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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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raten, Vater?«, flüsterte Peter nun, da er den Stern am Himmel erblickt hatte.
    Seit sie unterwegs waren, wachte sowohl Peter als auch Matthias bei der kleinsten Bewegung oder dem leisesten Geräusch sofort auf.
    So auch jetzt, als Peter Matthias sachte anstupste.
    Fragend sah der den Bruder an. Peter gab ihm ein Zeichen, ihm leise zu folgen.
    Abseits des Lagers erzählte Peter, was der alte Hauser ihm berichtet hatte.
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil ich denke, dass wir mit ihm gehen sollten.«
    »Warum sollten wir ihm folgen? Wir wollen ins Elsass und nicht nach Thüringen.«
    »Ja, ich weiß, aber wir kämpfen dort nicht unseren Kampf. Müntzer sucht Gleichgesinnte, um gegen den adel und die Kirche zu ziehen. Dort wären wir richtig. Sei ehrlich, Matthias! Wir wollen doch nur ins Elsass, um endlich etwas zu erleben. außerdem bin ich überzeugt, dass unser Vater diesen Schritt befürworten würde.«
    Matthias zögerte. Doch dann schien ihm Peters Vorschlag einzuleuchten, denn er erwiderte: »Gut, dann werden wir mit Hauser ziehen. Lass uns Michael, Friedrich und Johannes ebenfalls für Müntzer begeistern. Wenn sie nicht wollen, werden wir allein mit dem alten gehen, obwohl ich ihn nicht besonders leiden mag.«
    Erfreut klopfte Peter ihm auf die Schulter.

    »Du musst ihn ja nicht heiraten!«, feixte er leise.
    Zufrieden legten sich beide wieder schlafen.
    Peter schaute ein letztes Mal zum Nordstern, dann fielen ihm die augen zu.

    Obwohl es mehrere Häuser in dem Örtchen gab, konnte Peter nicht glauben, dass Hauser seinen Sohn ausgerechnet in das düstere, heruntergekommene Haus, das nun vor ihnen stand, bringen wollte. ›Selbst die zerfallene Kate der alten Tante in Mehlbach war in einem besseren Zustand‹, dachte Peter und erschauderte. Er hatte Zweifel, ob Florian hier willkommen sein würde.
    In der kurzen Zeit ihrer gemeinsamen Wanderschaft war der Junge aufgeschlossen und redselig geworden. Doch als er sah, wo ihn der Vater unterbringen wollte, verstummte er.
     
    Der Boden der engen Gasse war aufgeweicht, und man musste durch knöcheltiefen Schlamm waten, um zu dem Haus zu gelangen. Der Unrat, der vor die Kate gekippt worden war, stank ekelerregend. Durch den Eingang, der keine Tür hatte, wehte das nasse Laub. Ratten huschten an der zerfallenen Hauswand entlang.
    Die fünf Burschen verabschiedeten sich von Florian und blieben abseits des Hauses stehen.
    Jacob Hausers Stimme zitterte, als er nach seiner Schwägerin rief. Eine in Lumpen gehüllte Frau erschien und musterte Vater und Sohn eingehend.
    Peter verstand nicht, was Hauser ihr erzählte, doch er erkannte, dass das Gesicht der alten keine Regung zeigte. Stumm blickten verkniffene dunkle augen den Schwager unfreundlich an.
    Das trübe, nasskalte Wetter und der mit dunklen Wolken verhangene Himmel unterstrichen die Trostlosigkeit, in der der Junge von nun an leben sollte.

    Hauser drückte der Frau etwas in die Hand. Misstrauisch streifte ihr Blick die fünf Burschen.
    Peter vermutete, dass Hauser ihr Geld gegeben hatte, denn ihre Miene hellte sich für einen kurzen augenblick auf, um sich dann wieder zu verfinstern. Florian, der hinter dem Vater stand, wurde nun zu seiner Tante geschoben.
    Der Junge wehrte sich und umfasste die Hüfte des Vaters. Erst als der ihm eine schallende Ohrfeige gab, ließ er los.
    Die knochigen Finger der Frau krallten sich in die Schulter des Knaben und schoben ihn in den Hausgang.
     
    Peter musste sich abwenden, und auch die vier übrigen Burschen sahen zu Boden.
    Jacob Hauser ging wortlos an ihnen vorbei. Nur seine gekrümmte Gestalt verriet seinen Kummer.

Kapitel 2
    Am Nachmittag des dritten Tages erreichten die Wolfsjäger und anna Maria eine anhöhe. auf ihre Frage, welcher Ort am Fuße zu erkennen sei, bekam sie von Michel die knappe auskunft: »Landstuhl!«
    Gegenüber, auf einem kahl geschlagenen Berg, stand eine Burg, deren Steine rötlich schimmerten. Mehrere Zäune und Mauern umgaben das Gelände, auf dem Sträucher und Dornenhecken wuchsen. Noch bevor das Mädchen Michel danach fragen konnte, brummte er: »Das ist Burg Nanstein!«
    Nie zuvor hatte anna Maria eine Burg gesehen, und sie war von der mächtigen Steinfestung beeindruckt.

    Vorsichtig schritten die Pferde den steilen Hang hinunter. auf dem Sandsteingeröll kamen sie nur langsam voran. als sie die Senke erreicht hatten, mussten sich die Pferde auf der anderen Seite beschwerlich den steilen Hang hinaufquälen.
    Die Burg, die aus der

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