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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Bergmann
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wandten sich wichtigeren Dingen zu. Brangelinas Hochzeit wahrscheinlich. »SONJA, DAS IST DOCH ALBERN!« Pling . Au, langsam tat mein Hals echt weh. Wie viele Stimmbänder braucht man, um sprechen zu können? Pling . Barbara lächelte spöttisch auf mich herab. Sie war wirklich unheimlich groß. Langsam beugte sie sich zu mir herunter. »Hau ab!«, zischte sie geradezu genüsslich, ein hämisches Grinsen umspielte ihre breiten Lippen.
    Â 
    Ein Bleistift. Frisch angespitzt. Ich nahm ihn aus meiner Schultasche. Ganz langsam. Ließ ihn sanft in meine linke Hand gleiten und betrachtete ihn. Nahm ihn in die rechte. Erst ganz locker. Dann begann sich mein Griff zu verkrampfen. Ich sah in Barbaras hämisches Gesicht. Zielte. Auf ihre kleinen, feixenden Augen. Und stach zu.
    Das Auge war weich und gab schnell nach. Kein Widerstand, nicht einmal für einen armseligen Bleistift. Das Blut kam sofort. Quoll aus ihrem Auge. Lief über ihr Gesicht. War überall. Sie schrie nicht. Kein Laut störte die perfekte Stille. Alles war ruhig und langsam. Irgendwie deutlich. Ein Moment völliger Klarheit. Alles rot. Alles klebrig. Alles süß.
    Â 
    Â»Gabriel?«
    Dunkelheit. Gedankenfetzen. Drehten sich. Flogen um mich her. Schnell. Verschwommen. Versuchte, einen zu fassen. War zu langsam. Spitz, pass auf.
    Â»Gabriel! Wach auf! Was ist los mit dir?«
    Stimmen. Rauschen. Konnte es nicht auseinanderhalten. War so müde.
    Â»Hilfe! Warum holt niemand Hilfe?«
    Ein Bild. Endlich. Konnte es fassen. Flatterte leicht in meiner Hand. Ein Bleistift. Blut. Schwindel.
    Â»Hat jemand Wasser?«
    Dunkelheit. Zog mich herab. Wie ein Magnet. Verschwand im Strudel. Vergessen.
    Kalt. Nass. Schrecklich. Schmerzen. Mein Kopf. Fror so furchtbar.
    Und plötzlich war ich wieder wach.
    Â 
    Â»Gabriel, was ist passiert?« Sonja stand über mir. Ich sah ihr Gesicht. Streckte eine Hand aus. Berührte ihre Wange. Konnte sie spüren. Warm und weich. Sie zuckte nicht zurück. In ihren Augen einzig Sorge um mich. War ich im Himmel? Kein Mensch konnte in seinem gesamten Leben mehr Glück empfinden als ich in diesem einen Moment.
    Â»Gabriel, sag doch was!« Der Hintergrund weiß. Das Lächeln auf meinem Gesicht musste unendlich groß sein. Die Welt umspannen.
    Â»Sonja …« Meine Stimme rau und kratzig. Tat weh. Egal.
    Â»Gabriel! Gott sei Dank! Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht! Du bist plötzlich umgekippt. Einfach so. Dann hast du dagelegen, reglos, bleich. Ich wusste nicht, was mit dir los war!«
    Langsam begannen sich die Farben zu ordnen. Das Weiß verschwand. Alles wurde dunkler. Trauriger. Langsam konnte ich um mich herum Leute erkennen. Schüler.
    Langsam konnte ich spüren. Ich lag auf dem Schulhof. Die kalten Steine bohrten sich in meinen Rücken. Das schöne Gefühl von eben war fort. Nur noch in meiner Erinnerung vorhanden. Und auch dort nicht mehr lange. Ich wollte wieder zurück.
    Langsam konnte ich Stimmen hören. Wispern. Erst ganz leise. Dann immer lauter. Ein dröhnender Donnerschlag in meinem Kopf.
    Langsam fühlte ich die Schmerzen. Mein Kopf zersprang. Langsam. Ich musste ihn zusammenhalten. Die Welt stand still.
    Langsam begann ich zu frieren. Spürte die Kälte. Hervorgerufen durch die Nässe. Überall um mich herum. Zittern. Außen oder innen? Konnte es nicht auseinanderhalten. Irgendwo, weit entfernt in dem Teil meines Gehirns, der noch annähernd arbeitsfähig war, fügte sich eine Schlussfolgerung zusammen: Man musste mir Wasser ins Gesicht geschüttet haben. Wer machte denn so was?!
    Stöhnend versuchte ich, mich aufzusetzen. Mein Kopf jagte als Strafe einen Schmerzmarathon durch meinen Körper. Sofort war Sonja an meiner Seite. »Langsam, Gabriel!« Das Wort begann, mich zu nerven. »Vorsichtig.« Besser.
    Â»Mir geht’s gut!« Meine Stimme klang kläglich. Um mich herum hörte ich verhaltenes Kichern. Hatten die nichts Besseres zu tun, als sinnlos herumzustehen und zu gaffen?
    Â»Gabriel, es tut mir leid!« Das war nicht Sonja. Ich wandte meinen Kopf vorsichtig nach links. »Hätte ich dich nicht gestoßen … Ich wusste nicht, dass du so … Dass ich so … Entschuldige.« Barbara. Ein wenig blass vielleicht. In ihrem Gesicht prangte das schlechte Gewissen. Sonst war alles gut. Alles normal. Alles dran.
    Bilder schossen auf den Achterbahnirrwegen meiner

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