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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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mit einem Fächer an Lias Handgelenk, war perfekt und anmutig. »Stell uns doch deiner Freundin vor.«
    Liandra zögerte sichtlich, und Unruhe zeigte sich in ihren farnwedelfarbenen Augen. Doch die Etikette gewann die Oberhand, und sie lächelte zaghaft. »Mystique, das ist Lady Jocelyn. Lady Geneva …«, sie zeigte auf eine hochmütig aussehende Brünette mit einer schiefen Nase, »und das ist Lady Theodora.« Letztere war ebenfalls brünett, doch sie war deutlich älter als die anderen, und ihr volles Haar war durchzogen von grauen und silbernen Strähnen.
    »Sehr erfreut«, sagte Mystique freundlich.
    »Wirklich?«, fragte Jocelyn und blinzelte mit ihren blauen Augen. »Es gibt nicht sehr viele Fremde, die etwas für uns Sánge übrig haben. Ich wäre den ganzen Abend fast gestorben vor Neugier, weil ich mich gefragt habe, was an dir anders sein könnte. Aber ich bin ratlos. Ich habe ja nicht einmal eine Ahnung, von welcher Spezies du abstammst.«
    »Ich finde, die Sánge sind eine faszinierende Kultur«, sagte Mystique vorsichtig und ließ den zweiten Teil von Jocelyns Frage unbeantwortet.
    »Ich habe gehört, man hat dich halb tot in der Wildnis zurückgelassen, ohne Hoffnung auf Heimkehr. Ich nehme an, sich mit uns die Zeit zu vertreiben, ist besser, als draußen bei diesen Tieren zu sein.«
    »Das hier ist mehr als Zeitvertreib«, flötete Geneva, »wenn sie einen so hungrigen Mann wie Primus Reule um ihren hübschen Finger gewickelt hat.«
    »Vielmehr hat sie den Finger um ihn gewickelt«, kicherte Jocelyn und versteckte ihr unverschämtes Lachen hinter dem Fächer, jedoch ohne Mystique aus den Augen zu lassen.
    »Jocelyn!«, zischte Liandra und drückte Mystiques Hand.
    »Oh bitte, Liandra. Von ganz unten nach ganz oben in einer Woche? Vom Niemand zur Prima? Es ist nicht schwer sich vorzustellen, was sie getan hat, um sich ihr warmes Nest zu sichern.«
    »Vorsicht, du ehrgeiziges Ding«, sprach Theodora mit warnender Stimme. »Prima zu sein ist keine Garantie für die Zuneigung des Sánge-Volkes. Es gibt welche, die eine Fremde als Braut für unseren Primus nicht gutheißen.«
    »Ob sie es gutheißen oder nicht, es wird geschehen«, sagte Mystique bestimmt, und die Entschlossenheit in ihrer Stimme ließ die Frauen erschauern. »Ihr habt mich gewarnt, also warne ich nun Euch. Sprecht in Zukunft leiser, meine Damen, wenn Ihr mich mit Worten verletzen wollt. Denn diejenige, die zündelt, wird ebenfalls vom Feuer erfasst werden.«
    »Ihr könnt uns keine Angst einjagen«, zischte Jocelyn giftig. »Ihr seid keine ’Pathin, so wie wir. Ein Attentäter könnte es genau in diesem Moment auf Euch abgesehen haben, und Ihr wärt nicht in der Lage, seine Absichten zu erkennen. Jemand, der so schwach ist wie Ihr, wird nicht lange überleben, wenn er sich über andere erhebt.«
    »Mystique, hör dir diese Gemeinheiten nicht länger an«, sagte Lia, während sie an Mystiques Hand zog. »Sie sind bloß eifersüchtig. Jocelyn dachte, sie wäre die Richtige, um Prima zu werden, und jetzt ist sie schockiert, weil sie erkennt, was alle anderen schon längst wussten.« Liandra zog Mystique näher zu sich. »Reule würde lieber eine Ziege heiraten als jemanden wie sie.«
    »Offensichtlich«, schnaubte Jocelyn mit einem Blick zu Mystique.
    Der Schlag war aus dem Nichts gekommen. Die Wucht war so groß, dass Jocelyn auf die Knie fiel und sich die flammend rote Wange hielt, während sie erschrocken aufblickte. Mystique biss sich auf die Lippen, um einen Lachanfall zu unterdrücken. Liandra beugte sich bebend vor Wut über ihr Opfer, die behandschuhten Hände zu Fäusten geballt. Als Theodora vortrat, stieß die junge blonde Frau ein leises, aggressives Knurren aus.
    »Wie kannst du es wagen!«, fauchte sie wütend. »Wie kannst du es wagen, deine zukünftige Prima so respektlos zu behandeln! Und das während der Licht-und-Dunkel-Trauer um einen Bruder! Du beleidigst mich, meine Familie und deinen Primus! Du kannst noch froh sein, wenn du für deine Unverschämtheit nur eine Ohrfeige bekommst!«
    »Lia«, sagte Mystique leise und legte ihr beschwichtigend die Hände auf die Schultern. »Ich bin sicher, Jocelyn hat gerade verstanden, dass es so nicht geht. Wir lassen sie am besten allein, damit sie über ihr Verhalten nachdenkt.«
    »Das sollte sie auch«, murmelte Liandra wütend.
    Mystique führte sie aus dem Saal, ohne zu merken, dass der Zwischenfall große Aufmerksamkeit erregt hatte. Sobald sie sich ein Stück entfernt hatten

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