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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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auf, und Reule musste den Atem anhalten, um nicht laut zu fluchen, während Darcio hinter ihm einen unterdrückten Fluch ausstieß. Ihre Augen hatten die Farbe gewechselt und waren jetzt von einem gleichmäßigen Hellbraun mit zarten schwarzen Sprenkeln um den äußeren Rand. Reule hätte diese Augen überall wiedererkannt, doch jetzt waren es die einer Frau …
    »Chayne …«, sagten er und Darcio gleichzeitig zueinander. Ihr Blick richtete sich fest auf Reule, als der Chaynes Namen aussprach.
    »Reule, lass mich schreien nach dem, was ich brauche«, sagte sie, wobei ihre tiefe Stimme noch tiefer klang.
    »Herrgott noch mal«, flüsterte Rye entsetzt, als er und die anderen schließlich begriffen, was sie da sahen.
    »Ich werde nicht darum betteln, ein Mann zu sein«, krächzte sie. »Lass mich bei meinen Rudelgefährten nicht darum betteln, dass sie das Richtige tun.«
    »Sie soll aufhören!«, rief Delano aus, während der Schmerz ihn durchfuhr. »Verdammt, Reule, mach, dass sie aufhört!«
    Reule wandte rasch den Blick von Delano ab und richtete ihn auf die Stelle, an der Mystique saß. Blut quoll aus ihren Fingerspitzen, während sie ihre nicht vorhandenen Fingernägel in das geschnitzte Holz grub.
    »Es ist Chaynes Stuhl«, flüsterte er, und es war wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Sie hat telemetrische Fähigkeiten!«, rief Darcio aus, der die Gedanken seines Primus augenblicklich nachvollzog.
    Reule war geneigt, dem zuzustimmen. Es war die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab. Der Kontakt mit einem Gegenstand, den Chayne so oft berührt hatte, musste diese Fähigkeit ausgelöst haben, und Mystique, die keine Ahnung hatte, wer sie war oder was für Kräfte sie hatte, war für den psychischen Einfluss von Chaynes Leiden extrem empfänglich gewesen. Telemetriker konnten mit den Gedanken anderer und dem Ort, an dem diese sich befanden, in Verbindung treten, indem sie Objekte berührten, die zu der Zielperson gehörten.
    Reule stand auf und sah Rye an. »Ich werde ihre Hände wegziehen. Und du musst den Stuhl zurückschieben. Bevor du nicht sicher bist, dass du sie abblocken kannst, vermeide es, sie zu berühren, jedenfalls, solange sie die Verbindung mit Chayne nicht abgebrochen hat. Bereit?« Rye nickte einfach, und Reule schob seine Finger unter ihre Handflächen.
    »Reule, du weißt, was du zu tun hast«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Lass mich nicht in diesem Zustand. Lass nicht zu, dass sie mich verstümmeln. Lass nicht …«
    Reule war stärker als ihre Umklammerung, und ihre Hände lösten sich mit einem Ruck. In diesem Augenblick sank sie gegen ihn, und er hob sie von dem bedrohlichen Möbelstück. Sie lehnte schlaff an seiner Brust, was ihn an das erste Mal erinnerte, als er sie gehalten hatte. Allerdings war sie jetzt bei Bewusstsein. Sie murmelte etwas Unzusammenhängendes an seinem Hals, während er sie fest an sich drückte und mit ihr in den Gemeinschaftsraum ging. Das Rudel folgte ihm, wobei sich alle mehr oder weniger von dem Angriff erholt hatten, nur Amando brauchte Delanos stützende Hand.
    »Was …?«
    »Pst!«, unterbrach Reule Delano. »Was sie gesagt hat, können wir später besprechen. Jetzt kümmern wir uns erst einmal um sie.« Trotzdem prüfte Reule, ob Chayne bei Bewusstsein war. Als er feststellte, dass dieser noch immer in dem Tiefschlaf lag, in den Reule ihn versetzt hatte, konzentrierte er sich ganz auf Mystique.
    Auf der Schwelle zum Gemeinschaftsraum des Rudels zögerte er, ließ den Blick über die Möbel gleiten und erkannte plötzlich, was für ein Minenfeld das für sie war.
    »Reule«, sagte Darcio leise, »setz sie in meinen Sessel neben dem Feuer. Sie hat ein, zwei Minuten auf Chaynes Stuhl gesessen, bevor sie die bloßen Hände daraufgelegt hat. Ich denke, wenn du ihre Hände auf ihrem Schoß festhältst, passiert ihr nichts.«
    Reule nickte zustimmend. Er ging zum Kamin und setzte sie in den Sessel, kniete sich zwischen ihre Beine und hielt ihre Handgelenke mit einer Hand fest und drückte sie in ihren Schoß. Blut beschmierte den hübschen Stoff und sickerte ebenfalls auf seine Handfläche, doch er achtete nicht darauf und berührte stattdessen ihre blasse Wange.
    » Kébé «, er machte eine Handbewegung, damit sie ihn ansah, und er war erleichtert zu sehen, dass ihre Augen wieder die diamantene Farbe hatten.
    »Was …«, sagte sie heiser und bemühte sich zu sprechen.
    »Mystique, schau mich an«, drängte er sie.
    »Was …«, versuchte sie es erneut und

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