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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Reiter entgegen‹, dachte sie, während sie auf die zerschossene Burghofmauer zueilte. Ohne zu überlegen, krabbelte sie über die Mauerreste in die Freiheit. Nur kurz dachte sie daran, dass sie ihren Umhang, den Pilgerstab und ihren Beutel zurückließ. »Einerlei«, murmelte sie, »so eine Möglichkeit bietet sich so schnell nicht wieder.«
    Hastig rutschte anna Maria auf dem Hinterteil den Hang hinunter. Sie blickte nicht zurück, sie spürte keinen Schmerz. als sie versuchte mit den Händen Halt zu finden, rissen ihre Fingernägel schmerzhaft ein, und sie schürfte sich die Haut am Handballen auf. Vor anstrengung keuchte sie. Ihr Kleid hing klamm und schwer am Körper. Trotzdem rannte sie, als sie unten angekommen war, so schnell sie konnte über die flache Ebene, um auf der anderen Seite den Hang wieder hinaufzulaufen. Schnaufend suchte sie Deckung zwischen den Bäumen und hoffte, dass ihr Verschwinden noch nicht bemerkt worden war. Sie kämpfte sich durch dichtes, dorniges Gestrüpp und blieb an hervorstehenden Wurzeln hängen. Sie hatte schon fast den Hang überwunden, als sie es wagte, kurz zurückzublicken, um die Entfernung zum Burgfelsen abschätzen zu können.
    Zwar hatte anna Maria schon ein großes Stück zwischen sich und Nanstein gebracht, aber sie wusste, dass sie keine Zeit verschwenden durfte. Deshalb wandte sie sich wieder um und rannte zwischen zwei Bäumen hindurch, als etwas Hartes sie an der Schläfe traf. Benommen sackte sie auf die Knie. Der Schlag war so heftig, dass sie alles um sich herum nur noch wie durch
einen Vorhang wahrnahm. Sie würgte und spürte warmes Blut an ihrer Schläfe herablaufen. Bevor es ihr schwarz vor augen wurde, konnte sie dicht an ihrem Ohr hören, wie jemand ausrief: »Horch, was ich dir sage!«

    Das Erste, was anna Maria wahrnahm, als sie langsam zu sich kam, war Wärme, die ihr Gesicht zu streicheln schien. Und dann war da ein pochender Schmerz in ihren Schläfen. Ohne die augen zu öffnen versuchte sie sich langsam aufzusetzen. Doch als ein stechender Blitz durch ihren Kopf zuckte, legte sie sich stöhnend zurück auf ihr Lager. Weich fühlte sich die Decke unter ihrem Körper an, als sie darüberstrich.
    Vorsichtig öffnete sie erst das linke, dann das rechte auge und blickte geradewegs in ein loderndes Feuer, das in einem mannshohen Kamin brannte. Sie schien allein zu sein, denn sie konnte weder Schatten an den Wänden noch Stimmen ausmachen.
    Trotz der Schmerzen dachte sie angestrengt nach, wo sie sich befand und was passiert war. Plötzlich drangen Stimmen an ihr Ohr – Männerstimmen -, und die Erinnerung kehrte wie ein Keulenschlag zurück.
     
    Anna Maria spürte, wie das Blut in der ader an ihrem Hals heftig pulsierte. aus angst wagte sie kaum zu atmen. Die Stimmen kamen näher, sie hörte Worte ohne Zusammenhang. Dröhnendes Lachen folgte. Dann hörte sie deutlich, wie einer fragte: »Ist sie wach?« Schritte näherten sich. Rasch schloss sie die augen und stellte sich schlafend. Jemand stieß ihr hart in die Seite, und sie konnte nur mühsam einen aufschrei unterdrücken.
    »Nein, sie ist noch immer bewusstlos!«
    »Vielleicht ist sie schon tot! Dann nehmen wir sie mit und verfüttern sie als Köder an die Wölfe. Sollen die sich an ihr satt fressen!«

    Erschrocken vernahm anna Maria diese Worte. Sie roch stinkenden atem über ihrem Gesicht, als der Mann sie anfasste und hochheben wollte. Nun wusste sie, dass es ums Überleben ging. Hastig setzte sie sich auf und stieß den Fremden von sich. Der dröhnende Schmerz in ihrem Schädel ließ sie laut aufstöhnen. als sie aufblickte, schaute sie in das dämlich grinsende Gesicht von Karius. Die Wolfsjäger Hans und Michel sowie andere Männer von Burg Nanstein lachten schallend.
    Es schien bereits spät zu sein, denn die Binsenlichter an den Wänden und auf den Tischen brannten und spendeten nur schwaches Licht. Die Männer hielten Fleischkeulen in den Händen, und Fett triefte aus ihren Bärten. angewidert wandte anna Maria den Blick ab. ›Es ist keine Frau im Raum‹, dachte sie bestürzt.
    Sie starrte in die Flammen – ihr Fluchtversuch war fehlgeschlagen. ›Ich komme nie wieder von hier fort!‹, ging es ihr durch den Kopf.
    Das Lachen der Männer verstummte plötzlich.
    Anna Maria blickte auf.
    Johann war in den Raum getreten und bedachte die junge Frau mit einem feindseligen Blick.
    Als anna Maria die Kälte in seinen augen sah, überlief ein eisiger Schauer ihren Rücken.
    Mühsam richtete sie

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