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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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wissenschaftliche Abhandlungen, alte Artikel, sogar elektronische Bücher. Am meisten interessierte ihn die Datei Tagebuch ab 2000.
    Bequem lehnte er sich zurück. Nun würde er nicht nur Informationen sammeln, sondern die Lektüre auch genießen.

4
    Irgendwem musste sie es erzählen, sich jemandem anvertrauen, oder … »Oder ich werde wahnsinnig«, wisperte sie frustriert und raufte sich das Haar.
    Die Internetverbindung des Hotels war zusammengebrochen, also konnte sie weder mit Sophie chatten noch ihr eine E-Mail schicken. Dadurch gewann sie zwar genug Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen und niederzuschreiben, doch das half ihr nicht. Sie musste ihre beste Freundin anrufen, und sogar das erschien ihr falsch angesichts all dessen, was sie zu sagen hatte. Wenn Soph einfach auflegte … Nein, das würde sie niemals tun. So war sie nicht. Nachdem sie in ihrem Leben einiges durchgemacht hatte, war sie recht offen, was die ›Unmöglichkeiten‹ dieser Welt anging.
    Aber was Juliette zu erzählen hatte, war so unglaublich, dass Soph es vielleicht für einen Scherz halten würde. Wenn Jules ihr dabei nicht in die schönen goldbraunen Augen schaute, würde Sophie die Wahrheit nicht erkennen und wohl kaum glauben, dass ihre Freundin nicht nur Heilkräfte besaß, sondern auch das Wetter beeinflussen konnte.
    Mittlerweile zweifelte Juliette nicht mehr an ihren übernatürlichen Fähigkeiten. Nach dem Blitzschlag hatte sie die Fahrt auf dem Parkplatz des nächsten Lebensmittelladens unterbrochen, um ihre Nerven zu beruhigen und Atem zu schöpfen. Sie hatte ihren Standort auf der Landkarte mit den Angaben des Navis verglichen.
    An der Stelle war das Gewitter mehr oder weniger vorbei gewesen. Nur ein paar Regentropfen fielen noch auf die Windschutzscheibe, und Juliette hatte sich zu einem kleinen Experiment entschlossen. Aufmerksam hatte sie durch die Windschutzscheibe geschaut und das abziehende Unwetter beobachtet. Nahe dem Laden stand ein Haus, daneben lag ein Garten mit einem hohen Baum, an dem eine Holzschaukel hing.
    Mit geschlossenen Augen hatte sie sich einen starken Wind vorgestellt, der die Schaukel bewegte. Als sie die Lider hob, hatte sie die Schaukel heftig vor und zurück schwingen sehen. Dann hatte sie eine Regenwolke heraufbeschworen. Das hatte sie an Winnie Puuhs kleine schwarze Wolke erinnert. Und Sekunden später hatte eine direkt über ihrem Auto ihre Schleusen geöffnet, das Wagendach übergossen und alle Leute, die unglücklicherweise den Laden gerade verlassen hatten.
    Schließlich hatte Juliette einen letzten Test durchgeführt. Sie hatte wissen wollen, ob sie jenen gewaltigen Blitz tatsächlich erzeugt hatte. Schmerzhaft hatte sie ihre Hände im Schoß geballt und sich einen Blitz ausgemalt, der über ihr von einer Wolke zur anderen zuckte. Auf keinen Fall durfte er in die Nähe der Häuser oder Baumwipfel geraten. Das musste sie verhindern. Eine Sekunde später hatte ein ohrenbetäubender Donner gekracht, die parkenden Autos erschüttert und mehrere Alarmanlagen piepsen lassen.
    Seither wusste sie es. Eindeutig. Sie war ein Freak, der das Wetter beeinflusste. Aber wenigstens konnte sie die Opfer ihrer grausigen meteorologischen Fehler heilen.
    Ihre Zähne klapperten, während sie auf dem Teppich ihres Hotelzimmers auf und ab tigerte. Krampfhaft umklammerte sie ihr Handy und wusste nicht, wen sie anrufen sollte.
    Und dann klingelte das kleine Telefon, vibrierte schwach in ihrem eisernen Griff. Abrupt blieb sie stehen, starrte es an und las ›Dad‹ auf dem Display.
    Nach einem tiefen, besänftigenden Atemzug klappte sie das Handy auf und hielt es ans Ohr. »Hi, Dad!«, meldete sie sich und tat ihr Bestes, um ihr wachsendes Unbehagen hinter einer fröhlichen Stimme zu verbergen.
    »Hi, meine Süße, wie war der Flug?«
    »Lang«, erwiderte sie mühelos. Zumindest das stimmte.
    »Kann ich mir denken. Ist alles gut gegangen? Hast du dein Gepäck?«
    Noch eine einfache Antwort. »Nein, das ist verschwunden. Aber mir geht’s gut. Bin gerade im Hotel angekommen.«
    »Sehr gut. Tut mir leid wegen deines Gepäcks. Wenn man so oft unterwegs ist wie du, muss so was ja mal passieren. Und wie ist es mit dem Jetlag?«
    »Ziemlich unerfreulich.« Auch das stimmte. Vor dem Flug nach Schottland hatte sie den Jetlag nach der Australienreise eben erst überwunden. Deshalb war ihr Körper verwirrt, um es milde auszudrücken.
    Ihr Vater lachte. »Kein Wunder.«
    »Wie geht’s Mom?« Verzweifelt suchte sie ein

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