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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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begleiteten.
    Verächtlich schüttelte Hofmeister den Kopf, ließ den Mann aber nicht aus den augen. Derweil kam seine Frau Elisabeth aus dem Haus.
    »Stefan!«, sagte sie ungläubig. Ihre Stimme zitterte leicht. Der Jäger wandte sich der Bäuerin zu, und sein Gesichtsausdruck entspannte sich.
    »Ich grüße dich, Elisabeth!« Mehr kam nicht über seine Lippen. Doch dieser eine Satz reichte Hofmeister, um die Gedanken des Mannes zu erahnen. auch sein Blick wanderte zu seiner Frau, und er sah, was auch der Jäger sehen konnte: Strähnen dunklen Haares hatten sich aus Elisabeths Knoten im Nacken gelöst. Durch die Hitze in der Küche waren ihre Wangen jugendlich gerötet. Schweiß glänzte in ihrem Gesicht. Trotz der fünf Geburten war ihr Körper ansehnlich geblieben, und ihre haselnussbraunen augen strahlten Stolz und Zufriedenheit aus.
    Hofmeister wusste, dass das Herz seiner Frau heftig klopfte – er konnte es an der pochenden ader an ihrem Hals erkennen.
    »Es wurde gewildert, Elisabeth, und nun denkt der Jäger des Grundherrn, dass wir es waren! Das ist doch so?«
    Hofmeister sah den Jäger unverwandt an. Dessen sanfter Gesichtsausdruck wurde hart.
    »Mein verletzter Treiber hat mir gesagt, dass es sich bei dem Wilddieb um einen jungen Burschen handeln muss, denn er war flink wie ein Wiesel und nicht größer als ein zwölfjähriger Junge. Ihr habt doch vier von der Sorte, oder?«, fragte er höhnisch, wartete jedoch keine antwort ab, sondern fuhr fort: »außerdem
glauben wir, dass der Wilderer ebenfalls verletzt sein muss, denn mein Treiber konnte einen Pfeil auf ihn abschießen. Den abgebrochenen Schaft, an dem Blut klebte, haben wir gefunden. Doch die Pfeilspitze muss noch im Wilddieb stecken.«
    An Elisabeth gewandt, fügte er hinzu, und seine Stimme hatte den bissigen Unterton verloren: »Wir werden jeden Hof in der Umgebung aufsuchen, Elisabeth, nicht nur das Hofmeister Gehöft.«
    Der Jäger blickte die Bäuerin fast entschuldigend an, so, als wolle er um Verständnis bitten.
    »Mein Knecht wird Euch das Fleisch zeigen, damit Ihr sehen könnt, dass es Schwein und kein Wild ist, das zerlegt im Vorratskeller liegt.«
    Der Jäger nickte dem Bauern zu und gab einem der Treiber ein Zeichen, dem Knecht zu folgen.
    »Wo sind Eure Burschen, Bauer?«, fragte der Jägersmann, und man konnte wieder hören, wie er erneut abfällig das Wort Bauer betonte und dabei Elisabeth ansah. Diese schien sich gefasst zu haben, reckte ihr Kinn in die Höhe und stellte sich dicht an die Seite ihres Mannes. Hofmeister verstand und legte ihr besitzergreifend den arm um die Taille. Doch nur für einen Moment – nur um zu zeigen, zu wem sie gehörte. Dann ging er zu seinem Jüngsten und fragte mit ernster Miene: »Nikolaus, warst du heute Nacht im Wald und hast gewildert?« Die augen des Sechsjährigen weiteten sich entsetzt, und er schüttelte heftig den Kopf. Knechte und Mägde lachten verhalten. Herausfordernd sah Hofmeister zum Jäger und konnte erkennen, wie Zornesröte langsam in dessen Wangen kroch.
    »Ich will die übrigen Kinder sehen!«
    »Anna Maria wildert nicht!«, erklärte die Mutter vorwurfsvoll.
    »Das kann man nie wissen!«
    »Stefan!«, sagte sie empört.

    Sein Blick wurde nun auch ihr gegenüber eine Spur härter, und er erwiderte: »Ich meinte Eure Söhne!«
    Daraufhin rief der Bauer: »Jakob, zeig dich!«
    Der Älteste kam sogleich angelaufen. Einen ackergaul am Führstrick hinter sich herziehend, stellte er sich zum Vater. Dann rief Hofmeister nach Matthias. Es dauerte einen Moment, bis Matthias keuchend auf den Hof kam. Unter der Last des Feuerholzes, das er auf den armen trug, wankte er zu seinem Bruder und fragte mit unschuldiger Miene: »Was ist, Vater?« als er beinahe das Holz fallen ließ, raunzte der Jäger dem Knaben zu: »Verschwinde!« Dann wandte er sich wieder an Hofmeister: »Einer fehlt aber noch, Bauer, es waren vier Söhne!«
    »Es sind noch immer vier Söhne!«, erklärte Hofmeister lächelnd und rief laut: »Peter, zeig dich!« Doch von dem vierten Sohn war nichts zu sehen. Die Lippen des Verwalters verzogen sich schon zu einem gehässigen Lächeln, als die Tür des Schweinestalls aufsprang und beißender Geruch sich ausbreitete. Ein lautes »Ihh« war von Nikolaus zu hören, der sich sofort die Nase zuhielt.
    »Vater?«, fragte der Knabe hustend. Seine Füße waren voller Schweinemist, und auch die Wangen waren mit Jauche bespritzt. Er hatte die Kappe tief ins Gesicht gezogen und hielt

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