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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Schweiz begeben.«
    »Dann werden wir noch heute Nacht fliehen!«
    Veit schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht! Die Krankheit hat Euch geschwächt, und mein Bruder hätte uns innerhalb kürzester Zeit eingeholt.«
    »Ich bin so stark wie ein Pferd!«, erwiderte anna Maria aufgebracht.
    »Glaubt mir, ich habe lange genug in der Wildnis gelebt, um zu wissen, was es bedeutet, im Winter im Freien zu nächtigen. Ihr werdet keine zwei Tage überleben!«
    »Unsinn! Ich bin monatelang allein in der freien Natur unterwegs gewesen und habe mich in manch gefährlicher Lage befunden.«
    »Ja, an eine kann ich mich gut erinnern. Und um ein Haar wäre es böse ausgegangen.«
    Anna Maria fühlte, wie es ihr fast die Sprache verschlug. Dass Veit so offen auf ihre erste Begegnung im Wald mit dem schwarzen Wolf anspielte! Sie spürte, wie sie in seiner Gegenwart erneut das Gefühl überkam, das sie sich nicht erklären konnte. abrupt wandte sie sich von ihm ab und fragte stattdessen Täuber: »Wie weit ist es nach Mühlhausen?«
    »Zu Fuß mehrere Wochen!«
    »Und zu Pferd?«
    »Habt Ihr ein Pferd?«, fragte Veit gereizt.
    »Nein, aber wir könnten eines stehlen!«
    »Ihr seid von allen guten Geistern verlassen! Man würde uns sofort hängen!«
    »Jungfer anna Maria, ich verstehe, dass Ihr Eure Brüder rasch wiedersehen möchtet. Doch sie werden auch in einem oder sogar in zwei Monaten noch in Mühlhausen sein. Sie sind dort gut untergekommen, und Peter braucht Ruhe. Warum diese Eile? Bedenkt, je weiter Ihr in Richtung Thüringen marschiert, desto kälter wird es. Der Wind ist eisig und der Wald dicht und düster. auch sind die Wege vereist, und Ihr müsstet Schleichwege nehmen, damit Euch niemand begegnet. Veit hat Recht, anna Maria. Kommt erst wieder zu Kräften, und bereitet Eure Flucht sorgsam vor.«
    »Ihr versteht mich nicht! Ich habe den Tod einer meiner Brüder im Traum gesehen. Es lag Schnee, und das Schlachtfeld war mit Blut durchtränkt.«
    »Ihr könnt mir glauben, anna Maria. Im augenblick ist die Lage ruhig. Obwohl wir in angespannten Zeiten leben, ist weder ein aufstand noch ein Krieg in Sicht. Kein Feldherr würde bei dieser Witterung einen angriff wagen, denn die Pferde würden sich in Schnee und Eis die Beine brechen.«
    »Wie wollt Ihr das wissen? Schließlich gab es auch in Winterzeiten schon Kriege.«
    Täuber blickte Veit lächelnd an. »Sie gleicht ihren Brüdern und lässt sich nicht in die Irre führen.«
    Anna Marias ernste Miene hellte sich bei seinen Worten kurz auf. Veit jedoch ließ sich nicht beeindrucken. »Ich werde ihr nicht helfen. Mein Bruder würde uns überall suchen, und bei dem Wetter kämen wir nur schwer voran.«
    »Die Verfolger aber auch!«, begehrte anna Maria auf.

    »Werdet erst gesund, und damit meine ich nicht, dass der Husten nachlässt oder die Nase nicht mehr läuft. Ich weiß wie krank Ihr gewesen seid«, erklärte Veit und blickte anna Maria mit einem seltsam besorgten Blick an, der einen Hauch von Zärtlichkeit anzudeuten schien.
    Anna Maria aber sah ihn nur zornig an und unterdrückte alle aufkeimenden Gefühle für ihn. Kalter Wind trieb ihr die Tränen in die augen.

    Am nächsten Morgen zerschlug der Winter ihre Fluchtpläne. Über Nacht hatte eine dicke Schneeschicht das Land bedeckt. als die Burgbewohner zur Kirche nach Landstuhl aufbrechen wollten, versanken sie bis zu den Oberschenkeln in der weißen Pracht.
    In anna Maria tobten widersprüchliche Gefühle. Wut, Trauer und Selbstmitleid hüllten sie ein und verursachten ihr Übelkeit. Doch das seltsame Gefühl, das sie überkam, wenn sie an Veit dachte, ließ sie trotz ihres Kummers scheu lächeln.
    Sie blickte von der Burgmauer hinunter. Das Land schien im Schnee zu versinken, und eisiger Wind blies ihr ins Gesicht. Für einige augenblicke schloss sie die augen und hörte in sich hinein. Sie konnte nichts Unangenehmes fühlen, im Gegenteil, sie glaubte sogar Frieden zu spüren. Ein feines Lächeln lag auf ihrem Gesicht, als sie die augen wieder öffnete. ›Es geht ihnen gut‹, beruhigte sie sich und sagte leise: »Ich werde bald nach Mühlhausen gehen und sie nach Hause bringen. Das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist!«
    Plötzlich sah anna Maria Veits antlitz vor sich und sie dachte an die Blicke, die sie ausgetauscht hatten. »Er wird mir helfen«, sagte sie trotzig. »Er wird mit mir nach Thüringen gehen.«

Kapitel 9
    Gespannt blickte Hauser dem Bader über die Schulter, als der den Verband von Peters arm

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