Gabe des Blutes
bemerkte er. »Ist er deshalb so feindselig mir gegenüber?«
»Er ist feindselig, wenn er es will. Ich kontrolliere seine Gefühle nicht«, versetzte sie.
»Oh, ich glaube schon. Ein Mann beugt sich leicht den Wünschen einer Frau, die ihm solche Empfindungen verschafft wie heute Nachmittag, als er Euch gefickt hat.«
»Wie könnt Ihr es wagen!«, keuchte sie, und ihre Wangen glühten vor Wut und Erniedrigung. Sie hatte nicht gewusst, dass das Rudel den Liebesakt zwischen ihr und Reule miterleben konnte! Oder sie hatte es nicht wissen wollen. Ihre Brüste brannten vor Kälte, als hätte man sie vor diesem schrecklichen Mann nackt ausgezogen.
»Hört gut zu, Mylady«, sagte Rye mit einem Anflug von Verachtung. »Noch seid ihr nicht Prima, also habt Ihr mir nichts vorzuschreiben. Und ich werde das niemals zulassen. Ich erlaube Euch nicht, jemals wieder für mich über Leben oder Tod zu entscheiden.«
»Ihr undankbarer Mistkerl«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Ihr verflucht mich, weil ich Euch das Leben gerettet habe, und jetzt wollt Ihr mich bedrohen? Zeigt Ihr auf diese Weise Reule Eure Liebe?«
»Wagt es ja nicht, von meiner Liebe zum Primus zu sprechen! Ihr beschmutzt sie mit Eurem bloßen Atem! Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben! Reule, Darcio und ich wurden zur gleichen Zeit geboren, wir sind zusammen aufgewachsen und sind in schwierigen Zeiten erwachsen geworden. Ihr, mit Euren kurzlebigen Leidenschaften, werdet nie begreifen, was es heißt, wahre Loyalität im Herzen zu tragen.«
»Das nennt Ihr loyal?«, fragte sie fassungslos. »Er nimmt mich an, bringt mir Wertschätzung entgegen, erhebt mich über alle anderen Frauen, die er je kennengelernt hat, und Ihr lockt mich hierher, um mich zu beleidigen und mir Rache zu schwören? Ihm die Loyalität zu verweigern?«
»Ich erweise ihm Respekt, indem ich Eure niederträchtigen Krallen aus ihm herausreiße, bevor ihr Prima werdet. Ich tue Reule einen Gefallen!« Ryes Hand schoss vor, bevor sie reagieren konnte, und er packte sie am Arm. Er zog sie fest an sich, den Mund an ihrem Ohr, sodass sie seinen heißen Atem spüren konnte. »Ich bin aus gutem Grund der Schwertführer des Primus, armes Mädchen. Ich führe Armeen in einem Zusammenspiel aus Bewegung und Kriegslist, wie Ihr es Euch gar nicht vorstellen könnt. Wenn Ihr glaubt, ich kann eine lästige Fremde nicht loswerden, dann täuscht Ihr Euch.«
Mystiques Herz pochte, und sie packte seine Finger und versuchte, sie von ihrem Arm zu lösen, in den sie sich schmerzhaft hineingebohrt hatten. Sie bemerkte, wie schwach sie war im Vergleich zu der großen, starken Hand und dass er ihr die Knochen brechen konnte, wenn er wollte. Verzweifelt blickte sie zur Tür und fragte sich, warum Chayne nicht hereinkam und dem Ganzen ein Ende machte.
»Oh, ich bin stärker als Chayne«, antwortete er ihren Gedanken. »Ich kann unser beider Gedanken gegen ihn abschotten … gegen jeden. Ich könnte Euch den Kragen umdrehen, und niemand würde es merken, bis Ihr tot auf dem Boden liegen würdet. Leider hat man gesehen, wie ich gemeinsam mit Euch den Raum betreten habe. Ich habe nicht vor, meinen Primus zu verstimmen, während ich Euch loszuwerden versuche. Wie es scheint, werde ich mich morgen wegen Euch seinem Zorn stellen müssen.«
»Rye, bitte«, bettelte sie, während ihre Augen sich mit Tränen füllten vor Schmerz. »Erklärt mir diesen Zorn. Ich habe Euch gerettet und nicht Amando, und deshalb soll ich böse sein? Ich verstehe Eure Logik nicht. Warum habt Ihr es auf mich abgesehen? Warum ist das alles mein Fehler?«
»Weil wir noch nie, nie ein Rudelmitglied verloren haben, bis du aufgetaucht bist! Plötzlich bist du da, und Amando ist tot! Ein einziger Tropfen Wasser in einem Teich schlägt Wellen über eine große Entfernung. Ihr wart der Tropfen, und Amando ist kurz darauf untergegangen.« Er schüttelte sie so heftig, dass ihr Hals knackte. »Wer seid Ihr? Niemand von uns weiß das. Wer ist als Nächster dran? Denkt Ihr, dass ich mich zurücklehne und zulasse, dass Ihr an der Seite meines Königs schlaft?«
»Ihr glaubt, ich will Reule etwas antun? Ich will ihn töten?« Sie war so entsetzt über die Vorstellung, dass sie würgen musste. »Mein Gott, Ihr seid vollkommen verrückt! Warum sollte ich den Mann töten, der mich zu seiner Königin machen will? Mir ein großartiges Zuhause geben will? Der mich mehr liebt, als ich jemals im Leben geliebt worden bin?«
»Der dich beschützt, wie
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