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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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Morgen von Katzweiler eine trächtige Sau nach Hause zu treiben. Schon vor einigen Tagen hatte er das Borstenvieh vom Bauern Glöckner mit Handschlag gekauft.
     
    Hofmeister kniff die augen zusammen und starrte auf die Sau.
    »Dieser unsägliche Dollbub!«, murmelte er, und seine gute Laune war im Nu verflogen.
    Als er auf den Hof trat und seine Vermutung sich bestätigte, wurde er laut: »Du unglaublicher Nichtsnutz! Du bist wahrlich zu nichts zu gebrauchen! Selbst um eine trächtige Sau von einer nichtträchtigen Sau zu unterscheiden bist du zu dumm«, schrie er Nikolaus an.
    Ängstlich sah der Junge zu seinem Vater und ahnte Schlimmes.
Mehrfach ging der alte Bauer um die Sau herum und schüttelte den Kopf.
    »Nein, o nein, womit habe ich einen solchen Strohkopf verdient?« Ungehalten packte er Nikolaus am Ohr und zog ihn um das Hinterteil der Sau herum.
    »Bück dich, du Schwachkopf!«
    Zaudernd tat der Junge wie ihm geheißen, hatte er doch große angst, dass der Vater den Riemen holen würde. Doch stattdessen zeigte der Vater ihm das Gesäuge der Sau.
    »Siehst du das? Daran kann ein Bauer erkennen, ob der Eber die Sau gedeckt hat und ob sie trägt. Die Zitzen müssen prall wie kleine Knospen sein. Diese hier sehen aus wie vertrocknete Erbsen. Merk dir das, sonst wird aus dir nie ein anständiger Bauer! Und jetzt bring dieses Mistvieh zurück zum Glöckner und hol die trächtige Sau ab. Sag dem alten Schlitzohr, dass er sich einen anderen suchen soll, den er betrügen kann!«
    Während Hofmeister mit seinem Sohn sprach, drehte er ihm das Ohr um, sodass Nikolaus kurz aufjaulte. »Und jetzt verschwinde, bevor ich mich vergesse!«
    Hastig trieb Nikolaus die Sau vor sich her aus dem Hoftor und rieb sich dabei das feuerrote Ohr.
     
    Mürrisch wollte Hofmeister zurück ins Haus gehen, als er jemanden leise lachen hörte. Verärgert blickte er um sich, um zu sehen, wer es da wagte, ihn zu verhöhnen, als eine Männerstimme sagte: »Der arme Mann in der Welt mag nit mehr genesen!«
    Der Schreck fuhr Hofmeister durch Mark und Bein, und sein Herz begann zu rasen, als er die geheime Losung hörte, deren antwort er sehr wohl kannte. Zuerst glaubte er, sich getäuscht zu haben, aber als er dem Mann auf seinem Hof gewahr wurde, wusste er, dass er richtig gehört hatte. Mühsam versuchte er sich nichts anmerken zu lassen.
    Stumm musterten sich die beiden Männer, und keine Regung
ließ die Gedanken des anderen erahnen. Schließlich fragte Hofmeister mit rauer Stimme: »Wie hast du mich gefunden?«
    Als der Mann ihm antwortete, konnte man ein Glitzern in seinem Blick erkennen: »Nicht nur die blauen augen deiner Tochter haben dich verraten!«

    Hofmeister bat den ungebetenen Gast in die gute Stube, denn die Erwähnung seiner Tochter hatte ihn neugierig gemacht. Nachdem die Magd ihnen Bier und eine Brotzeit gebracht hatte, verschloss der Bauer Stubentür und Fenster sorgfältig, damit niemand dem Gespräch lauschen konnte.
    Erfreut über das Essen langte der Gast kräftig zu, während Hofmeister keinen Bissen aß. Nach einer Weile schob der Mann den Teller gesättigt von sich und verschränkte die Hände auf dem Tisch. Bis jetzt hatten die beiden Männer kaum miteinander gesprochen, doch nun fragte Hofmeister: »Du hast deine Schwurfinger eingebüßt?«
    Der andere nickte. »Ja, wie so viele von uns!«
    Feine Lachfalten bildeten sich um die augen des Mannes. »Tagelang habe ich gegrübelt, warum mir der Name Daniel Hofmeister aus Mehlbach nichts sagte, aber seine Tochter mir vertraut schien. Du warst immer ein schlauer Fuchs, Joß Fritz, doch dieses Doppelspiel hätte ich dir nicht zugetraut.«
    Nun musste auch Hofmeister schmunzeln, doch in ihm tobte die Furcht, dass seine Tarnung auffliegen würde. Der Mann schien das zu ahnen, denn er blickte dem Bauern fest in die augen und sagte: »Du musst keine angst haben, Joß! Ich bin nicht gekommen, um dich zu verraten, auch, wenn mich diese Treue zu dir bereits meine zwei Finger gekostet hat. Doch selbst wenn sie mir die ganze Hand abhackten – ich würde schweigen. Dafür verdanke ich dir zu viel, mein Freund!«
    Erleichtert erwiderte Daniel Hofmeister nun den Blick des
Mannes und sagte: »Ich danke dir, Kilian! Du warst schon immer einer meiner treuesten und besten Männer.«

    Kilian begann seinem Freund von dem Zusammentreffen mit anna Maria zu erzählen.
    »Dieses Mädchen kannst du nicht verleugnen. Sie ist unverkennbar deine Tochter! Du hättest sie sehen sollen, als sie

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