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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
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einen Rotwein, ich habe da einen sehr leckeren
spanischen … » »Gute Idee«, stimmte er Sandras Vorschlag zu und
ergänzte nach kurzer Pause pflichtgemäß: »Ich könnte dann ja
nachher zurück ein Taxi nehmen.«
    »Ja, sicher! Das heißt… wir fahren
jetzt zu mir. Aber natürlich nur, wenn du willst… «
    »Aber natürlich will ich … äh, ich
wollte sagen … ich würde schon gerne mal sehen, wie du so wohnst«,
meinte er und sie hatte - ohne ihn anzuschauen - das sichere
Gefühl, er wäre dabei rot geworden. Das ist wirklich ein süßer
Kerl, einfach nur nett! - dachte sie erneut, schwieg und lenkte
ihren silbergrauen Tigra in Richtung Barmen.
    *
    In ihrer Wohnung angekommen bat sie
Niko ins Wohnzimmer. »Setz dich! Ich verschwinde mal eben im Bad,
bin aber gleich zurück. Soll ich dir vorher noch einen Kaffee oder
einen Espresso machen?«
    »Nein, danke. Lieber würde ich ein
Glas Rotwein trinken.«
    »Okay, ich hol die Flasche aus der
Küche. Dann kannst du sie ja schon mal öffnen«, sprach's und
verschwand durch die Tür, um gleich darauf mit einem dieser
modernen Korkenzieher bewaffnet wieder im Rahmen zu stehen. »Hier,
versuch dein Glück! Ich bring mich dabei immer um - mit diesem
modernen Kram!«
    Als Sandra wieder ins Wohnzimmer
kam, legte sie zunächst eine CD von ›Kings of Leon‹ auf. Wie
passend, dachte Niko, ›Only by the night‹. Er hatte bereits die
Gläser gefüllt, stand aber noch an der Wand vor drei
Bruno-Bruni-Lithographien, auf denen - jeweils anders gestaltet -
hellrote Amaryllis abgebildet waren. Bewusst hatte er sich noch
nicht hingesetzt, weil er sich unschlüssig war, ob er sich in den
Sessel oder auf die Couch setzen sollte. Er war derartige
Situationen nicht gewohnt und wollte nichts falsch machen.
»Gefallen dir die Bilder?«
    »Ja, sehr. Sie sind so … so weich in
den Farben.«
    »Das hast du schön gesagt. Komm setz
dich zu mir«, sagte sie, während sie auf der zweisitzigen grünen
Ledercouch Platz nahm.
    Sie unterhielten sich über ihre
Musik-Vorlieben und stellten fest, dass die Rockmusik - eher in der
gemäßigten Form - ihrem gemeinsamen Geschmack entsprach. Während
sie langsam ihre Gläser leerten und sich angeregt unterhielten,
strich sie ihm mit zwei Fingern ihrer Hand, die sie hinter seinen
Kopf auf die Couchlehne gelegt hatte, durch seine dunkelbraunen
Nackenhaare. Er war wie elektrisiert, stellte aber fest, dass es
ihm gefiel. Er setzte sein Glas ab und sah sie an. Mit einer Hand
streichelte er ihr über die Wange und küsste ihr Nasenspitze.
Nachdem sie ihr Glas schließlich ebenfalls auf den Tisch gestellt
hatte, zog sie seinen Kopf ganz nah an ihr Gesicht. Er spürte das
Verlangen in ihren Augen, die zu sagen schienen: »Nun ist es an
dir, mich zu küssen!« Aber er traute sich nicht. Sein Herz pochte
und er war sich sicher, dass sie es hören konnte.
    Als er mit etwas verdrehtem
Oberkörper neben ihr wie versteinert saß, erlöste sie ihn aus
seiner Starre. Sie küsste ihn. Es war kein wilder, fordernder Kuss,
sondern sanft und zärtlich. Im Hintergrund waren die letzten Takte
von ›Sex on Fire‹ mit der charismatischen, einschmeichelnden Stimme
von Caleb Followill zu hören. Niko war aufgewühlt. Er hatte diesen
Moment herbeigesehnt. Nun war er da. Und jetzt? Sie schwiegen beide
und küssten sich erneut. Dann brach sie das Schweigen. »Das ist ein
bisschen wie im Auto«, und als sie sah, dass er nicht ganz
verstand, was sie meinte, fuhr sie fort: »Genauso
unbequem!«     
     
    »Ach so, das meinst du, ja, ja. Da
hast du Recht!« Was redest du bloß für ein dummes Zeug, dachte er
gleichzeitig. Er wollte etwas Nettes, etwas Liebes sagen, aber er
war gehemmt.  
    »Also Niko, im Zimmer nebenan ist es
… also da ist es viel bequemer … ». 
    Was musste Sandra für einen
schlechten Eindruck von ihm haben, machte er sich so seine
Gedanken. Von einem Anzeichen, sie erobern zu wollen, sie für sich
zu gewinnen, keine Spur. Er benahm sich wie ein Primaner und diese
Zeit lag nun doch schon ein paar Jahre hinter ihm.
    Fieberhaft suchte er nach den
richtigen Worten. Gerade, als er etwas sagen wollte, legte sie ihm
ihren Zeigefinger auf die Lippen, stand auf, nahm seine Hand, zog
ihn hoch und steuerte mit ihm im Schlepptau die Schlafzimmertür an.
Der Raum lag im Dunkeln. Sie knipste das Licht an und dimmte es so
weit, dass die Konturen der Gegenstände zu verschwimmen schienen.
Beherrscht wurde der Raum von einem großen französischen Bett.
Ansonsten

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