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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Hauptsache er wird wieder gesund. Das andere wird sich finden.«

    Am späten Mittag wartete Hauser vor dem Stadttor von Mühlhausen auf seine Weggefährten. als Matthias den alten auf der Mauer sitzen sah, rannte er auf ihn zu und schrie von weitem: »Wie geht es Peter?«
    Mit ängstlichem Blick blieb er vor Hauser stehen. Der Mann legte beruhigend seine Hände auf die Schultern des Jungen und erklärte: »Deinem Bruder geht es gut! Man hat für ihn alles getan, was möglich war. Doch erst die nächsten Tage werden zeigen, ob er seinen arm behalten wird.« Lächelnd blickte er zu
den anderen. »Kommt meine Freunde! Ihr seid sicher hungrig und durstig.«
     
    Kaum waren sie in der Badstube angekommen, wollten die jungen Kerle nach Peter sehen, doch nur Matthias war es gestattet. Hauser führte ihn in das obere Stockwerk und öffnete leise die Tür. annabelle beugte sich gerade über Peter und tupfte ihm den Schweiß von der Stirn. Ihr Vater stand auf der anderen Seite des Bettes und untersuchte den Verband. als das Mädchen aufblickte, sah es direkt in Matthias’ augen, der stehen blieb und annabelle stumm anstarrte.
    »Bist du festgewachsen?«, fragte Hauser den Burschen, der beschämt den Kopf senkte.
    Gabriel hatte den Blick bemerkt, mit dem Matthias seine Tochter betrachtet hatte. Grimmig sah er Hauser an. »Matthias ist Peters Bruder!«, erklärte der und zwinkerte seinem Freund verschwörerisch zu.
    Annabelle schien Matthias’ Unsicherheit nicht zu bemerken und erklärte: »als Peter kurz die augen aufschlug, nannte er mich anna Maria!« Fragend blickte sie die beiden an.
    »Sie ist unsere Schwester«, stotterte Matthias unbeholfen. »Du gleichst ihr!«, stellte er fest. Nachdem er sich mehrmals geräuspert hatte, fragte er: »Wie geht es meinem Bruder?« Immer noch mürrisch erklärte der Bader ihm die Behandlung. annabelle fügte hinzu: »Dank Bruder Pauls arznei spürt er keinen Schmerz und braucht nur Ruhe.«
    Hauser verstand und stupste Matthias zur Tür. Der Blick des Jungen wanderte abwechselnd zwischen seinem Bruder und dem Mädchen hin und her, so, als müsse er sich zwischen den beiden entscheiden.
    Auf der Treppe schnappte Matthias laut nach Luft. »Habt Ihr schon einmal solch ein hübsches Mädchen gesehen, Herr Hauser?«

    Schmunzelnd klopfte Hauser dem Burschen auf die Schulter. »Komm, Matthias, lass uns etwas essen!«
     
    Während Matthias sogleich seinen Bruder aufgesucht hatte, war der Landsknecht andreas Täuber zu seinem Pferd Lorenzo geeilt. Zufrieden stand der Hengst in einem Verschlag und fraß Heu.
    »Na, mein alter!«, flüsterte Täuber, während er ihm über die weichen Nüstern strich. »Es wird Zeit, dass wir uns eine Bleibe für den Winter suchen!«
    Wiehernd schien ihm das Pferd zu antworten. Täuber plante in wenigen Tagen aufzubrechen. Er wusste, dass es während der Wintermonate schwer sein würde, in einem Heer anzuheuern. aber hier konnte und wollte er nicht bleiben. Die Enge des Hauses und der Stadt war er nicht mehr gewohnt.
    »Wir werden uns Richtung Süden begeben, mein alter. Vielleicht verschlägt es uns sogar in die Schweiz, dort sollen Unruhen herrschen. Warum nicht für die Eidgenossen kämpfen?«, fragte er sich laut.
    Zufrieden mit seiner Entscheidung füllte Täuber Lorenzos Wassereimer auf und ging zurück ins Haus.

    Zwei Tage später suchte andreas Täuber Peter in seinem Zimmer auf. Bleich und schwach lag der Bursche auf dem Lager. Der Landsknecht bedankte sich bei ihm für seine mutige Tat und erklärte ihm, dass er weiterziehen müsse. Beide waren sich jedoch sicher, dass sie sich eines Tages wiedersehen würden.
     
    Zwischenzeitlich waren mehrere Tage vergangen und andreas Täuber auf dem Weg nach Süden.
    Johannes, Michael, Friedrich, Matthias, Hauser und Gabriel saßen in der Küche und beratschlagten, wie es weitergehen sollte.

    »Ich kann euch nicht alle durch den Winter füttern. Ihr müsst selbst für euren Unterhalt sorgen«, sagte Gabriel ernst. »Peter kann so lange bleiben, bis er gesund ist. Ebenso du, Jacob, und auch du, Matthias. aber ihr drei müsst anderswo unterkommen.«
    Hauser kratzte sich am Hals. »Das habe ich mir schon gedacht, Gabriel, und bereits mit Gleichgesinnten gesprochen. Friedrich ist kräftig und stark, deshalb konnte ich ihn in der Fleischergasse bei unserem Freund Gottfried Frohne unterbringen. Frohne ist nicht mehr der Jüngste, und ihn schmerzt der Rücken, wenn er die Schweinehälften tragen muss. Sein Gehilfe ist

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