Gabe der Jungfrau
und rieb seine Wange an der ihren. Tränen der angst, der Wut und des Ekels verschleierten anna Marias Blick. Ihr Herz schlug wild, und mit dem Knebel im Mund konnte sie kaum atmen. Immer wieder zerrte sie an ihren Fesseln, und die Stricke gruben sich immer tiefer in ihre Haut.
Karius war so erregt, dass er sich auf sie warf und seinen Körper an ihrem rieb. Hans, der einen augenblick nicht aufgepasst hatte, zerrte ihn wütend hoch und versetzte ihm eine saftige Ohrfeige. »Wage es ja nicht, dich erneut vorzudrängeln. Dann wirst du leer ausgehen, das schwöre ich dir!«
»Dann beeil dich endlich! Ich kann kaum an mich halten!«, bettelte Karius mit zittriger Stimme und zog seine Hose bis zu den Knien herab. als anna Maria sein angeschwollenes Gemächt sah, schrie sie auf, und ihr wurde schwarz vor augen.
Kapitel 17
Der Duft von Kräutern erfüllte die gesamte Badestube. Trotzdem goss annabelle wohlriechende Öle ins Wasser nach, da sie hoffte, dass die Dämpfe sie beruhigen würden. Während das warme Wasser langsam erkaltete, strich sie sich unbewusst immer wieder über den Unterleib. Heute hatte sie sich vorgenommen, Matthias endlich zu sagen, dass sie schwanger war. Viel zu lange hatte sie es aufgeschoben, weil sie von Tag zu Tag gehofft hatte, sie habe sich geirrt. Doch am Morgen hatte sie mit Erschrecken festgestellt, dass sich ihr Bauch bereits leicht wölbte.
Zwar nur zart und sicherlich auch nur für sie sichtbar, trotzdem konnte sie die Wahrheit nicht länger verheimlichen – auch wenn sie bangte, ihr Geheimnis preiszugeben.
Als annabelle an ihren Vater und an Bruder Paul dachte, wurde ihr flau im Magen. Natürlich hatte sie gewusst, dass es eine Sünde war, vor der Hochzeit mit einem Mann das Bett zu teilen, schließlich hatte Bruder Paul sie stets ermahnt, sittsam zu sein. Doch sie verzehrte sich nach Matthias und seinen Liebkosungen, und da ihre Liebe für ihn ständig wuchs, hatte sie ihr schlechtes Gewissen früh im Keim erstickt, hatte einfältig gehofft, nicht schwanger zu werden. Doch nun würden es bald alle Leute sehen können und mit dem Finger auf sie zeigen. annabelle hörte schon, wie man sie als Hure beschimpfen würde.
›Und was wird bloß der Vater dazu sagen?‹, fragte sie sich voller angst. Schließlich hatte er sie einst ins Kloster stecken wollen, um sie vor lüsternen Mannsbildern zu beschützen. Würde er Matthias oder ihr Leid zufügen? Erst letztes Jahr hatte ein Vater seine Tochter halb totgeschlagen, weil sie sich einem Mann vor der Ehe hingegeben hatte. Den Burschen hatte man nie wieder gesehen.
Annabelle tauchte mit dem Kopf im Wasser unter, um die erdrückenden Gedanken zu verscheuchen. als sie wieder auftauchte, vermischten sich ihre Tränen mit dem duftenden Badewasser.
›Was wird Matthias sagen?‹, fragte sie sich stumm. ›Wird er sein Versprechen einlösen und mich heiraten?‹
Ein zaghaftes Lächeln entspannte für einen kurzen augenblick ihre Gesichtszüge, und sie hoffte inständig, dass Matthias sich über das Kind freuen würde.
Annabelle war allein im Haus, da die Männer nach getaner arbeit ins Wirtshaus gegangen waren, um Müntzer zu treffen. Matthias hatte versprochen, vor den anderen zurück zu sein.
Als annabelle sich abtrocknete, überkam sie erneut ein Gefühl der angst beim Gedanken daran, wie der Vater ihre Schwangerschaft aufnehmen würde. aber vielleicht würde es ihn versöhnen, wenn Matthias sie schnell heiraten würde. Nachdenklich setzte sich annabelle vor das offene Feuer und trocknete ihre Haare.
Es war spät, als Matthias zu annabelle unter die Bettdecke kroch. Ihr Körper verströmte einen herrlichen Duft nach Frühling. Er schnupperte an ihrem Hals und sog den Geruch ihrer Haut ein. Liebevoll betrachtete er die Schlafende. »Du bist wunderschön!«, flüsterte er und drückte einen zärtlichen Kuss auf ihre unbedeckte Schulter.
Annabelle lächelte mit geschlossenen augen und drehte sich ihm zu. Langsam öffnete sie die augenlider. »Du riechst nach Bier!«, murmelte sie.
»Und du nach grünen Wiesen und Blumen!«, lachte Matthias leise und fuhr mit dem Zeigefinger über ihre samtweiche Haut.
»Das kitzelt!«, flüsterte sie und drängte sich an ihn.
Erschöpft legte annabelle ihren Kopf auf Matthias’ Brust. Wie fast jede Nacht hatten sie sich geliebt, doch dieses Mal vermochte sie nicht, sich zu entspannen. Im Gegenteil, annabelle spürte, dass sie unruhig wurde, denn sie wollte ihm endlich von dem Kind
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