Gabriel
ihre Autos, natürlich abgesehen von Albert, der in einen Krankenwagen verfrachtet wurde, weil ihn ja in seinem Wagen der Blitz getroffen hatte.
Juliette sah ihn zum Abschied nicken und nickte zurück. Dann stieg sie, von der Polizei gedrängt, in ihren Mietwagen. Immer noch zitternd, schaute sie über das Lenkrad nach vorn – in leuchtend blaue Augen. Der Mann, dem sie das Geld gegeben hatte. Den hatte sie ganz vergessen. Wusste er, dass sie Albert geheilt hatte?
Mühsam schluckte sie, und er hielt die Münzen hoch, die er von ihr bekommen hatte. Er nickte, als wollte er ihr bedeuten: Ich verstehe. Und … danke. Nachdem er das Geld in den Hut zurückgeworfen hatte, ging er davon und verschwand hinter einem der Stützpfeiler …
Ein paar Minuten später setzte sich die Autoschlange wieder in Bewegung, und Juliette fuhr los. Es regnete nicht mehr. Zwischen grauen Wolken kam die Sonne hervor.
Und Juliette überlegte, ob sie an ihrem Verstand zweifeln musste. Nun gab es nichts mehr, das ihr gesichert erschien.
Daniel wusste, dass die Zeit drängte. Sein Plan hatte ihn aus dem Hauptquartier der Adarianer über den Atlantik und dorthin geführt, wo der zweite Sternenengel soeben gelandet war. Es war ein riskanter Plan, nicht leicht zu verwirklichen.
Aber sein Leben hing davon ab.
Denn Abraxos würde einen seiner Männer töten. Der große, attraktive adarianische General mit dem rabenschwarzen Haar und den blauen Augen war der erste Erzengel gewesen, der Kommandant des Adarianer-Heeres, das der Alte Mann vor Äonen aus seinem Reich verjagt hatte. Deshalb waren die Soldaten gezwungen gewesen, sich auf dem Abfallhaufen, den die Menschen Erde nannten, ein neues Leben aufzubauen.
Und jetzt, da der General von der Existenz der Sternenengel und ihrer Heilkunst wusste, hatte er einen schrecklichen Plan geschmiedet. Er wollte alle Sternenengel kidnappen und ermorden, damit er zusammen mit einigen auserkorenen Adarianern für den Rest seines ewigen Lebens die Heilkraft des Sternenengelblutes genießen konnte.
Nur wenige würden das Blut trinken. Und Daniel würde nicht zu ihnen gehören. Wäre er im Hauptquartier der Adarianer geblieben, hätte Kevin ihn bereits getötet. Denn dessen Meinung nach besaß Daniel nur ein einziges Talent – sich unsichtbar zu machen. Und das genügte offenbar nicht, um ihn am Leben zu lassen. Der General brauchte ein Versuchskaninchen. Für diese tödliche Aufgabe hatte er Daniel ausgesucht.
Doch er irrte sich – Daniel konnte außerdem in die Zukunft blicken. Diese zweite Fähigkeit hatte er stets verheimlicht, denn sie war nicht leicht zu nutzen, mochte sie auch noch so wertvoll sein. Wann immer er sie anwandte, litt er höllische Schmerzen, war geschwächt und erschöpft, und nicht einmal Morphium konnte diese übernatürlichen Qualen lindern.
Solange aber Abraxos nicht selbst leiden musste, hätte er Daniel rücksichtslos gezwungen, sein besonderes Talent zu nutzen, um Sternenengel oder andere übernatürliche Wesen aufzuspüren. Auch war es zweifellos überaus hilfreich, die nächsten Aktionen eines Gegners zu kennen, bevor der sie auch nur plante. Deshalb hatte Daniel seine prophetische Gabe dem General verschwiegen und nur zugegeben, er könne sich unsichtbar machen.
Vor einigen Tagen hatte er in die Zukunft geschaut. Weil er von bösen Ahnungen heimgesucht wurde, hatte er wissen wollen, warum. Und so hatte er beschlossen, die infernalischen Schmerzen zu erdulden, in der Überzeugung, die Hellseherei wäre notwendig. Und da hatte er etwas erblickt, was ihn ziemlich beunruhigte – der General wollte ihn töten, indem er sein ganzes Blut trank. Deutlich hatte Daniel die Szene vor sich gesehen und auch Kevins Beweggründe.
Ob Kevins Plan überhaupt sinnvoll war, war eine andere Frage. Daniels Ansicht nach würden die Adarianer niemals ihren Traum verwirklichen können, einen Sternenengel in ihre Gewalt zu bringen, geschweige denn alle. Mit diesem Vorhaben bewies der General lediglich seinen Wahnwitz. Doch darauf kam es nicht an. So oder so hätte er Daniel ermordet, ganz egal, ob die übrigen Ziele erreichbar waren oder nicht.
Ob er wohl nun einen anderen Adarianer ermorden würde, nachdem Daniel geflohen war? Vielleicht hatte er das schon getan, und der Soldat lebte nicht mehr. Wer mochte es gewesen sein? Hatte das Experiment geklappt? Besaß Abraxos jetzt die Kräfte dieses Adarianers?
Wenn ja – würde er sich weitere Fähigkeiten aneignen und einen Soldaten nach dem
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