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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Anfangs war er ein großer Streiter der Finsternis. Doch dann hat er sich für den Regenbogen entschieden und beschützt Waldsee seither. Und dann ist da noch Halrid Falkon, der Annatai, der Zauberer. Die Annatai sind die mächtigsten geborenen Geschöpfe, und auch er ist ein bedeutender Wächter über die Welt. Deshalb ist mir nicht bang.«
 
    Und deswegen, nach solch erhabenen Momenten, auch wenn Aldavinur zunächst gesättigt und zufrieden, glücklich, wieder hinabstieg, kam er unten völlig ernüchtert und bei klarem Verstand an und konnte sich nur wundern über sein Hochgefühl. Er berauschte sich sonst nie, weder an Vergorenem, noch an Schwelkräutern, ihm war es wichtig, stets die Kontrolle über alles zu haben. Oben auf dem Gipfel aber verlor er alles, seinen Verstand, sein Wissen, seine Vernunft.
    Denn man musste nicht allzu gut rechnen können, um zu erkennen, dass nach der Unsterblichkeit der ersten beiden Stufen noch Stufe Drei und Vier dazwischen standen, bevor die Erleuchtung erreicht werden konnte, und beide bedeuteten Sterblichkeit. Weil auch Geburt und Verfall zum Wissen gehörten.
    Ein langer Weg, dessen Ende nicht absehbar war.
    Und so blieb letztendlich nur eine Erkenntnis.
    Es gab keine Fünfte Stufe, sie war ein Wunschtraum, weil jeder, der auf einer so hohen Entwicklungsstufe war wie die Fyrgar, unweigerlich von Vollkommenheit träumte. Träumen musste, weil sonst nichts mehr blieb. Doch Vollkommenheit war unerreichbar.
    Ebenso gewiss war es aber, dass Aldavinur und der Berg zusammen gehörten. Der Klang der Sphären war es, der ihn bald wieder hinauf trieb, der ihn so sehr erfüllte und ihn manchmal dazu neigen ließ, für immer dort oben zu bleiben.
 
    Aldavinur blinzelte, er war abgeschweift. Er lebte gewöhnlich allein mit sich und seinen Gedanken und war es nicht gewohnt, jemanden um sich zu haben. Doch der Krahim hatte die ganze Zeit geschwiegen.
    Gondwin schien seinerseits in Gedanken versunken gewesen zu sein, denn unvermittelt fragte er: »Also ihr wandelt die Gestalt. Wie geschieht das?«
    »Indem wir durch das Feuer gehen.«
    »Bildlich gesprochen.«
    »Wörtlich.«
    Gondwin fuhr sich verblüfft in einer unsicheren Geste durch das feinfiedrige schwarze Haar, dann fuhr er fort: »Aber was wäre, wenn du die nächste Stufe - also die Dritte Stufe, wenn ich das richtig verstanden habe - erklimmst und gehst als Mensch hervor?«
    »Völlig ausgeschlossen. Mein Baiku ist dies hier, und der nächste Schritt wäre eine Weiterentwicklung davon. Eine menschliche Gestalt wäre ein Rückschritt.«
    Gondwin starrte ihn an und lachte dann trocken. »Kein Wunder, dass ihr hier oben abgeschieden lebt. Dort unten in der Ebene, unter all den anderen Völkern, würde niemand eine derart überhebliche Haltung dulden. Sicherlich sehen auch die anderen Alten Völker die Menschen als kurzlebig und verletzlich an, aber sie geben sich ihnen gegenüber nicht derart herablassend.«
    »Auch unter sich nicht, wenn kein Mensch zuhört?«, gab Aldavinur zurück. »Und ihr Menschen wiederum seht alles, was nicht so ist wie ihr, als gleichwertig an?«
    »Menschen sehen nicht einmal ihre eigene Art als gleichwertig an, aber darum geht es nicht. Sondern um die Haltung deines so hochedlen und gebildeten Volkes, das sich über alles erhaben dünkt.«
    »Worüber regst du dich auf? Du bist noch nicht einmal ein richtiger Mensch.«
    »Das ist wohl wahr. Und für dich bin ich dadurch noch minderwertiger, nicht wahr?«
    »Nicht minderwertig«, verbesserte Aldavinur mild. »Nur nicht auf der Stufe unserer Entwicklung. Wir sehen jedes Leben als kostbar an, Gondwin, das verstehst du falsch. Ich war vorhin nicht überheblich, sondern aufrichtig. Die Fyrgar sind das Volk, das die höchste Weisheit und Entwicklung besitzt, und zwar von allen Völkern Waldsees. Nur die Annatai, die Wahren Zauberer von jener weit entfernten ältesten Welt, stehen über uns.«
    »Die dünne Luft hier oben und das starke Sonnenlicht haben euren Verstand ausdörren lassen«, sagte Gondwin gekränkt. »In euren hohen Gefilden habt ihr euch so weit von der Welt entfernt, dass ihr überhaupt keine Ahnung mehr habt, was da unten tatsächlich vorgeht!«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich will jetzt nicht mehr darüber reden. Ich habe Hunger, außerdem ist mir kalt.«
    Aldavinur ging noch einmal hinaus, holte mehr Brennmaterial. »Mit den Glutsteinen wirst du es lange warm haben.«
    Er grub mit einer Pranke eine kleine Kuhle, schichtete die porösen,

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