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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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sie selbst erst einmal zurechtkommen. »Bitte, geh weg.« Fast verzweifelt wünschte sie, er würde sie küssen oder verschwinden. Das eine oder das andere. Sonst würde sie die Besinnung verlieren.
    »O nein, Liebes, das ist unmöglich, weil diese Männer hinter dir her sind. Der Kerl, der dich gestern überfiel, war nicht der Erste, der einen Sternenengel angegriffen hat. Und nicht der Letzte. Allein bist du nicht sicher. Deshalb muss ich dich beschützen.«
    Juliettes Augen verengten sich. »Wie kann ich wissen, dass du den Angriff auf mich letzte Nacht nicht arrangiert hast? Manchmal arbeiten Schurken ja so zusammen. Einer spielt den Garstigen, der andere ›rettet‹ das Opfer.« Zähneknirschend versuchte sie an ihre eigenen Worte zu glauben, damit sie überzeugend klangen. »Ich bin nicht dumm.«
    »Gewiss nicht, Schätzchen«, stimmte er zu. Nun glitzerte eine geheimnisvolle Heiterkeit in seinen Augen und machte ihn noch anziehender. Noch nie war sie so nahe daran gewesen, ihre Selbstbeherrschung in der Nähe eines Mannes zu verlieren, nur weil er gut aussah. Umwerfend. Himmlisch. Aber vielleicht war das alles ganz falsch. Denn seit sie ihn küssen wollte, schmerzte ihr Körper vor Sehnsucht an den peinlichsten Stellen.
    Offenbar signalisierte Juliettes Verlangen dem Raubtier in seinem Innern ihre Kapitulation, denn seine Pupillen wurden riesig. Dieser Anblick lähmte sie geradezu. Ehe sie reagieren konnte, ging er zum Angriff über. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht, als beanspruchte er sie als sein Eigentum, und sein Mund streifte ihren.
    O Gott, ja. Jetzt war sie verloren, es gab kein Zurück. Nichts in ihrem Dasein würde sich jemals so wunderbar anfühlen. Selbstvergessen senkte sie die Lider. Sie glaubte zu brennen, ihr Herz raste, ihr Körper schmolz dahin. Zwischen ihren Beinen sammelte sich lustvolle feuchte Hitze, sie bekam kaum noch Luft. Wie von selbst umklammerten ihre Hände das schwarze Leder seiner Jacke, ihre Finger krallten sich in das Material, als ginge es um ihr Leben.
    So gut konnte er küssen. Alles machte er richtig. Er wusste sie zu umgarnen, ihren Mund zu öffnen. Mit diesem Kuss ergriff er von ihr Besitz, kostete sie und zerstörte ihre Schutzmauern, als wären sie aus Pappe.
    Dann plötzlich erstarrte er. Sein Körper spannte sich an, er schlang seine Finger in ihr Haar. Langsam, ganz langsam rückte er von ihr weg.
    Sobald seine Lippen ihren Mund verließen, spürte sie eine so eisige Leere, dass sie erschauerte. Die abrupte Trennung schmerzte geradezu qualvoll. Aber sie hatte sich sofort unter Kontrolle, ihre Hände lösten sich von seiner Jacke.
    Sie öffnete die Augen, sah eine Veränderung in Gabriels Gesicht und erschrak. Noch immer verriet es heiße Leidenschaft. Aber in seinen schmalen Augen und den angespannten Kiefermuskeln las sie einen bedrohlichen Zorn und eiserne Entschlossenheit. »Rühr dich nicht von der Stelle, Babe«, sagte er. »Bleib hier, bis ich zurückkomme.«
    Zu verblüfft, um zu antworten, starrte sie ihn schweigend an. Das hielt er offenbar für eine Zustimmung, denn er erhob sich geschmeidig. Sie richtete sich auf, und die Realität traf sie wie eine kalte Dusche. Juliette beobachtete, wie er sich umschaute. Endlich konnte sie wieder vernünftig denken. Er muss verrückt sein. Gefährlich. Das alles ist reiner Wahnsinn. Warum weiß er über mich Bescheid? Sobald er verschwunden ist, laufe ich weg.
    Als hätte er erraten, was sie plante, beugte er sich zu ihr herab. »Damit das klar ist, Juliette. Ganz egal, wohin du gehst, ich finde dich überall. Falls du die Flucht ergreifst, wirst du nicht weit kommen.« Seine Augen schienen sie wie silberne Dolche zu durchbohren.
    Mühsam schluckte sie. Ein paar Sekunden wartete er noch, bevor er durch den Mittelgang des Wagens, in dem niemand außer Juliette saß, davoneilte. Ehe er die Schiebetür öffnete, warf er ihr einen letzten warnenden Blick zu. Und dann sah sie ihn nicht mehr.
    Wie er es verlangt hatte, blieb sie eine ganze Weile sitzen. Natürlich wollte sie ihm nicht gehorchen, aber sie konnte sich einfach nicht bewegen. Schon zweimal hatte er sie geküsst. Und diese Küsse waren absolut himmlisch gewesen. Kein anderer Mann würde sie je wieder so küssen.
    Doch so wundervoll der Mann auch sein mochte, irgendwie hatte er herausgefunden, dass sie das Gewitter beeinflusste, das jetzt wilder denn je tobte. Außerdem hatte er etwas Seltsames behauptet: Sie sei ein Sternenengel. Und seit sie ihren

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