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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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sich allmählich zu einem ausgewachsenen Sturm, als das Bankett zu Ende ging. Diejenigen die am Stadtrand oder außerhalb der Stadtmauern wohnten, wurden eingeladen, in der Burg zu übernachten. Liandra und Justas waren eingeladen, die ganzen sieben Tage von Licht und Dunkelheit zu bleiben. Reule musste zu später Stunde also nicht lange nach Mystique suchen.
    »Warum bist du nicht verheiratet, wenn du dir so sehr eine eigene Familie wünschst?«, hörte er eine vertraute Stimme leise fragen, als er sich der Tür von Liandras Gemächern näherte.
    »Ich habe keinen Mann gefunden, der es wert wäre.« Reule konnte fast hören, wie sie die Sache mit einem Schulterzucken abtat. »Und was ist mit dir? Hast du dir immer einen Mann und Kinder gewünscht? Wenn ich daran denke, was du mir erzählt hast, bist du als Heilerin viel zu beschäftigt, um eine Familie zu gründen. Oder vielleicht war deine Unabhängigkeit der Grund, dass man dich nicht begehrenswert fand. In manchen Kulturen soll das so sein, wie ich gehört habe.«
    »Ich weiß nicht, was ich mir früher gewünscht habe. Nur, was ich mir jetzt wünsche«, antwortete sie leise, und der warme Tonfall traf ihn direkt ins Herz.
    »Hast du keine Angst?«, fragte Lia flüsternd. »Vor der Verantwortung? Dich … dich an einen einzigen Mann zu binden für den Rest deines Lebens? Du kennst Reule erst eine Woche, und du hast keine Vergangenheit, mit der du einen Vergleich ziehen könntest. Bist du denn nicht neugierig?«
    Reule spürte einen kurzen Stich, eine Mischung aus Eifersucht und Wut. Die Eifersucht rührte von der Vorstellung her, dass Mystique ihn mit anderen Männern vergleichen könnte, und die Wut richtete sich gegen Liandra, die diesen unerhörten Vorschlag laut ausgesprochen hatte.
    »Lia«, tadelte Mystique sie und lachte leise. »Es geht nicht um das Körperliche. Das spielt keine Rolle. Das kannst du mir glauben.«
    Es spielt keine Rolle? Reule runzelte verärgert die Stirn. Zugegeben, er war in der Hast ein bisschen wild und selbstsüchtig gewesen mit ihr, doch natürlich spielte es sehr wohl eine Rolle!
    »Dass Reule mein Schicksal ist, wusste ich in dem Moment, als er mich zum ersten Mal berührt hat«, vertraute sie ihr an. »Ich war kaum bei Bewusstsein, aber ich habe gespürt, dass er wegen mir kam. Alles in mir war auf sein Kommen gerichtet. Dann war er da, ich habe ihn berührt, und ich wusste es einfach. Es war, als würde ich nach Hause kommen, Liandra. Wenn du jemandem begegnest, der dir dieses Gefühl gibt, dann wirst du es ebenfalls wissen. Du weißt es einfach in deiner Seele.«
    »Was …« Liandra zögerte und räusperte sich. »Glaubst du, man könnte nur durch einen Blick so etwas empfinden?«
    »Nun, ich glaube schon. Ich … Liandra! Es gibt da jemanden! Jemanden, den du kennst, stimmt’s?«
    »Nein. Natürlich nicht. Ich habe nur jahrelang für den Dummkopf geschwärmt. Einfach lächerlich. Wenn es Schicksal wäre, hätte es dieser Idiot wohl inzwischen herausgefunden.« Liandra schnaubte verächtlich. »Ich habe den Unsinn schon vor langer Zeit aufgegeben.«
    »Wohl kaum, sonst wäre er dir nicht gleich als Erster in den Sinn gekommen«, neckte Mystique sie schonungslos. »Sag mir, wer es ist!«
    »Niemals! Nicht dir! Du bist keine Telepathin, und er könnte es an deinen Gedanken ablesen, so zerstreut, wie du heute bist!«, blaffte Lia. »Das wäre beschämend und demütigend. Da es weit und breit keine anderen Sánge gibt, könnte ich nicht einmal umziehen. Deshalb behalte ich es lieber für mich, vielen Dank.«
    »Er könnte es genauso gut aus deinem Geist erfahren«, entgegnete Mystique.
    »Nein, weil ich die stärkere Telepathin bin. Gott sei Dank bin ich telepathisch sogar stärker als Amando, deshalb hat er es nicht erfahren. Und das war auch gut so, weil ich weiß, dass es ihm irgendwann herausgerutscht wäre, oder er hätte sich als Kuppler versucht.«
    »Willst du etwa sagen, dass der Mann, in den du verknallt bist, zum Rudel gehört?«, bohrte Mystique. »Es stimmt, oder?« Sie lachte provozierend, als Liandra wütend versuchte, sie dazu zu bringen, den Mund zu halten. Reule grinste, während er sich an eine Wand lehnte, um weiter zu lauschen. Seine Kébé mit ihrer verblüffenden Fähigkeit, Leute zu entlarven, hatte Lias Geheimnis gelüftet.
    »Halt! Bitte!«, bettelte Lia. »Er würde mich nicht … dürfte mich nicht einmal bemerken, wenn ich auf seinem Schoß sitzen würde, Mystique. In seiner Position könnte er nur

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