Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
Vom Netzwerk:
gegenüberstand, erwiderte der: »Ich wüsste nicht, dass ich dein Freund bin.«
    Hans schluckte, hielt aber dem verächtlichen Blick stand.
    »Was willst du?«, fragte Johann ungerührt und starrte Hans missmutig an. als der Wolfsjäger mit einer Handbewegung Johanns Blick auf anna Maria lenkte, musterte der das Mädchen kurz und fragte dann mürrisch: »Was soll ich mit noch einem Weibsbild? Es sind schon genug Mäuler zu stopfen!«
    Mit einem Glitzern in den augen zog Hans Johann am Ärmel von den anderen fort. »Horch, was ich dir sage!« Erst als sie außer Hörweite waren, sprach er leise weiter.

    Johanns augen weiteten sich ungläubig, und sein Blick heftete sich auf das Mädchen. Die arme vor dem Brustkorb verschränkt, schritt er auf anna Maria zu und ging mehrmals um sie herum.
    Johanns Männer beobachteten sie schweigend, die Hände auf die Schwerter gestützt, deren Spitzen sich in den Staub auf dem Boden gebohrt hatten.
     
    »Was sagst du?«, fragte Hans nach einer Weile.
    Johann blieb nun dicht vor anna Maria stehen. Da sie ihren Kopf gesenkt hielt, hob er ihr Kinn mit dem Zeigefinger an.
    Sie starrte in augen so blau wie der Himmel. Erschrocken taumelte sie ein paar Schritte rückwärts.
    »Was siehst du?«, fragte Johann aufgebracht. Sie schwieg, doch als sich sein Blick verfinsterte, sagte sie: »Ich habe diese augen in meinen Träumen gesehen!«
    ›Das ist nicht gelogen‹, tröstete sie sich in Gedanken.
    »Was hast du noch gesehen?«
    »Blaue augen kämpften gegen rot glühende augen und die blauen besiegten den schwarzen Dämon.«
    Alle Männer starrten sie an. Der Landsknecht trat einen Schritt zurück.
    Plötzlich erkannte anna Maria, welche Macht sie als angebliche Seherin haben würde. Vielleicht, dachte sie, würde sie sogar fliehen können.
    Ihr Körper entspannte sich langsam. Sie richtete sich auf, hob den Kopf und entschied in Gedanken: ›Wenn ihr dieses Spiel spielen wollt – ich bin bereit!‹

    Nachdem Hans entlohnt worden war, ritt er mit Michel und Karius gut gelaunt von dannen.
    Anna Maria hingegen musste Johann folgen. Die bewaffneten
Landsknechte gingen dicht hinter ihr, als befürchteten sie, sie könne jeden Moment fliehen. Sie wurde über die Burganlage in einen Wohnraum geführt, wo Männer, Frauen und Kinder zusammensaßen. alle augen waren mit einem Mal auf sie gerichtet.
    Eine Frau mit braunen Haaren musterte sie von Kopf bis Fuß und schimpfte: »Was soll das? Es sind schon genügend Weiber hier auf der Burg!«
    »Beruhige dich, Gerhild!«
    Johann wollte die Frau am arm packen und an sich ziehen, doch sie schlug seine Hand fort und ging auf anna Maria zu. außer sich vor Zorn keifte sie: »Falls du Luder glaubst, dass du dich in ein warmes Bett legen kannst, dann hast du dich geschnitten!«
    »Warum sagt Ihr so etwas? Ihr kennt mich doch gar nicht!«, begehrte anna Maria auf.
    »Ah, eine Vornehme bist du also! Ich muss dich nicht kennen, denn ich kenne deinesgleichen. Deine unschuldigen augen verraten dich!«
    Johann trat hinter Gerhild, griff nach ihrem arm und drehte sie mit einem Ruck zu sich um.
    »Zügle deine Zunge, Weib, dann werde ich meine Hand zügeln.« Er sprach nicht weiter, sondern schubste die Frau weg und packte stattdessen anna Maria am arm.
    Fluchend zog er sie in einen anderen Raum und ließ krachend die Holztür hinter ihnen ins Schloss fallen.
     
    Sie befanden sich in einem großen düsteren Saal. Ein Feuer brannte in einem fast mannshohen Kamin, der mit von Ruß geschwärzten Eichenbalken eingefasst war.
    Anna Maria stellte sich mit dem Rücken zu den lodernden Flammen und genoss die Wärme.
    Der Landsknecht blickte das Mädchen forschend an, und
auch anna Maria musterte ihn eingehend. Beutel und Stab hielt sie wie zum Schutz vor ihre Brust gepresst.
    Johann war jünger als die anderen Landsknechte, die zuvor ihren Weg gekreuzt hatten. Seine dunklen Haare fielen bis zur Schulter. Ein Vollbart ließ sein Gesicht finster erscheinen, und sie hätte sich vor ihm gefürchtet, wären da nicht diese blauen augen gewesen.
    Das Mädchen hätte schwören können, dass der Wolfsmensch die gleichen augen hatte. Bei diesem Gedanken erschauerte anna Maria. Weitere Gemeinsamkeiten zwischen dem Wolfsmensch und dem Landsknecht konnte sie jedoch nicht feststellen, da die Gesichtszüge des Mannes von dem dunklen Barthaar weitgehend verdeckt waren.
    Johann trug die typische Landsknechttracht – bunt, schäbig und abgetragen. Die aufgepluderten Ärmel, die in

Weitere Kostenlose Bücher