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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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besonders hilfreich«, sagte Reule trocken.
    »Das ist ja alles schön und gut, aber du wirst es noch bedauern, wenn er den Winter über zu Hause bleibt und wir nichts als Hefegebäck zum Abendessen bekommen.«
    »Ich spüre große Eifersucht an diesem Tisch«, erwiderte Amando und lehnte sich unbekümmert zurück, während er ein Stück Schmalzgebäck in den Mund schob. »Mmm. Mmm.«
    Mystique meldete sich zu Wort. »Da das Abendessen zu Euren Ehren stattfindet, halte ich es für selbstverständlich, dass Eure Lieblingsspeisen serviert werden.« Reule sah, wie sie sich zu Amando beugte, und aus einem hastigen, unkontrollierten Instinkt heraus verstärkte er den Griff um ihre Hand. Als wäre er …
    … besitzergreifend.
    Verdammt. Reule wusste ziemlich gut, zu was für Problemen so ein Impuls im Rudel führen konnte. Unter Sánge-Männern war es schon schlimm genug, doch innerhalb des Rudels bedeutete es eine Katastrophe, wenn es passierte. Reule zwang sich selbst, den Griff zu lockern, und versicherte sich, dass er keinen seiner Gedanken auf Amando oder auf einen anderen übertrug. Es gelang ihm, indem er seine Aufmerksamkeit ganz auf Mystique richtete und sich in die Betrachtung ihrer zarten Züge und der sündigen Verlockung ihrer Gestalt versenkte. Er sah, wie sich ihre rosa Lippen beim Sprechen bewegten, sah das Blitzen ihrer weißen, gleichmäßigen Zähne, als sie über eine Bemerkung von Rye lachte. Sie neigte den Kopf zu Amando, als der ihr vertraulich etwas ins Ohr flüsterte, und Reule sah nur noch die elfenbeinfarbene Linie ihres Halses, und seine scharfen Augen machten automatisch ihre rasch pochende Schlagader unter der Haut aus.
    In diesem Augenblick entbrannte Reules gesamter Körper wie ein Signalfeuer, und der Hitzeschwall fuhr ihm über die Wirbelsäule und breitete sich in seiner Leistengegend aus, bis er ganz hart war vor wildem Begehren. Er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals so erregt gewesen war, dass er in der Öffentlichkeit so unkontrolliert reagierte.
    Oh, er hatte auch früher schon deutliche körperliche Reaktionen gezeigt, doch das hatte er absichtlich zugelassen oder beim Flirten mit einer Frau eingesetzt. Doch noch nie war er davon beherrscht worden. Er wollte seine Hand zurückziehen, weil er sie nicht auf seine ungehörigen Wünsche aufmerksam machen wollte, doch sie hielt ihn so fest, dass er die Hand nicht bewegen konnte. In diesem Moment fiel ihm wieder ein, dass sie überhaupt keine ’pathischen Fähigkeiten hatte, weshalb er sich nicht von ihr zurückziehen musste. Solange er die Kontrolle behielt und keine Gedanken übertrug, würde sie seine niederen Bedürfnisse vielleicht gar nicht wahrnehmen.
    »Was soll das heißen?«, hörte er sie fragen.
    »Wenn wir ›pathisch‹ sagen, sind damit sämtliche ’pathischen Kräfte gemeint. Alle Sánge sind ’pathisch. Alle Sánge sind bis zu einem bestimmten Grad empathisch und telepathisch. Ein paar der mächtigeren Sánge haben noch eine dritte ’pathische Fähigkeit«, erklärte Darcio. »Jedes Rudelmitglied hat eine dritte ’pathische Kraft.«
    »Verstehe. Aber wie wählt ihr unter all den Informationen aus?«, fragte sie. »Wie schafft ihr es, nicht wahnsinnig zu werden? Verzeiht mir, aber dieser Ort hier ist voller Leute mit lauter Gedanken und Gefühlen …«
    »Es gibt zwei Arten ’pathischer Fähigkeiten«, antwortete Reule. »Autopathische und interpathische. Empathie ist autopathisch. Das bedeutet, dass sie immer aktiv ist. Wir können sie nur kontrollieren, indem wir eine mentale Abwehr errichten. Nicht alle Empathen können das. Schakale zum Beispiel können ihre Gefühle nicht abblocken.«
    »Und sie wollen das auch gar nicht«, sagte Delano, und seine Geringschätzung drückte sich in einem missbilligenden Knurren aus.
    »Wir glauben, dass die Sánge aufgrund ihrer telepathischen Fähigkeiten eine Abwehr errichten können. Telepathische Fähigkeiten sind für uns interpathisch. Das heißt, dass wir meistens lernen müssen, unsere Fähigkeiten einzusetzen. Wir kennen nicht automatisch die Gedanken jedes Einzelnen. Wir müssen sie bewusst durchsuchen.«
    »Außer …« sagte Darcio unaufgefordert.
    »Außer«, fuhr Reule fort, »jemand überträgt absichtlich seine Gedanken, oder der Gedanke wird ›gerufen‹. Das heißt, er wird so laut innerhalb des Verstands wahrgenommen, dass kein Telepath innerhalb eines bestimmten Radius oder mit einer persönlichen Bindung zu demjenigen, der ihn aussendet, ihn

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