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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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versprochen.«
    Der Bemerkung folgte der unerwartete Schlag einer riesigen Faust, die Rye an der linken Wange traf. Rye fiel nach hinten und zerrte an Mystiques Arm, bevor er sie losließ. Er ging krachend zu Boden, während Mystique einen vertrauten starken Arm spürte, der sich um ihre Taille legte und sie davor bewahrte, über Rye zu stolpern. Der Arm zog sie an einen geliebten Körper voller Wärme und Kraft, und das Herz tat ihr weh vor Erleichterung, als sie sich an ihn lehnte und seine Oberarme umfasste. Er rieb sich sanft an ihrem Ohr.
    »Alles in Ordnung, Liebling?«, fragte er leise.
    »Ja. Ja«, hauchte sie und wandte ihm ihr Gesicht zu, bis ihre Nase über seine Wange rieb und sie den vertrauten männlichen Geruch einatmete.
    »Ich glaube es erst, wenn ich deinen Arm gesehen habe«, sagte er grimmig. Dann blickte er zu Rye, der sich aufzusetzen versuchte.
    »Reule …«
    »Verteidige ihn nicht, Mystique«, stieß er hervor.
    »Reule, er ist krank. Nicht körperlich, sondern geistig. Ich habe es gespürt, als er mich festgehalten hat. Es ist wie ein Gift in ihm, das er nicht kontrollieren kann. Er braucht Heilung und Pflege, nicht Zorn und Vergeltung.«
    »Verdammt, Kébé «, sagte er und küsste sie grimmig auf die Stirn. »Ich kann das nicht ungestraft lassen!«
    »Darum bitte ich dich nicht, Reule. Hör zu. Ich glaube, ich kann ihn heilen, so wie ich Chayne geheilt habe. Ich glaube … es ist vielleicht eine Mischung aus der elektrischen Spannung, die er abbekommen hat, und dem Schmerz über Amandos Verlust. Er ist misstrauisch und paranoid. Erfüllt von Trauer, die ihn blind macht für die Wahrheit. Ich weiß, dass es nicht so aussieht, aber es ist genauso eine Verletzung wie das, was Chayne erlitten hat, nur dass sie sich an seinem Verhalten zeigt. Bitte. Könnten wir ihn nicht an einen sicheren Ort schaffen, wo ich ihn behandeln kann.«
    »Ich will nicht, dass du dich in seiner Nähe aufhältst«, fauchte Reule, als die Tür aufging und Chayne und Liandra auftauchten.
    Liandra eilte zu Mystique, die sich von Reule abwandte, um ihre neue Freundin zu umarmen. Mystique hatte sich bei Reule befreit und sicher gefühlt, doch Liandras Herzlichkeit bewirkte, dass sie am liebsten geweint hätte wie ein Kind. Sie widerstand dem Drang und gewann ihre Fassung wieder, während einige Gäste neugierig vom Flur in den Raum blickten.
    »Chayne, bitte, die Tür.«
    Chayne gehorchte augenblicklich, und sie waren wieder unter sich. Reule legte die Hand auf Mystiques Taille und zog sie an seine Seite.
    »Rye, du hast mich zutiefst beleidigt. Schon zum zweiten Mal hast du dich an einer Frau vergriffen, die unter meinem Schutz steht. Dafür wirst du bezahlen«, stieß er drohend hervor. »Herrgott noch mal, Rye, das ist unter deiner Würde! Du musst verrückt sein, denn der Mann, den ich seit beinahe einem Jahrhundert kenne, würde so etwas nicht tun.«
    »Du bist ein Dummkopf, Reule«, sagte Rye, während er Blut auf den Boden spuckte und behutsam sein Gesicht betastete. »Sie führt dich an deinem Schwanz herum, und du merkst es nicht einmal.«
    Liandras Stöhnen wurde übertönt von Reules Wutgebrüll, als er Mystique zurückstieß und Rye packte. Er riss Rye an seinem Jackett hoch und stieß ihn an die nächste Wand. Diesmal wehrte sich Rye, indem er Reule nun ebenfalls packte und versuchte, ihn mit aller Kraft an die Wand zu drücken, und ihre miteinander ringenden Körper krachten auf einen kleinen Tisch, sodass eine Vase klirrend auf dem Boden zerbrach.
    Mystique konnte es nicht ertragen. Sie konnte es nicht ertragen, wie zwei Freunde miteinander kämpften, oder dass womöglich jemand verletzt wurde. Mit einem Blick auf Chaynes besorgtes Gesicht war ihr klar, dass die Situation außer Kontrolle zu geraten drohte. Indem sie sich ganz auf ihren Instinkt verließ, zog sie ihre roten Glacéhandschuhe aus und drückte sie Liandra in die Hand, die sie bereitwillig nahm, ohne ganz zu verstehen. Es war egal. Mystique war völlig auf Rye konzentriert.
    »Verdammt, Reule, siehst du das denn nicht? Sie ist erst eine Woche hier, und schon zerstört sie dein Rudel! Warum siehst du das nicht? Warum solltest du eine fremde Hure über dein Rudel stellen, wenn sie dich nicht irgendwie manipulieren würde?«
    »Herrgott noch mal, Rye, ich bringe dich um, wenn du nicht den Mund hältst!«, drohte Reule.
    Mystique trat auf sie zu, wobei sie die angespannten Muskeln und das Kräftemessen aufmerksam beobachtete. Sie sah, wie Reule sie

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