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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Mitchell«, meinte Ely. »Ich wäre beeindruckt, wenn du nicht soeben ihre Gedanken gelesen hättest. Konntest du ihrem Gehirn entnehmen, dass sie ein Sternenengel ist?«
    Immer noch grinsend, klemmte Mitchell sich eine Zigarette zwischen die Lippen und ließ sein Feuerzeug aufflammen. »Ein wundervolles Gehirn. Offen und ehrlich.«
    »Und du bist verrückt nach ihr, wie?« Ely wusste, wie wichtig Mitchell Ehrlichkeit war. Auf einen adarianischen Gedankenleser wirkte sie so erfrischend wie Wasser in der Wüste. Deshalb ahnte der Schwarze, dass sein Gefährte diesen Sternenengel für sich beanspruchen würde.
    Mitchell antwortete auf die Unterstellung nicht. Aber sein Lächeln war aufschlussreich genug. »Sie fürchtet ihn«, verkündete er mit der Zigarette im Mund und steckte das Feuerzeug ein. »Jetzt will sie sich in der Toilette verkriechen, bis der Zug weiterfährt, und dann irgendwie nach Inverness gelangen.« Er nahm den Glimmstängel aus dem Mund, blies eine Rauchwolke in die Luft. Als er wieder an der Zigarette sog, strahlte er über das ganze Gesicht.
    »Also ist Gabriel hier.« In Lukes hellblauen Augen glitzerte ein plötzliches Hyperinteresse. Die beiden anderen Adarianer folgten seinem Blick und entdeckten einen Mann, der aus dem Zug sprang. »Da ist er.«
    Hastig wichen sie in die schattige Gasse zwischen dem Bahnhof und dem nächsten Haus zurück, und Ely klappte seinen Mantelkragen hoch. »Auch Daniel muss irgendwo in der Nähe sein. Ich spüre ihn. Leider kann er uns sehen, während er sich unsichtbar macht. Folglich wird es nicht leicht werden, ihn zu erwischen.«
    »Doch, ganz einfach, wenn wir uns den Sternenengel schnappen«, erwiderte Luke. »Diese Frau wird ihn anlocken wie das Licht eine Motte.«
    »Genau«, bestätigte Ely.
    Lachend schnippte Mitchell seine Zigarette in den nächstbesten Abfalleimer. »Völlig klar.«
     
    Mit zusammengekniffenen grünen Augen beobachtete Daniel, wie die drei Adarianer in die Gasse huschten. Nun könnte er ihnen folgen und sie belauschen. Doch er riskierte ohnehin sehr viel, indem er sich in ihrer Nähe aufhielt. Es war reines Glück, dass Mitchell seine Gedanken noch nicht aufgefangen hatte. Dieser Typ glich einem Dartpfeil – schwer zu sagen, wann er ins Schwarze treffen würde und wann nicht. Bislang war er ihm entgangen. Aber wenn ich mich nicht bald aus dem Staub mache, wird er mich aufspüren und meinen Plan vereiteln.
    Und damit wäre Daniels Leben beendet.
    Lautlos verfluchte er sein Pech, sprang auf die andere Seite des Zugs und folgte den unbenutzten Gleisen. Wie zum Teufel hatten sie ihn in Schottland geortet? Vor seiner Abreise hatte er nichts im Hauptquartier hinterlassen, was auf sein Ziel hingewiesen hätte. Und außer ihm konnte kein Adarianer hellsehen. Was zum Teufel ging da vor?
    Plötzlich streifte eine Vibration seine Wange wie Sandpapier, und er blieb stehen. Black war in der Nähe. Geduckt spähte Daniel unter dem Zug hindurch. Tatsächlich. Motorradstiefel auf dem Bahnsteig. Jetzt entfernten sie sich.
    »Verdammt«, flüsterte er und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Irgendwie musste er vor Gabriel an den Sternenengel herankommen. Und auch vor Ely und den anderen Adarianern. Er hatte Juliette um die Ecke des Bahnhofs laufen sehen. Vermutlich wollte sie sich in der Damentoilette verstecken. Also hatte er einen Informationsvorsprung gegenüber dem Erzengel.
    Aber Mitchell konnte Gedanken lesen, und vielleicht hatte er Juliettes Gehirn dieselbe Information entnommen.
    Was für ein verdammtes Durcheinander.
    Hektisch versuchte Daniel einen Plan zu schmieden, schaute auf seine Uhr und dann nach vorn zum Lokführerhaus. In vier Minuten würde der Zug weiterfahren. Da fasste Daniel einen Entschluss und begann zu laufen.
     
    Juliette wollte gerade in der Toilette verschwinden, als sie aus den Augenwinkeln etwas entdeckte. Abrupt hielt sie inne. Ein Taxi. Am Straßenrand, die Taxileuchte eingeschaltet. Kein Fahrgast. Und der Fahrer beugte sich vor und winkte ihr zu. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, und sie würde auch keine Zeit mit Bedenken verschwenden.
    Erleichtert winkte sie zurück und rannte zu dem Wagen. Der Mann stieg aus, ging auf die andere Seite und nahm ihr die Reisetasche ab. »Wohin, Miss?«
    »Können Sie mich nach Inverness bringen?«
    Verblüfft riss er die Augen auf. Er verstaute die Reisetasche im Kofferraum, dann verzog er leicht das Gesicht. Juliette vermutete, er wollte ein breites Grinsen unterdrücken.

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