höher und höher hinaufgetragen und gewirbelt, als würden sie den Weg nach Hause suchen. »Ich gebe sie zurück!«, rief er. Dann wandte er sich Gondwin zu, und kalter Hass brannte in seinen Augen. »Nun bin ich frei. Ich könnte dich hier und jetzt töten, also

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