Gabriel - Duell der Engel
ihr Pferd hinter einem dicken Nebelschleier hervor.
Ich flog zu einem Wolkenkratzer und lieà mich auf ihm nieder. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Wortwörtlich.
Ich wusste jetzt, wovor ich am meisten Angst hatte. Was meinen Tod bedeuten würde. Vielleicht nicht körperlich, aber seelisch; und ist das nicht sehr viel schlimmer?
Ich durfte Sonja nicht verlieren! Allein der Gedanke daran brachte mein Herz zum Ausrasten. Sie langsam aber sicher verschwimmen sehen, sich mehr und mehr im Nebel der Zukunft auflösen und sie nicht mehr erreichen, nicht zurückhalten können â das war mein Albtraum.
Ich durfte sie nicht verlieren, auf keinen Fall. Und heute war ich verdammt nah dran gewesen. In Zukunft musste ich besser aufpassen. Auf sie. Auf uns. Unbedingt.
Notizen
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Mein Leben ist ein Kino ohne Notausgang. Komm doch rein, setz dich hin, genieà den Film. Für Popcorn ist gesorgt. Die Sitze sind bequem. Wenn nicht, auch egal.
Ich sitze jeden Tag, jede Stunde, Minute, Sekunde meines Lebens in diesem Kino und starre auf die Leinwand. Es ist ganz gemütlich hier. Vor mir sitzt kein groÃer Mann, der mir die Sicht versperrt, niemand raschelt nervig mit Bonbonpapier und keine Kinder treten mir von hinten gegen den Sitz. Es ist ganz ruhig. Ich bin ganz allein. Einsam. Aber ruhig. Eigentlich könnte alles gut sein.
Und doch ist da diese permanente Angst. Angst, der Film könnte langweilig sein. Denn verlassen kann ich ihn nicht. Muss sitzen bleiben, bis er zu Ende ist. Noch ein bisschen den Abspann ansehen. Wer alles mitgespielt hat. Wie das coole Lied am Ende hieÃ. Und dann langsam aufstehen. Den Raum verlassen. Durch die Vordertür. Aber erst dann. SchlieÃlich habe ich mein Ticket bezahlt. Alles andere wäre doch Geldverschwendung. Alles andere wäre doch unsinnig. Oder?
15. Mai 2012, 09:22 Uhr
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»Sonja!« Endlich hatte ich sie gefunden. In den ersten beiden Stunden hatte ich Reli gehabt (seit zwei Jahren finde ich dieses Fach äuÃerst lustig) und Sonja war nicht in meinem Kurs. Sie hatte Ethik gewählt. In der Pause hatte ich sie dann ununterbrochen gesucht und endlich mit ihren Freundinnen zusammen hinter einer Gruppe Neuntklässler entdeckt.
»Sonja!« Sie zuckte zusammen, drehte sich aber nicht um. Ich lief die letzten Meter zu ihrer Gruppe und wollte sie an der Schulter fassen, wurde aber jäh hart zurückgestoÃen. So hart, dass ich unsanft gegen einen Laternenpfosten prallte, der ungünstigerweise hinter mir stand. Seit wann gab es an unserer Schule Laternenpfosten? Wahrscheinlich hatte sich dieser hier gerade absichtlich genau dorthin gestellt. Um mich zu ärgern. Oder um mich aufzufangen.
Stöhnend rieb ich mir den Ellenbogen und schaute auf. Vor mir stand ⦠äh ⦠ich bin wirklich schlecht darin, mir Namen zu merken. Und die von Sonjas Freundinnen will ich gar nicht wissen. Ich weiÃ, das klingt vielleicht ein wenig gemein, aber sie mögen mich nicht, ich mag sie nicht â wozu dann Namen? Ich glaube, diese hier hieà Barbara oder so. Ein besonders groÃes Exemplar mit kleinen, furchterregenden Augen. Und komisch langen Armen. Wahrscheinlich spielte sie Basketball. Irgendetwas in der Art. Mir egal.
»Lässt du mich bitte durch?«, fragte ich genervt. Ich hatte jetzt echt keine Lust auf dieses Kindertheater. Jetzt nicht.
»Sie will dich nicht sehen!« Ihre Stimme klang tief und bedrohlich. Irgendwie passend.
»Ach ja? Das soll sie mir lieber selbst sagen«, zischte ich und versuchte mich an ihr vorbeizudrängeln, doch gelang es mir nicht. Sie war wie eine Mauer, hart, groà und überall.
»Sonja!«, rief ich noch mal, doch ich konnte sie nun nicht mal mehr sehen. »Jetzt lass mich schon durch, das ist ja wohl total bescheuert!«, fauchte ich Barbara an und beschloss von nun an, sie auch so zu nennen. Später erfuhr ich, dass sie Bernadette hieÃ. Na ja, fast richtig!
Barbara streckte nur lässig ihren rechten Arm aus und schlug mir gegen die Schulter. Ich taumelte ein paar Schritte zurück. Merkwürdigerweise schien ihr das ganz leicht gefallen zu sein. Verkehrte Welt.
»SONJA!!!«, schrie ich aus Leibeskräften. Beinahe konnte ich spüren, wie meine Stimmbänder nacheinander zersprangen. Pling . Das war das erste. »SONJA, VERDAMMT!« Pling . Die Neuntklässler vor uns drehten sich irritiert um, verloren aber schnell wieder das Interesse und
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