Fyrgar - Volk Des Feuers
mehr an. Alles wartet auf den Endkampf.«
Abends scharten die Soldaten sich um die von den Flammenrittern entzündeten Feuer, lauschten Geschichten oder sangen. Jeder bereitete sich auf die alles entscheidende Schlacht vor.
Ein Raunen ging durch das Heer, als sie eines Tages endlich die trutzige Festung erblickten, dicht an den Vulkan geschmiegt. Auf der linken Seite türmte sich das Fyrgar-Gebirge auf.
Aldavinur rief die Befehlshaber ins Versammlungszelt, während das Lager aufgeschlagen wurde und letzte Vorbereitungen für den Sturm getroffen wurden. Die Geschütztürme wurden in Position gebracht, die Rammböcke bereitgelegt, große Steinschleudern und Riesenarmbrüste wurden bestückt und gespannt. Einige Bolzen und Steinbrocken wurden mit in Öl getränkten Lappen umwickelt, die vor dem Abschuss entzündet werden sollten.
Dann wurden die Krieger zur Ruhe geschickt, um ihre Kräfte zu sammeln.
Auf dem Tisch im Zelt lagen Karten ausgebreitet, und die Befehlshaber planten die ganze Nacht zusammen mit den Flammenrittern und Aldavinur den Angriff des kommenden Tages. Bereits im frühen Morgengrauen sollte der Sturm beginnen, und jeder einzelne Schritt wurde besprochen und zeitlich abgestimmt, denn es sollte Schlag auf Schlag gehen.
Die Befehle wurden kurz vor der Dämmerung ausgegeben und verteilt, und bis zum ersten Dämmerschein stand das Heer bereit. Fahnen wehten in der Morgenbrise, ab und zu wieherte ein Pferd, ansonsten war es still. Alle warteten auf das Zeichen.
Aldavinur verließ das Zelt und nickte dem wartenden Hornbläser zu. Der erste tiefe Ton erschallte und wurde augenblicklich aufgenommen und weitergetragen.
Der Sturm begann.
Der Sommer schritt heran, während der Kampf um Schloss Barastie noch immer tobte. Die Steinschleudern hatten schon viele Löcher in die Mauer geschlagen, auch das Schloss selbst wies schwere Beschädigungen auf. Immer wieder waren die Sturmleitern angelegt worden, wurden die Geschütztürme nah genug herangebracht, um die Brücken zur Erstürmung herunterzulassen, doch die Festung strafte ihre Legende nicht Lügen. Sie war uneinnehmbar. Manchmal gelang es sogar bis zu hundert Soldaten, hinter die Mauer zu kommen, doch sie konnten nichts ausrichten. Bevor sie das Tor erreichten, wurden sie niedergemacht. Kein einziger kehrte jemals zurück. Die Zahl der Verwundeten wuchs, und das bereitete Aldavinur am meisten Sorge - dass sie von innen her geschwächt wurden.
Während eines Gangs durch das Lazarett in Begleitung von Zuran wurde Aldavinur Zeuge einer tragischen Szene, die beispielhaft war für viele weitere. Kampfgefährten und Freunde harrten am Lager der Verwundeten aus, sprachen ihnen Mut zu, beteten für sie, versuchten sie aufzumuntern.
Einen der Pflegenden erkannte Aldavinur, Magred, ein verdienter Soldat von Mitte vierzig, mit wettergegerbtem Gesicht und grau gesträhnten roten Haaren. Er saß am Lager eines jüngeren Mannes, dessen Gesichtszüge den seinen ähnlich waren, und hielt dessen Hand.
»Radfin, kleiner Bruder«, sagte er leise. »Komm zu dir! Morgen geht es wieder in den Kampf, und ich brauche dich an meiner Seite!«
Die Lider des Verwundeten flatterten, dann gelang es ihm, sie zu heben. »Ich bin so schwach, Großer«, wisperte er. »Ich kann nicht mehr.«
»Aber wir haben es den Eltern versprochen!«, fuhr Magred eindringlich fort. »Für die Zwillinge, und für Hethia, unsere Schwester, erinnerst du dich? Sie haben sie verschleppt, und wir holen sie zurück!«
»Du musst es allein tun«, hauchte Radfin. »Ich gehe ein ins Totenreich.«
»Unsinn, deine Verwundung ist nicht tödlich!«
»Nicht die des Körpers ... doch alles wird grau um mich ...«
Panik verzerrte die Züge des harten Soldaten. »Nein ... nein ... du hast doch keinen Kuss empfangen ...«
»Als wäre etwas über mich geworfen worden, als ich fiel ... und ich sehe das Netz ...«
Aldavinur wandte sich dem Heiler zu, den Zuran in aller Eile gerufen hatte. Der musterte den Verwundeten kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann nichts mehr für ihn tun.«
»Aber warum nicht?«, rief Zuran. »Sein Bruder ist bei ihm, er kann ihn stärken! Er muss Widerstand leisten!«
Da brach es aus dem Heiler hervor. »Er kann nicht!«, schrie er, und für einen Augenblick hielt alles inne. Das Lazarett war groß, aus vielen Zeltdächern zusammengesetzt, und Liege stand an Liege. Es stank nach Blut und nach Wundbrand, Verletzte jammerten und stöhnten, und viele, die gerade operiert
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