Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
Vom Netzwerk:
zahlreiche erstaunliche Geschichten erzählt.
    O ja, die Männer konnten wahre Monstren sein. Und Juliette war nicht dumm. Also würde sie fliehen. Diesen Gedanken hatte er in ihren Augen gelesen, bevor er davongegangen war.
    Doch wenigstens konnte sie aus dem fahrenden Zug nicht einfach verschwinden. So leichtsinnig, hinauszuspringen, war sie nicht. Und die Türen öffneten sich erst in den Stationen. Vorerst saß sie in diesem Eisenbahnwagen fest, und er hatte genug Zeit, um den Adarianer aufzuspüren.
    Was ihn verwirrte, war die offenkundige Abwesenheit anderer Adarianer. Wo steckte der General? Warum zeigte sich Abraxos nicht? Verdammt, was ging da vor?
    Gabe eilte durch die Mittelgänge und achtete auf die vertrauten negativen Vibrationen, die ihm die Nähe des Adarianers verraten würden. Erbost verfluchte er sein Pech. Nach gut zweitausend Jahren hatte er seinen Sternenengel endlich gefunden, aber sein Feind ebenso. Doch wenigstens musste er sich nicht mit Samael herumschlagen, so wie Uriel vor ein paar Monaten, um seinen Sternenengel zu erobern. Das war immerhin ein schwacher Trost.
    Erst einmal würde er also den Adarianer unschädlich machen, und zwar für immer.
    Während Gabriel so durch den Zug lief, ignorierte er die Blicke neugieriger Fahrgäste. Im letzten Wagen wuchs seine Sorge. Nirgendwo hatte er den Adarianer wahrgenommen. Keine Elektrizität, keine dichtere Atmosphäre. Nichts glich den Vibrationen in Juliettes Wagen. Wo trieb sich der Feind herum?
    Und dann war da ein vager Gedanke in seinem Hinterkopf, und der Zug wurde langsamer.
    Nein. Abrupt blieb Gabe stehen und schaute in die Richtung, aus der er gekommen war. Auf einem Display las er Muir of Ord, ein paar Leute ergriffen ihr Gepäck. Rücksichtslos drängte er sich im Mittelgang an ihnen vorbei. Alle Türen öffneten sich vor ihm, und er stürmte hindurch.
    Als er Juliettes Großraumwagen erreichte, stand der Zug schon seit einigen Sekunden am Bahnsteig, und Gabriels Befürchtung bewahrheitete sich: Sie war verschwunden.

12
    »Sag mir, was du hörst, Mitchell.« Aufmerksam musterte Ely die Fahrgäste, die aus dem Zug stiegen.
    An seiner Seite nickte der hochgewachsene Adarianer, der wie ein Italiener aussah, und begann die Gesichter ebenfalls zu studieren. Während er sich konzentrierte, funkelten Lichter in seinen dunklen Augen wie Sterne am Nachthimmel. Ely beobachtete die Veränderung. Immer wieder faszinierte ihn das Talent seines Kameraden.
    Wenn Mitchell arbeitete, schwieg er, und Ely fühlte sich frustriert und nach dem ereignislosen langen Flug ermattet. Er hasste jede Art von Müßiggang. Zusammen mit Mitchell und Luke war er nach Schottland gereist, sobald die beiden ihre Fähigkeiten kombiniert hatten, um Daniel zu orten.
    Dass die Vereinigung funktionierte, schockierte ihn. Bisher hatte das erstaunlicherweise noch niemand versucht. Nun eröffneten sich endlose Möglichkeiten. Man musste nur das Blut der anderen trinken.
    Blut. Darauf lief immer alles hinaus.
    »Nein, ich höre ihn nicht«, erklärte Mitchell. Ebenso wie Ely wandte sich ihm auch Luke zu. »Aber ich höre etwas anderes, was mich interessiert.« Er wies mit dem Kinn auf einen Wagen im vorderen Teil des Zugs, und Ely sah eine bildschöne, zierliche Frau aussteigen, etwa eins sechzig groß, schlank wie eine Tänzerin, mit makellosem, leicht gebräuntem Teint und großen, leuchtenden grünbraunen Augen. Lange, dichte Locken umwehten ihr bezauberndes Gesicht, als sie zielstrebig zwischen den Leuten hindurcheilte.
    Ely war kein Narr. Natürlich gab es attraktive Menschen auf der Welt, hin und wieder sogar perfekte Schönheiten. Aber diese Frau war anders, von einer Aura umgeben, die er sofort erkannte. Zu rein, zu anziehend. Und sie nahm die Männer, die sie anstarrten, gar nicht wahr.
    »Lass mich raten«, murmelte er und sah sie um die Ecke des Bahnhofsgebäudes verschwinden. Dann schaute er Mitchell an, der lässig grinste. »Daniel hat uns was verheimlicht.«
    Luke lachte leise. »Zweifellos ein Sternenengel. Noch dazu ein verdammt hübscher.«
    »Da wir in Schottland sind, würde ich wetten, dass diese junge Frau für Gabriel bestimmt ist.« Mitchell nahm eine Zigarettenpackung aus der Innentasche seines Trenchcoats. Jedes Mal, wenn er fremde Gedanken erforscht hatte, rauchte er anschließend oder gönnte sich einen Drink. Ely hatte ihn nach dem Grund gefragt und die lapidare Antwort erhalten: »An meiner Stelle würdest du’s auch tun.«
    »Grandios,

Weitere Kostenlose Bücher