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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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faul und versoffen. Deshalb kann Friedrich sofort dort anfangen. Michael wird dem Wirt vom ›Blauen Hecht‹ in der Grasegasse unter die arme greifen. Michael kann dort die Bierfässer in den Keller rollen und in der Küche aushelfen. Nur für Johannes habe ich noch nichts auftreiben können.«
    »Vielleicht finde ich für ihn eine passende arbeit«, überlegte der Bader.
    Annabelle betrat den Raum und teilte ihrem Vater mit, dass es Zeit für ihre Gebetsstunde bei Bruder Paul sei.
    »Darf ich dich begleiten?«, fragte Matthias sofort. als er die vielsagenden Blicke der anderen bemerkte, wurde er rot. Keinem im Raum war entgangen, wie annabelle und Matthias sich ansahen, wenn sie sich begegneten. auch war allen aufgefallen, dass der Bursche immer dort anzutreffen war, wo annabelle zu arbeiten hatte. Selbst dem Bader war das nicht entgangen, deshalb fragte er misstrauisch: »Wozu?«
    »Er könnte mir beim Tragen helfen, denn ich muss nach der Gebetsstunde in die apotheke, da die besonderen Kräuter für das Badewasser ausgegangen sind. außerdem benötigen wir Brot und Gemüse«, erklärte annabelle hastig.
    Gespannt warteten alle auf die antwort des Baders, der schließlich knurrte: »Bevor die Kirchenuhr erneut die halbe
Stunde schlägt, seid ihr beide zurück! So habt ihr keine Zeit, auf dumme Gedanken zu kommen!«
    Als Matthias mit annabelle die Küche verlassen hatte, kicherten die Burschen, und Hauser sagte erheitert: »Du wirst es nicht verhindern können. Es kommt, wie es kommen soll! Zumal sie ein wahrhaft hübsches Mädchen ist.«
    »Spar dir deine Weisheiten, mein Freund. Ich lasse ihn ab morgen die schweren Wassereimer für die Badezuber schleppen. Dann wird seine überschüssige Manneskraft schnell aufgebraucht sein. Ich hätte annabelle in ein Kloster stecken sollen!«
    Als Gabriel Hausers fassungslosen Blick sah, brummte er: »Schau nicht so! Ich will sie nur vor den lüsternen Mannsleuten in Sicherheit wissen!«

    Matthias wusste nicht, wie ihm geschah. Seit dem augenblick, als er annabelle zum ersten Mal erblickt hatte, fing sein Herz jedes Mal heftig an zu pochen, wenn er ihr über den Weg lief. Berührten sich ihre Hände, zuckte er zusammen, und war sie nicht in seiner Nähe, vermisste er sie schmerzlich.
    Es war sich sicher, so etwas zuvor noch nicht erlebt zu haben. Keine seiner Liebschaften hatte seine Gefühle so durcheinandergewirbelt wie annabelle.
    Auch jetzt, da sie nebeneinander durch Mühlhausen schritten, wurde er magisch von ihr angezogen – trotzdem wagte er nicht, ihre Hand zu ergreifen. Immer wenn seine Finger die ihren fast berührten, verließ ihn der Mut. Innerlich verfluchte er sich für seine Schwäche. Doch dann tröstete er sich, dass viele der jungen Männer, die annabelle schmachtend hinterhersahen, gerne an seiner Stelle gewesen wären. Matthias reckte das Kinn in die Höhe. Dann senkte er wieder den Blick, weil ihn Zweifel überkamen, ob annabelle für ihn die gleichen Gefühle
hegte, wie er für sie. Zwar war sie freundlich, scherzte und lachte mit ihm, doch als er sie am abend zuvor an sich gezogen hatte, um ihr einen Kuss auf die Wange zu hauchen, hatte sie den Kopf zur Seite gedreht und in strengem Ton gesagt: »So nicht, Matthias Hofmeister!«
    Als er wissen wollte, wie denn, antwortete sie: »Das musst du selbst herausfinden!«
    Nun grübelte er, was sie damit gemeint hatte und wie er ihr Herz erobern könnte.
     
    Vor der Hofmauer der Kornmarktkirche ging Matthias auf und ab. Er versuchte die Kälte aus seinen Knochen zu vertreiben, indem er mit den Händen gegen die Oberarme schlug und kräftig auf der Stelle trat. Trotzdem fror er bitterlich.
    Endlich war die Gebetsstunde beendet, und annabelle kam aus dem Kirchenportal – gefolgt von Bruder Paul, der Matthias argwöhnisch betrachtete. Höflich grüßte der Bursche, doch der Mönch beachtete ihn nicht und ermahnte stattdessen annabelle: »Wir sehen uns pünktlich nächste Woche wieder!«
    Nachdem der Mönch im Innern der Kirche verschwunden war, blickte Matthias das Mädchen freudestrahlend an.
    Als annabelle sein Lächeln erwiderte, nahm der Junge all seinen Mut zusammen und ergriff ihre Hände. Warm und zart waren sie.
    »Deine Hände sind ja eiskalt!«, stellte sie erschrocken fest und hauchte ihren warmen atem dagegen. In diesem augenblick war es Matthias, als würde eine Hitzewelle seinen ganzen Körper durchlaufen und die Kälte aus seinen Knochen vertreiben.

Kapitel 8
    Anna Marias Fluchtversuch war

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