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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Kupferstich war ihm in die Hände gefallen, und mit einer wunderbaren Geduld kopierte Gabriel Linie für Linie so genau, daß es, abgesehen von der Größe des Papiers und der Farbe der Tinte, schwer gewesen wäre, das Original von der Kopie zu unterscheiden.
    Der arme Vater, der in dieser Kopie das sah, was sie wirklich war, nämlich ein Meisterwerk, ließ sie vom Glaser des Dorfes einrahmen und zeigte sie jedermann.
    Der Bürgermeister und sein Gehilfe kamen, um sie anzuschauen, und der Bürgermeister sagte zu seinem Begleiter, als sie wieder gingen: ›Dieser Junge hat ein Vermögen in seinen Fingerspitzen.‹
    Gabriel hörte diese Worte. Sie müssen einen ungeheuren Eindruck auf ihn gemacht haben. Er hatte ja oft genug gehört, wie der oder jener plötzlich reich geworden war und in der eigenen Kutsche spazierenfuhr.
    Mein Vater hatte ihn alles gelehrt, was er ihn lehren konnte, und Gabriel kehrte in seine Meierei zurück.
    Da er das ältere von den beiden Kindern und da Th omas nicht
    reich war, mußte er zu arbeiten anfangen.
    Doch die Arbeit mit dem Pfl ug war ihm unerträglich, er träumte oft von dem Vermögen, das in seinen Fingerspitzen wohnen sollte.
    Ganz im Gegensatz zu den Bauern wäre Gabriel gern spät zu Bett gegangen und spät aufgestanden; sein größtes Glück war, bis um Mitternacht zu wachen, um mit seiner Feder alle Arten von verzier-ten Buchstaben, Zeichnungen und Nachahmungen anzufertigen; der Winter war auch seine selige Zeit, und die Nachtwachen bildeten seine Feststunden.
    Andererseits brachte der Widerwille gegen die Feldarbeiten den Vater zur Verzweifl ung. Th
    omas Lambert war nicht reich genug, ei-
    nen unnützen Mund zu füttern. Er hatte geglaubt, die Anwesenheit von Gabriel würde ihm einen Ackerknecht ersparen, doch zu seinem großen Erstaunen sah er, daß er sich getäuscht hatte.«
    . Kapitel
    Abreise nach Paris
    »Glücklicher- oder unglücklicherweise besuchte eines Tages der Bürgermeister, dessen Weissagung zufolge Gabriels Zukunft in den Spitzen seiner Finger läge, den Vater Th
    omas und machte ihm den
    Antrag, er wolle Gabriel gegen Kost und hundertfünfzig Franc jährlich als Schreiber beschäftigen.
    Gabriel betrachtete diesen Antrag als ein Glück, doch der Vater Th
    omas schüttelte den Kopf und sagte: ›Wohin wird dich das führen, Junge?‹
    Beide nahmen nichtsdestoweniger den Antrag des Bürgermeisters an, und Gabriel vertauschte wirklich den Pfl ug gegen die Feder.
    Wir waren nicht nur gute Freunde geblieben: Gabriel liebte mich, und auch ich liebte ihn von ganzem Herzen.

Jeden Abend gingen wir, wie dies in den Dörfern üblich ist, bald am Strand, bald am Ufer der Touque spazieren. Niemand kümmerte sich darum; wir waren beide arm, und wir paßten gut zusammen.
    Nur schien Gabriel von der fi xen Idee besessen, nach Paris zu kommen; er hatte die Überzeugung, wenn er nach Paris käme, würde er sein Glück machen.
    Paris war also für uns das Ziel jedes Gesprächs. Paris war die magische Stadt, die uns beiden die Pforte des Reichtums und des Glückes öff nen sollte.
    Ich gab mich dem Fieber hin, das ihn schüttelte, und wiederholte:
    ›O ja, Paris! Paris!‹
    In unseren Zukunftsträumen hatten wir unsere Existenzen so miteinander verkettet, daß ich mich jetzt schon als die Frau von Gabriel betrachtete, obgleich damals nie ein Wort von Heirat unter uns ausgetauscht, obgleich, ich muß es sagen, nie ein Versprechen gegeben wurde.
    Die Zeit verlief.
    Imstande, sich seiner Lieblingsbeschäftigung zu widmen, schrieb Gabriel jeden Tag; er führte die Register der Bürgermeisterei mit einer außerordentlichen Pünktlichkeit und einem bewunderungs-würdigen Geschmack.
    Der Bürgermeister war entzückt, solch einen Schreiber zu haben.
    Es kam die Zeit der Wahlen; einer von den Deputierten, die sich um die Wiederwahl bewarben, machte seine Rundreise, er kam nach Trouville; Gabriel war das Wunder von Trouville; man zeigte ihm die Register der Bürgermeisterei, und Gabriel wurde ihm am Abend vorgestellt.
    Der Kandidat hatte ein Rundschreiben abgefaßt, doch es gab nur in Le Havre eine Druckerei; man mußte das Manifest in die Stadt schicken, und das verspätete die Sache um drei oder vier Tage.
    Die Schreiben mußten jedoch so schnell wie möglich verteilt werden, da der Kandidat eine größere Opposition traf, als er zuvor erwartet hatte.
    Gabriel machte sich anheischig, in der Nacht und am nächstfol-genden Tag fünfzig Exemplare zu schreiben. Der Abgeordnete

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