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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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entfernte.
    »Bruder Paul hat gute arbeit geleistet!«, stellten beide Männer erfreut fest und betrachteten zufrieden die rötliche Wundstelle. »Unsere Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Die Wunde hat sich geschlossen und ist weder entzündet noch vereitert – Gott sei gedankt!«
    »Versuche deinen arm zu beugen«, forderte Hauser den Jungen auf, der seinen arm angewinkelt am Körper hielt. Peter versuchte es zwar, es gelang ihm jedoch nicht, und mit schmerzverzerrtem Gesicht sank er zurück in die Kissen. »Es geht nicht!«
    »Das macht nichts, mein Junge!«, tröstete ihn der Bader. »Im warmen Wasser haben wir schon so manch krummes Glied wieder gerade gerückt.«
    Peter standen vor anstrengung Schweißperlen auf der Oberlippe, trotzdem lächelte er. als die beiden Männer keine anstalten machten zu gehen, runzelte er die Stirn. »Was ist?«
    »Ich platze fast vor Neugierde«, sagte der Bader und zog sich einen Schemel ans Bett. »Erzähl uns von deinem Vater!«
    Mit bösem Blick sah Peter Hauser an, der erklärte: »Ich musste ihn einweihen! Schließlich ist er ein Gleichgesinnter.«
    Peter atmete tief ein. »Was wollt Ihr hören? Mein Vater ist ein Mann wie jeder andere im Dorf – außer, dass er freier Bauer ist. Und der Einzige, der auf Wallfahrten gegangen ist. ansonsten weiß ich über ihn nichts außergewöhnliches zu berichten.«
    Enttäuscht blickte der Bader zu Hauser. »Das klingt nicht nach Joß Fritz! Er ist weder gepilgert, noch war er freier Bauer. Joß war ein Kämpfer, konnte Reden schwingen und jeden in seinen Bann ziehen, sodass wir ihm gefolgt sind, ohne Fragen zu stellen.« Bei diesen Worten leuchteten die grauen augen des Baders.

    Plötzlich stutzte Hauser. »Wann waren die Pilgerreisen deines Vaters?« Peter überlegte und nannte die verschiedenen Jahre, an die er sich erinnern konnte.
    »Das gibt es nicht!«, schrie Hauser auf. »Das waren doch die Zeiten der Bundschuhverschwörungen! Joß hat seiner Familie die Wallfahrten also nur vorgetäuscht. So schöpfte niemand Verdacht. Und über die Jahre führte er in Mehlbach das beschauliche Leben eines Bauern mit Frau und Kindern. Das traut sich nur einer – unser Hauptmann!«
    »Herr Hauser, wollt Ihr behaupten, dass mein Vater seine Familie belogen hat? Dass er nie im gelobten Land war, um für unsere Sünden um Vergebung zu bitten? Dass sein Leben, unser Leben, eine Lüge ist?« Peter schrie die letzten Worte beinahe heraus, und seine Wangen glühten.
    »Unsere Sünden werden nicht durch Wallfahrten vergeben!«, erklärte Hauser energisch. »aber darum geht es auch gar nicht. Uns interessiert nur die Frage: Wer ist Daniel Hofmeister wirklich? Ist er tatsächlich der Mann, dem Tausende von Menschen vertrauten und dem sie bedingungslos folgten? Vieles lässt darauf schließen, auch wenn ich nicht weiß, wie es ihm möglich war, die Rolle eines Bauern in Mehlbach einzunehmen. Schließlich stammt Joß Fritz aus Untergrombach und war Leibeigener des Bischofs von Speyer. Trotzdem bin ich immer mehr der Überzeugung, dass dein Vater unser Hauptmann ist.«
    Hausers augen glänzten. als er jedoch Peters abweisenden Blick sah, verflog das Leuchten, und er redete eindringlich auf den Jungen ein: »Dein Vater ist ein schlauer und mutiger Mann, Peter. Ich bin sicher, dass er euch nur belogen hat, um euch zu beschützen. Du darfst nicht wütend auf ihn sein, im Gegenteil, du musst stolz auf ihn sein!«
    »Pah!«, stieß Peter verächtlich hervor und drehte den Kopf zur Seite. Nachdenklich blickte Hauser zum Bader, der stumm mit den Schultern zuckte. Erneut versuchte Hauser den Burschen
zu überzeugen: »Dein Vater ist ein Held! Er wagte es, gegen adel und Kirche zu kämpfen. Er forderte sogar die abschaffung der Obrigkeit sowie aller abgaben und hoffte auf göttliche Gerechtigkeit. So etwas riskiert nur jemand, der sich dazu berufen fühlt, Peter! auch, wenn dein Vater letztendlich scheiterte, so hat er doch versucht das Schicksal von Tausenden zu verändern.«
    »Joß wäre nicht gescheitert, wenn er nicht immer wieder verraten worden wäre!«, ereiferte sich der Bader.
    »Ja, Gabriel, das ist wohl wahr.«
    Peter wandte sich den beiden Männern zu. »Glaubt Ihr tatsächlich, dass mein Vater dieser Joß Fritz sein könnte?«
    »Beschreibe ihn uns!«, forderte Hauser den Jungen erneut auf. Diesmal schilderte Peter jede Kleinigkeit, an die er sich erinnern konnte, und zeichnete die Form des dunklen Mals auf der linken Hand des

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