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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
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standen nur zwei Cocktailsessel mit einem kleinen runden
Tisch in einer Ecke und dahinter eine Bodenvase mit Kirschzweigen,
deren Blüten gerade aufgesprungen waren. Dem Bett gegenüber befand
sich ein überdimensionaler in der vollen Breite verspiegelter
Kleiderschrank, aus dessen unterster Schublade Sandra eine Packung
Kondome hervorkramte und sie auf das Kopfende legte. Sandra und
Niko setzten sich auf die Bettkante, dem Spiegel gegenüber, und
begannen sich behutsam gegenseitig zu entkleiden. Als sie - nur
noch mit rosafarbenem Slip und BH bekleidet - neben ihm saß,
betrachtete er sie ein paar Sekunden lang im Spiegel. Er zog sie
sanft nach hinten und begann ihr Gesicht mit seinen Lippen zu
erforschen. Dann wanderten sie den Hals entlang, liebkosten die
festen Rundungen ihrer Brüste, die sich über den Rändern ihres BHs
wölbten, und eroberten die zarte Haut ihres Bauches. Mit seiner
Zunge umrundete er ihren Bauchnabel und ließ die Zungenspitze in
ihm versinken. Sie genoss seine Zärtlichkeit. Seine ganze
Unsicherheit fiel von ihm ab. Für alles ließ er sich Zeit, als
denke er nur an sie. Er streifte ihr den Slip über die
Oberschenkel, die Knie und die Füße, schob ihren Körper in die
Bettmitte und setzte das Spiel seiner Lippen und seiner Zunge
zwischen ihren Schenkeln fort. Sie stöhnte leise auf und krallte
ihre Hände in seinen dichten Haarschopf. Sanfte Wellen
durchströmten Sandras Körper. Dann küsste er - sich weiter abwärts
bewegend - zärtlich die Innenseiten ihrer Schenkel, zog sich wieder
nach oben und entfernte ihren BH. Mit den Fingern umkurvte er die
hart gewordenen Nippel ihrer Brüste, die sich senkrecht aufgestellt
hatten. Ganz vorsichtig nahm er sie zwischen Daumen und
Zeigefinger, spielte mit ihnen - was Sandra wieder ein leichtes
Stöhnen entlockte - und benetzte sie mit seiner Zunge.
    Sie hielt es nicht mehr aus. Passend
zum Augenblick drang vom Wohnzimmer der Song ›I want you‹ zu ihnen
herüber. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände, drehte ihn auf den
Rücken und wanderte nun ebenfalls mit ihrem Mund seinen Körper
entlang. Mit beiden Händen streifte sie seinen Slip herunter, griff
mit einer Hand zwischen seine Beine und massierte ihn mit sanften
Bewegungen. Ihre Lippen folgten ihren Händen. Er ließ es geschehen
und genoss ihre Zärtlichkeit.
    Es wurde eine wundervolle Nacht.
Zeit und Geduld hießen die Zauberworte. Was ist das für ein
ungeahntes Glück, dachte sie, als er schließlich in ihren Armen
einschlief. Er ist ein Engel. Der Himmel hat ihn mir geschickt.
Dann schlief auch sie ein.

 
    19
    Gabriels Wohnung, Montag, 18. Mai,
19.00 Uhr
    Gabriel kam am frühen Abend gegen
sieben Uhr nach Hause in seine Wohnung. Er entledigte sich
vollständig seiner Kleider, duschte und zog ein Büßergewand aus
Sackleinen an. Um seine Taille knotete er ein Seil. Seine Füße
steckten in Leinenschuhen.
    So trat er vor seinen Altar und
kniete nieder. Aus der aufgeschlagenen Bibel las er einige Verse
aus dem Bußgebet Davids. »Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und
tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich
wohl von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde. Denn
ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir.
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen,
gewissen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesichte und nimm
deinen heiligen Geist nicht von mir. Ich will die Übertreter deine
Wege lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren. Errette mich von
den Blutschulden, Gott, der du mein Gott und Heiland bist, dass
meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme.«
    *
    Gabriel bereitete sich gewissenhaft
vor. Am frühen Morgen, während er betete, hatte Gott, sein Herr, zu
ihm gesprochen und ihm ein Zeichen gegeben. Der morgige Tag war
auserwählt, eine weitere Seele von der Sünde zu befreien. Dazu
erbat er Gottes Beistand und die Vergebung seiner eigenen Schuld,
Blutschuld wie er sie nannte. Es gehörte zu seinem Ritual, am
Vortag nichts zu essen und nur Wasser zu trinken. Nicht nur seinen
Geist, sondern auch seinen Körper wollte er auf diese Weise
reinigen.
    Als äußeres Zeichen, Buße tun zu
wollen, für das, was er im Namen des Herrn zu tun bereit war,
wickelte er sich einen mit kleinen Nägeln gespickten breiten Gürtel
um seinen Oberkörper. Er legte sich rücklings auf sein Lager. Die
Nägel drangen in sein Fleisch. Er nahm den Schmerz wahr, aber kein
Laut kam über seine Lippen. Er spürte, wie das warme Blut

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