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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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den Binden. Dann bezogen sie Martins Lager mit einem frischen Laken und einer sauberen Decke.
     
    Die letzten Sonnenstrahlen waren verschwunden und die beiden Knaben am Feuer eingeschlafen. Die Frauen trugen die Kinder auf ihr Lager neben dem Bett des Vaters und setzten sich dann erschöpft ans Feuer.
    »Glaubst du, dass Martin es schaffen wird?«, fragte Ruth leise.
    »Diese Frage kann nur unser Herrgott beantworten«, entgegnete anna Maria erschöpft.

    Stunden später lag anna Maria auf einem Lager aus frischem Laub in der Hütte des Kastanienbauers und starrte in die Dunkelheit. Bei jedem Geräusch zuckte sie zusammen. Zuerst hatte sie vermutete, dass es der Wind war, der so laut ums Haus heulte. Dann aber erkannte sie, dass es Wölfe im Wald sein mussten.
Nie zuvor hatte sie solch furchteinflößende Laute gehört. Ängstlich zog sie den Pilgerumhang fester um sich, als könne er sie beschützen.
    Da – wieder war das langgezogene Jaulen zu hören. auch das Meckern der Ziegen wurde lauter. »Die Wölfe kommen näher!«, flüsterte anna Maria angsterfüllt und setzte sich auf. Ihr Herz pochte heftig. Dann plötzlich war es draußen gespenstisch still.
    »Du musst dich nicht fürchten!«, hörte sie Ruths leise Stimme neben sich. »Sie werden uns nichts tun!«
    »Wie willst du das wissen?«, flüsterte anna Maria.
    »Auf unserer Hütte und auf dem Vieh liegt ein Bann. Wir können die Wölfe zwar hören, haben sie aber noch nie gesehen.«
    »Was für ein Bann?«, wollte anna Maria wissen.
    »Im letzten Frühjahr, als wir hier unsere Hütte bauten, kam ein Schäfer mit seiner Herde vorbei. Jedes Tier war mit einem schwarzen Punkt auf dem Rücken gekennzeichnet. als wir ihn nach dem Grund für die seltsame Bemalung fragten, erklärte er uns, dass ein Wolfsbanner einen Zauber über die Herde gelegt habe. Dieser schwarze Fleck und eine geheimnisvolle Formel, die der Fremde geflüstert hatte, würden die Wölfe davon abhalten, die Herde zu überfallen. Da der Hirte im Freien nächtigte, hatte auch er solch ein Zeichen auf der Stirn. Er versicherte uns, dass er seitdem kein Tier mehr verloren habe und dass auch er die geheime Zauberformel kennen würde. Wir haben ihm unseren letzten Pfennig gegeben, damit er über uns und die Ziegen einen Bann ausspricht. Und tatsächlich meiden die Wölfe unsere Hütte; und auch unsere Tiere leben alle noch.«
    Mir zitternder Stimme wisperte anna Maria: »Wo finde ich diesen Schäfer? Er soll auch über mich einen Bann sprechen, damit ich unbeschadet durch diesen Wald komme.«
    »Wir haben den Schäfer danach leider nie wiedergesehen«, erwiderte Ruth.

    Anna Maria schwieg. Dann war ein leises Weinen zu hören. Ruth kroch zu anna Maria, die ihr Gesicht in ihren Umhang gepresst hatte. Tröstend legte sie den arm um die Schulter der jungen Frau.
    »Seit Wochen versuche ich meine Brüder zu finden«, schluchzte anna Maria. »Ich habe in einsamen Schluchten unterm Sternenhimmel übernachtet, mich gegen raubeinige Gesellen durchgesetzt und mich beschimpfen lassen müssen. aber die Hoffnung, Peter und Matthias bald wiederzusehen, hat mich vorangetrieben und hat mich alles ertragen lassen. Doch jetzt zweifle ich, ob ich es schaffen werde, meine aufgabe, die mir der liebe Herrgott aufgetragen hat, zu erfüllen.«
    Mütterlich streichelte Ruth ihr übers Haar.
    »Anna Maria, du bist so weit gekommen, warum zweifelst du jetzt?«
    »Nicht nur, dass der abstand zu meinen Brüdern tagtäglich größer wird, auch muss ich durch ein Waldgebiet, in dem gefährliche Wölfe leben. Damit ich heil durch die Wolfsschlucht hindurchkomme, brauche ich den Bann des Hirten. Und dein Mann, der mir einen sicheren Weg nennen könnte, wird vielleicht sterben, bevor er mir diesen verraten hat. Jetzt sage selbst, wie viel Hoffnung soll ich noch haben?«
    Ruth wusste auch keinen Rat, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als still zu beten.

    Am nächsten Morgen sah es aus, als ob Martin anna Marias Behandlung gut verkraftet hätte. Das Fieber war zurückgegangen, und er war weniger blass im Gesicht. als er kurz erwachte und über Schmerzen klagte, gab anna Maria, da Ruth sie darum bat, Martin erneut von dem Gebräu zu trinken. Rasch fiel er zurück in tiefen Schlaf.

    Voller Hoffnung, bald mehr über den Schmugglerweg zu erfahren, half anna Maria Ruth beim Kastanienschneiden. Übermütig sprangen die Kinder um die beiden Frauen herum, sodass sogar die sonst so ernste Ruth lachen musste.
    Als es Zeit für eine

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