Gabe des Blutes
Teufel ihr mit euch anfangen sollt? Soll ich daraus schließen, dass eure Probleme gelöst wären, wenn ich mit Mystique ins Bett ginge?«
Reule lachte wieder auf, als Rye sich angesichts der zutreffenden Feststellung wand.
»Du bringst es auf den Punkt«, sagte Darcio mit einem spöttischen Grinsen. »Es ist nur ein Vorschlag, wohlgemerkt.«
»Du bist ein Dummkopf, Darcio«, knurrte Rye. »Ich will nicht der Prügelknabe sein, nur weil ich laut ausgesprochen habe, worüber wir uns alle beklagen.«
Reule blickte von einem zum anderen, während er Hufschläge näher kommen hörte. »Stört es keinen von euch, dass Mystique eine Fremde ist? Dass sie eine fruchtbare Frau ist? Was, wenn ich mit ihr ins Bett gehe, und sie wird schwanger? Ich wäre verpflichtet, sie zu meiner Prima zu machen.«
»Spielt es denn eine Rolle, ob es uns stört, Reule?«, erwiderte Darcio. »Wir wissen, dass du dich vor allem anderen um Jeth und um das Rudel kümmerst, doch es gibt ein paar Entscheidungen, die ein Mann ganz allein treffen sollte. Ob Primus oder nicht«, fuhr er fort, als er sah, dass Reule etwas sagen wollte, »es gibt ein paar Vorteile, wenn man König ist, und dazu gehört, dass du die Macht hast, dir deine Königin selbst auszusuchen. Kümmre dich nicht um uns. Ich kenne dich von Geburt an, Reule. Und in der ganzen Zeit habe ich nie erlebt, dass dir eine Frau so viel bedeutet hätte wie Mystique. Das sagt doch alles. Uns ist klar, wie außergewöhnlich sie ist.«
»Aber wir wissen kaum etwas über sie«, sagte Reule abwesend, während er versuchte, Darcios unerwartete Worte zu verdauen.
»Wir wissen, dass sie ein gutes Herz hat, dass sie mutiger ist als die meisten Männer und dass sie die Anmut und Schönheit besitzt, deren es bedarf, um dein Reich zu repräsentieren«, warf Rye ein. »Sie ist außerdem eine fähige ’Pathin, was neue Kräfte für den königlichen Stammbaum der Sánge bedeutet. Und«, Rye hielt inne und lächelte, »ich denke, sie ist ganz vernarrt in dich.«
Darcio brach in Lachen aus, während die herannahenden Reiter schließlich in einer Staubwolke zum Stehen kamen. Drei von ihnen saßen ab, zehn weitere blieben auf dem Pferd sitzen. Die Ankömmlinge rochen nach Rauch und Ruß, und Reule wandte sich zu ihnen um, um sie zu begrüßen.
Er blickte direkt in diamantene Augen, die im Mondlicht glitzerten.
»Was zum …«
Bevor er den passenden Protest formulieren konnte, trat Mystique zu ihm, und schlang ihm die Arme um die Taille. Sie legte den Kopf zurück und lächelte ihn an, während sie ihre angenehme Wärme in seinen müden, schmutzigen Körper hineinströmen ließ.
»Delano und ich hatten eine Idee. Eine, mit der wir diese Aktion schneller beenden könnten als mit der üblichen Verfolgungsjagd. Da wir alle müde sind«, fügte sie hinzu, »und gern ein Bad nehmen und uns ins Bett legen würden …«, Reule spürte, wie sie ihm bei dem Wort Bett mit den Fingern über den Rücken strich, »dachte ich, eine schnellere Lösung wäre willkommen.«
Delano trat vor und hob einen der Brennstoffkanister hoch, den sie in der Nähe des Felds gefunden hatten, wo das Feuer ausgebrochen war. Das Metall war teilweise geschmolzen und verbogen, doch er war deutlich zu erkennen. Mystique trat zur Seite und wischte sich mit der kleinen rußgeschwärzten Hand über das schmutzige Gesicht. Dann streckte sie die schwarzen Hände mit der Handfläche nach oben aus, um zu zeigen, dass sie bloß waren. Keine Handschuhe. Nichts, was sie vor dem Kontakt zu demjenigen schützte, der den Kanister gehalten hatte, bevor er ihn in böser Absicht geleert hatte.
»Deine Telemetrie«, flüsterte Rye. »Eine großartige Idee!«
»Zum Teufel damit! Ich will sie keinesfalls in der Nähe eines Schakallagers haben!«, brüllte Reule. Er wandte sich an Mystique und zeigte mit einem Finger auf ihr unbewegtes Gesicht. »Versuch nie wieder, mich so auszutricksen, Kébé !«
»Ich habe dich nicht ausgetrickst. Ich habe nur stumm kommuniziert.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ein zarter Hinweis wäre besser, als direkt damit herauszuplatzen, dass ich etwas dazu beitragen will, dass wir endlich Liebhaber werden können. Und da mir ein offener und ehrlicher Umgang sowieso lieber ist …«
Sie hielt inne und grinste, und ihre weißen Zähne blitzten in dem rußgeschwärzten Gesicht auf, während das Rudel sich vor Lachen kaum noch halten konnte. Reule war froh, dass er schmutzig war, denn er hatte das Gefühl, dass er
Weitere Kostenlose Bücher