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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Veit einen jungen Eber in der Rotte entdeckt.
    Veit durfte nicht zögern, denn sobald die Wildschweine den Geruch der Wölfe wahrnahmen, würden sie fliehen. als der junge Eber ihm die Seite zuwandte, warf Veit den Speer mit ganzer Kraft. Das laute Quieken des getroffenen Tieres schallte durch den Wald, und die Rotte stob auseinander. Sogleich rannte Veit zu dem aufgespießten Eber, der in Todesangst erbärmlich schrie. Mit einem schnellen Stich ins Herz erlöste er das Tier von seiner Qual. als die Wölfe sich knurrend näherten, verteidigte Veit seine Beute zähnefletschend. Dann schnitt er den Eber an der Unterseite auf, nahm die Gedärme heraus und überließ sie den Wölfen. Mit wenigen Bissen verschlangen diese die Innereien. Rasch schnitt Veit große Stücke aus dem Tier, nahm das blutige Fleisch zwischen die Zähne und warf es mit Schwung den Wölfen zu.
     
    Veit spukte das Blut aus und wischte sich mit dem Ärmel über den Bart. ›Bevor ich anna Maria wecke, werde ich im See ein Bad nehmen und meinen Bart abrasieren‹, nahm er sich vor, als er eine Hinterkeule aus dem Eber schnitt.
    Mittlerweile war es weit nach Mitternacht. Zufrieden legte Veit sich die Keule über die Schulter und ließ die Wölfe mit dem Kadaver zurück. Erst wenn er erneut den Sammelruf ausstoßen würde, würden sie ihm folgen.

    Anna Maria atmete hektisch und glaubte an dem Knebel in ihrem Mund ersticken zu müssen. Die gefesselten arme und Beine schmerzten höllisch, während sie in Todesangst auf Karius starrte, der mit heruntergelassener Hose über ihr stand und jammerte: »Was ist jetzt? Soll ich sie bespringen?«
    »Gib endlich Ruhe, du unsäglicher Dummkopf!«, erwiderte Hans und stieß ihn zur Seite.
    Der alte hatte das Lager durchsucht, aber außer einem verschrumpeltem apfel nichts gefunden. Er biss hinein und stellte sich vor anna Maria.
    »Wie liegst du bloß da? Es schickt sich nicht für ein junges Ding breitbeinig vor einem Mann zu liegen«, höhnte er, während er einen weiteren Bissen von dem apfel nahm.
    Verzweifelt zog anna Maria an den Fesseln, die sich immer noch tiefer in ihr Fleisch schnitten. Hans warf den Rest des apfels in den Wald und beugte sich über sie. Er schnupperte an ihrem Hals und umfasste grob ihre Brust, dann flüsterte er mit rauer Stimme: »Wo ist das Geld?«
    Anna Maria schüttelte mit aufgerissenen augen den Kopf.
    »Horch, was ich dir sage! Ich weiß, dass ihr Geld dabeihabt. Johann hat mir meine versprochene Belohnung nicht ausgezahlt, weil ihr uns an der Nase herumgeführt habt. Deshalb hole ich mir das Geld von euch. also, wo ist es?«
    »Davon weiß ich gar nichts!«, schimpfte Karius und zog seine Hose hoch. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie Geld haben? Wolltest wohl alles für dich allein haben?«, entrüstete er sich.
    »Halt’s Maul, Karius! Noch haben wir das Geld nicht. Im Lager war nichts, und der Wolfsbanner wird es sicher nicht mitgenommen haben. also, wo ist es?«, fragte er die junge Frau erneut und trat mit voller Wucht gegen ihr rechtes Bein. Der Schmerz ließ anna Maria aufheulen. Er nahm ihr den Knebel aus dem Mund, doch statt zu antworten, schrie sie so laut sie konnte nach Veit.
    Hans knebelte sie erneut und fluchte ungehalten: »Na gut, du
Miststück! Wenn du kein Geld hast, dann werde ich dich jetzt reiten, wie es vor mir noch kein anderer getan hat.«
    Hans kniete sich vor anna Maria und schob ihr den Rock hoch, als er etwas klimpern hörte. Karius, der aufgeregt an seiner Hose nestelte, schien davon nichts mitbekommen zu haben.
    ›Warum mit dem Dummkopf teilen?‹, dachte Hans und wandte sich Karius zu. »Stell dich dahinten zwischen die Bäume, damit ich dich nicht sehe!«, befahl Hans.
    »Warum?«
    »Horch, was ich dir sage! Ich will keinen Zuschauer haben!«
    »Hast wohl angst zu versagen, alter Mann!«, prustete Karius los und stapfte lachend zu den Bäumen.

    Je näher Veit dem Lager kam, desto unruhiger wurde er. Er wusste nicht warum, aber eine dunkle ahnung trieb ihn zur Eile.
    Inmitten der Bäume hielt er inne und schnupperte. als er den sonderbaren Geruch wahrnahm, schlug sein Herz schneller. Er rannte einige Schritte weiter, roch erneut und war sich nun sicher, dass er sich nicht getäuscht hatte. Es war der unverkennbare Gestank der Wolfsjäger.
    Veit warf die Keule achtlos auf den Waldboden und ließ auch den Speer fallen. Nichts sollte ihn behindern. Nur das Jagdmesser behielt er in der Hand. Seine Schritte beschleunigten sich, bis er endlich

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