Gabe der Jungfrau
Maria ihm hinterher.
Ungeduldig ging Gerhild in Johanns Gemach auf und ab. Es war bereits nach Mitternacht, und die beiden Brüder waren noch nicht zurückgekehrt.
Seit Gerhild wusste, dass Johann sie gegen anna Maria austauschen würde, versuchte sie schwanger zu werden.
Nachdem die Woche zuvor erneut ihr Monatsfluss eingesetzt und ihre Hoffnung auf ein Kind zerstört hatte, war sie zu einer weisen Frau gegangen, um Rat zu holen. Die alte hatte ihr Kräuter gegeben, die ihre Fruchtbarkeit stärken sollten. Gerhild hatte die Kräuter zu einem Sud gebraut und abends das Gebräu getrunken. Doch nun wartete sie bereits die halbe Nacht, und Johann kam nicht. »Was nützt das Zeug, wenn Johann mich nicht besteigt?«, schimpfte sie leise vor sich hin.
Gerhild war fast eingeschlafen, als sie laute Stimmen hörte. Eilig lief sie die Treppenstufen hinunter, denn die Geräusche schienen aus der Küche zu kommen. Sie überquerte den Burghof und betrat das Küchengewölbe. an einem schmalen Tisch auf einfachen Schemeln saßen Veit, Johann und ein Fremder zusammen und tranken aus großen Krügen Bier. als Gerhild
in die Küche stürmte, sah Johann sie aus glasigen augen fragend an.
»Ihr wolltet seit geraumer Zeit zurück sein«, hielt sie ihm wütend vor.
»Ich kann kommen und gehen, wann immer ich will«, lallte Johann und hieb mit der Faust auf den Tisch. Veit und der Fremde lachten.
»Verdammt Johann! Ich habe mir Sorgen gemacht. Schließlich wissen wir, dass der Verwalter uns auf der Burg nur duldet.« Die Hände vor dem Brustkorb verschränkt, funkelte sie ihn zornig an.
Veit hob den Zeigefinger und erklärte in bierseliger Förmlichkeit: »Du bist unhöflich, Gerhild! Wir haben einen Gast, und du keifst hier herum wie ein Marktweib.« Er grinste Gerhild schelmisch an. Der Fremde musterte sie und versuchte sich mühsam vorzustellen, doch Gerhild konnte sein Gelalle nicht verstehen. Sie wandte sich von Veit und dem Unbekannten ab, stellte sich mit wiegenden Hüften hinter Johann und kraulte ihn im Nacken. Dann beugte sie sich zu ihm herunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Lachend zwinkerte Johann seinem Bruder zu, der daraufhin schwankend aufstand. Veit versuchte den Fremden am arm hochzuziehen. als auch der endlich stand, sagte er: »Wir wollen die beiden Turteltauben nicht stören, andreas. Lass uns in den großen Saal gehen.«
Geduldig wartete Gerhild, bis Johann den Krug geleert hatte, dann gurrte sie: »Komm Liebster, lass uns nach oben gehen!«
Lachend griff Johann ihr ans Gesäß und lallte: »Das ist ein guter Vorschlag!«
»Das kann nicht dein Ernst sein!«, schimpfte Gerhild am nächsten Morgen.
»Schrei nicht so!«, zischte Johann und hielt sich den Kopf. »Mir dröhnt der Schädel, als ob sich ein Bienenschwarm darin eingenistet hätte.«
»Das kommt vom Saufen!«, zischte Gerhild voller Häme.
»Lass mich in Ruhe!«, brummte Johann und ließ sich zurück aufs Bett fallen.
»Selbst in deinem Zustand müsstest du einsehen, dass wir keinen weiteren Esser auf der Burg gebrauchen können!«
»Gottverdammt, Gerhild! In der Speisekammer lagert genügend für alle!«
»Da gebe ich dir Recht, Johann! Doch mittlerweile sind drei Esser mehr auf der Burg, die nicht eingeplant waren. außerdem fressen sich ständig die drei Wolfsjäger bei uns durch.«
Als sie seinen verständnislosen Blick sah, erklärte sie: »Erinnere dich! Zuerst kam das Weib, dann dein Bruder und jetzt noch dieser Fremde. Wer ist er überhaupt? Seinen Namen konnte ich beim besten Willen nicht verstehen.«
»Sein Name lautet andreas Täuber. Wir haben ihn gestern unten in Landstuhl getroffen. Er saß vor dem Gasthaus und sah erbärmlich aus.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter!«
»Ihr nehmt einen Fremden mit auf die Burg, nur weil er erbärmlich aussieht?«
»Bald ist Heiliger abend, und da sollte man barmherzig sein. außerdem ist er kein Fremder – das haben wir bei einem Bier festgestellt.«
»Pah, bei einem Bier!«, äffte Gerhild ihn nach.
Johann überhörte ihre Boshaftigkeit und fuhr fort: »andreas hat im Heer des Ritters Georg von Frundsberg von Schwaben gedient und Veit und ich im Heer des Franz von Sickingen. Beide Heere haben vor etlichen Jahren die Wahl von Karl V. zum deutschen Kaiser in Frankfurt unterstützt.«
»Und deshalb hast du ihm jetzt Unterkunft gewährt?«, giftete Gerhild verständnislos.
»Halt’s Maul, Weib! Was mischt du dich in Dinge ein, die dich nichts angehen?«
»Da du dir anscheinend
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