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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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sich auf. Ihre Beine zitterten, und ihr Körper schmerzte.
    ›Was soll er mir schon antun?‹, beruhigte sie sich in Gedanken. ›Er denkt, dass er mich braucht, also wird er mich in Ruhe lassen‹.
    Grimmig stand Johann in der Mitte des Saals und schwieg.
    Auch anna Maria sagte nichts, sondern sah ihn nur herausfordernd an, als sie eine Bewegung hinter ihm wahrnahm. Ein Mann, der von der Gestalt Johanns verdeckt gewesen war und den anna Maria im schummrigen Licht nicht bemerkt hatte, trat plötzlich neben den Landsknecht.

    Der Mann hielt seinen Blick gesenkt, und anna Maria traute sich, zu ihm hinzusehen. Der Fremde war einen halben Kopf größer als Johann und von schlanker Gestalt. anders als die übrigen Burgbewohner schien er gebadet zu haben, denn er verströmte einen feinen Duft. Sein Haar war kurz geschnitten, und sein Bart sauber ausrasiert.
    Langsam hob der Mann den Kopf. als anna Maria in seine augen schaute, überkam sie blankes Entsetzen. Sie starrte in augen so blau wie der Himmel.

Kapitel 7

Zwei Wochen zuvor
    Hauser versuchte das Pferd in einen sanften Galopp zu bringen, damit Peters Körper nicht zu sehr durchgeschüttelt wurde. Trotzdem stöhnte der Bursche bei jedem atemzug. als das Pferd über einen umgestürzten Baumstamm springen musste, bäumte sich Peter schreiend auf und verlor das Bewusstsein.
    Hauser spürte den schlaffen Körper in seinen armen und trat dem Pferd heftig in die Flanke. Schon schoss es im harten Galopp nach vorn.
     
    Die Stadtmauer von Mühlhausen war durch den feinen Nieselregen nur schemenhaft zu erkennen. Das graue Gemäuer schien mit dem Grau der Morgendämmerung zu verschmelzen. Vor dem Stadttor warteten bereits Menschen darauf, dass es geöffnet wurde.
    Um nach vorn zu gelangen, führte Hauser sein Pferd vorsichtig an den Leuten und den Fuhrwerken der Händler vorbei. Gereizt hob manch einer der Wartenden seinen Stock und beschimpfte den Reiter, da er sich in die erste Reihe vordrängelte.

    »Seid still, Leute! Ich habe einen Schwerverletzten dabei, der dringend Hilfe benötigt.«
    Als er am Tor angelangt war, schlug er kräftig dagegen. Eine Luke öffnete sich, und ein verschlafener Wachmann blaffte: »Die Turmuhr hat noch nicht voll geschlagen, also hört auf, solch einen Lärm zu machen.«
    Hauser beugte sich vor und blickte dem Mann direkt in die augen. »Mein Sohn stirbt! Ich brauche rasch Hilfe!«, log er. »Öffnet das Tor!«
    Der Wachmann streckte seinen Kopf weiter aus der Klappe heraus und konnte nun den bleichen Burschen erkennen.
    »Hat er eine ansteckende Krankheit?«, wollte er wissen. Daraufhin wichen die Leute, die sich neugierig genähert hatten, ängstlich zurück.
    »Diebe haben ihm den arm zertrümmert!«, erklärte Hauser knapp. Ein Raunen ging durch die Menge. Dann war nur noch das Knarren und Knattern des schweren Holztors zu hören. Eine Seite des Tores wurde geöffnet, und als Hauser hindurchgeritten war, sofort wieder geschlossen.
    »Wo finde ich die Bader?«
    Der Wachmann wies ihm die Richtung, in der die Badergasse lag. Der Hufschlag des Pferdes hallte in den Straßen. als Hauser die Gasse erreicht hatte, betrachtete er jede Haustür sorgfältig. Endlich fand er das Portal, auf dem fast unmerklich das geheime Zeichen der Bundschuhleute eingeritzt war. Strich Bogen Strich – das lateinische H – für Fremde unkenntlich.
    Auch gegen diese Tür hämmerte Hauser. ›Ich wecke die gesamte Nachbarschaft auf‹, dachte er, doch hörte er nicht auf, bis ihm die Pforte geöffnet wurde.
    Ein Mann mit grau gelocktem Haar schimpfte ohne den Blick zu heben: »Seid Ihr von Sinnen? Es ist noch früher Morgen. Kommt später wieder!« Er drehte Hauser den Rücken zu und
wollte die Tür schon wieder ins Schloss werfen, als Hauser die geheime Losung sprach. Sofort hielt der Grauhaarige in seiner Bewegung inne und wandte sich dem Reiter zu. Wässrig blaue augen starrten in Hausers Gesicht. Nicht eine Miene verriet die Gedanken des Mannes. Doch als Hauser ihn fragte: »Willst du mich nicht hereinbitten, Gabriel?«, nickte der Mann wortlos. »Hilf mir, der Junge ist verletzt und ohne Bewusstsein.«
    Erst jetzt schien der Bader den Burschen zu bemerken. Vorsichtig half er, Peter vom Pferd zu hieven. Der Junge hing schwer in Hausers armen. Ächzend folgte er Gabriel ins Haus.
    In dem Badhaus hörte man nur vereinzelt Türen schlagen.
    »Jetzt herrscht noch Ruhe in der Badestube, aber um die Mittagszeit wird das Treiben zunehmen. Bis dahin sind wir

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